Chefkoch JP hat einen Abschluss in Lebensmittelwissenschaften von der Kyung Hee University in Korea, bevor er begann, in angesehenen Küchen auf der ganzen Welt zu arbeiten (vom The Ledbury in London über Cutler & Co. in Melbourne bis hin zum Jungsik in New York City. Ellia hingegen bringt ihr Fachwissen in Sachen Gastfreundschaft und Betriebsabläufe in den Front-of-House-Bereich ein und sorgt für einen tadellosen Service, der dem Restaurant Atomix bereits den Gin Mare Art of Hospitality Award bei The World's 50 Best Restaurants 2022 einbrachte.

2024 wurde das Atomix zum besten Restaurant in Nordamerika 2024 ernannt, im Jahr 2025 landete es auf Platz 12 der The World´s 50 Best Restaurants. Zudem leitet das Duo auch das zwanglosere Restaurant Atoboy, das Naro (mit Schwerpunkt auf eher traditionellen Gerichten) und den Seoul Salon im Big Apple.
Das Interview mit JP und Elliia Park: „Die Gastronomie ist eine Brücke zwischen Menschen“
worlds of food: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen. Sie sind beide in der internationalen Gastronomieszene sehr bekannt. Wie sehen Sie die Zukunft des Fine Dining, insbesondere in einer Zeit, die von politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen geprägt ist?JP Park: Ich denke, die Branche entwickelt sich ständig weiter. In New York, wo wir tätig sind, merkt man, dass die Menschen heute mehr Wert auf persönliche Erfahrungen legen. Es geht nicht nur um das Essen, sondern um die Geschichte, die dahintersteckt, und um ein Erlebnis, das sie so noch nie hatten. Kleine Details wie spezielle Bestecke oder Menü-Karten, die die Kultur vermitteln, werden immer wichtiger. Das Fine Dining wird persönlicher und intimer und damit umso bedeutungsvoller.
Ellia Park: Genau. Es geht darum, eine Verbindung herzustellen. Das Restaurant soll mehr sein als nur ein Ort zum Essen – es soll eine Geschichte erzählen, die Kultur und Philosophie vermitteln. Das macht das Erlebnis einzigartig und bleibt den Gästen im Gedächtnis. Ich glaube, das wird in Zukunft noch stärker im Trend liegen.
Sie sprechen von einer stärkeren Fokussierung auf Kultur und Philosophie. Wie beeinflusst das Ihre Herangehensweise an Innovationen und neue Konzepte?
JP: Wir lassen uns immer wieder inspirieren. Zum Beispiel haben wir in Seoul ein Forschungszentrum eröffnet, das kein klassisches Restaurant ist, sondern ein Ort, um koreanische Zutaten und Techniken zu studieren. Dort entwickeln wir Saucen, experimentieren mit Zutaten wie Seetang oder Nuruk, einem Gärungsstarter für Makgeolli, einem alkoholischen Getränk aus Korea. Diese Innovationen fließen dann in unsere Menüs ein, auch in unsere Restaurants in New York.
Ellia: Es ist ein organischer Prozess. Wir wachsen und lernen ständig, und unsere Ideen entwickeln sich natürlich. Wir versuchen, neue Zutaten und Techniken zu erforschen, um unsere Kultur zu bewahren und gleichzeitig Neues zu schaffen. Das ist für uns die Zukunft der Gastronomie: authentisch, innovativ und kulturell tief verwurzelt.

