Struktur, Frische, Finesse - Was die Weine vom Stroblhof unverwechselbar macht Patrick Schwienbacher
Zu Gast in Südtirol

Struktur, Frische, Finesse - Was die Weine vom Stroblhof unverwechselbar macht

Im Stroblhof, einem traditionsreichen Weingut mit Hotel in Südtirol, trifft gelebte Geschichte auf moderne Präzision. Hier arbeitet Thomas Nicolussi-Leck als Teil des Winzer-Duos mit seinem Vater und prägt die Zukunft des Familienbetriebs. Mit Feingefühl für Burgundersorten, einem klaren Bekenntnis zu Qualität und einem tiefen Respekt vor Natur und Handwerk führt er das Weingut Schritt für Schritt weiter. Im Interview spricht er über seinen persönlichen Weg in den Weinbau, die Besonderheiten der Lagen, die Idee hinter dem besonderen Weinkeller und darüber, warum der direkte Kontakt zu Weinliebhabern für ihn unverzichtbar ist.

worlds of food: Herr Nicolussi-Leck, Sie sind der jüngere Teil des Winzer-Duos am Stroblhof – wie sind Sie persönlich zum Weinbau gekommen?

Thomas Nicolussi-Leck: Ich bin am Stroblhof aufgewachsen, der Weinbau war also von klein auf Teil meines Lebens. Nach der Schule hat mich mein Vater gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, in den Betrieb einzusteigen. Ich habe mich darauf eingelassen und schnell gemerkt, dass mir die Arbeit im Weinberg und im Keller liegt. Die Kombination aus Natur, Handwerk und Verantwortung für ein Produkt, das man über Monate begleitet, hat mich überzeugt. Seitdem bin ich im Betrieb geblieben.

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Thomas Nicolussi-Leck

Gab es einen Schlüsselmoment, in dem Sie wussten: „Das ist mein Weg“?

Einen einzelnen Schlüsselmoment gab es eigentlich nicht. Ich habe mich Schritt für Schritt in den Betrieb eingearbeitet und bin mit der Zeit immer mehr hineingewachsen. Je mehr Verantwortung ich übernommen habe und je tiefer ich in die Abläufe eingestiegen bin, desto klarer wurde für mich, dass der Weg im Familienbetrieb der richtige für mich ist.

Am Stroblhof steht Qualität vor Quantität: Sie produzieren maximal 42.000 Flaschen pro Jahr. Was