©Atomix
Sie planen auch eine Expansion nach Europa, richtig?
Ellia: Ja, genau. Wir werden nächstes Jahr in London ein Korean BBQ Restaurant in Mayfair eröffnen. Das ist für uns eine spannende Gelegenheit, die koreanische Kultur in Europa zu präsentieren. Koreanisches Barbecue ist eine ganz andere Erfahrung als ein Steakhouse – es ist Gemeinschaft, Teilen und gemeinsames Kochen am Tisch.
JP: Es ist eine völlig neue Tür, die wir öffnen und wir möchten das Bewusstsein für diese kulinarische Kultur Koreas stärken. Es ist eine Chance, die europäische Gastronomieszene zu bereichern.
Ellia Park: Für uns ist das eine Herzensangelegenheit. Die koreanische Küche hat so viel Tiefe, Geschichte und Innovation zu bieten. Wir möchten zeigen, dass sie mehr ist als nur BBQ oder Kimchi – es ist eine lebendige, moderne Kultur, die es wert ist, weltweit entdeckt zu werden.
JP: Genau. Es geht darum, Brücken zu bauen. Das stärkt nicht nur unsere Kultur, sondern fördert auch den kulturellen Austausch und das Verständnis zwischen den Menschen.
Wie sehen Sie die Rolle des „World’s 50 Best Restaurants“-Rankings für die Entwicklung der internationalen Gastronomie?
JP: Das Ranking ist für uns sehr bedeutend. Es gibt uns die Möglichkeit, unsere Kultur und unsere Philosophie zu präsentieren. Früher habe ich viel über die französische Küche gelernt, aber dieses Ranking hat mir geholfen, meinen eigenen Weg zu finden und meine koreanische Identität zu stärken. Es ermutigt uns, selbstbewusst unseren eigenen Weg zu gehen.
Ellia: 50 Best ist eine Plattform, die den Mut gibt, authentisch zu sein. Für uns bedeutet das, unsere Kultur nicht nur zu zeigen, sondern auch zu leben. Das stärkt das Selbstvertrauen und inspiriert andere Köche, ihre eigene Geschichte zu erzählen.

Spitzenköche in Turin bei der Bekanntgabe der The World´s 50 Best Restaurants 2025
Sie haben das Forschungszentrum in Seoul erwähnt. Arbeiten Sie dort mit lokalen Produzenten zusammen?
Ellia Park: Das ist ein zentraler Punkt. Wir arbeiten eng mit koreanischen Bauern, Fischern und Handwerkern zusammen, um authentische Zutaten zu beziehen. Gleichzeitig kooperieren wir mit Künstlern und Designern, um das Erlebnis in unseren Restaurants noch immersiver zu gestalten. Es ist eine ganzheitliche Herangehensweise, bei der Kultur, Kulinarik und Kunst Hand in Hand gehen.
JP: Das macht unsere Arbeit so spannend. Es geht nicht nur um das Essen, sondern um das Gesamterlebnis – die Geschichte, die Atmosphäre, die Menschen. Und durch diese Zusammenarbeit können wir die Nachhaltigkeit und Authentizität unserer Küche sichern.
Sie sprechen von Nachhaltigkeit. Wie integrieren Sie das in Ihre Konzepte?
Ellia Park: Nachhaltigkeit ist für uns essenziell. Wir setzen auf lokale und saisonale Zutaten, wo immer es möglich ist. Im Lab erforschen wir auch, wie wir Zutaten besser konservieren oder wiederverwenden können, um Abfall zu minimieren. Zudem fördern wir faire Partnerschaften mit Produzenten und achten auf umweltfreundliche Praktiken.
JP: Für uns ist das eine Verpflichtung gegenüber unserer Kultur und der Zukunft. Wir möchten, dass unsere Kinder und die nächsten Generationen die gleiche Vielfalt und Qualität erleben können. Nachhaltigkeit ist dabei kein Trend, sondern eine Grundhaltung.
Zum Abschluss: Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft der Gastronomie?
Ellia Park: Ich wünsche mir, dass mehr Köche den Mut haben, ihre eigene Kultur und Geschichte zu zeigen.
JP: Und ich hoffe, dass die Branche weiterhin offen für neue Ideen bleibt, sich gegenseitig inspiriert und die Vielfalt der Kulturen feiert. Die Gastronomie ist eine Brücke zwischen Menschen, und das sollte immer im Mittelpunkt stehen.
Vielen Dank für Ihre Einblicke und Ihre inspirierenden Worte. Ich freue mich schon auf die kommenden Projekte und die weitere Entwicklung der koreanischen Küche weltweit.
Alle weiteren Informationen unter: www.atomixnyc.com und www.theworlds50best.com
Zur Interview Reihe "Die Zukunft des Fine Dining"

Im Rahmen der The World´s 50 Best Restaurants 2025 in Turin stellten sich die folgenden Köchinnen und Köche den Fragen der internationalen Presse:
V.l.n.r.: Daniel Calvert vom Restaurant Sézanne, Ellia Park und Junghyun ‘JP’ Park aus dem Atomix (New York City), Alejandra Flores (Quintonil), Pía León, die das Kjolle betreibt, Jorge Vallejo (ebenfalls Quintonil) und Eric Kragh Vildgaard aus dem Jordnær.
Hier geht es zum Interview mit Eric Vildgaard
Hier geht es zum Interview mit Pía León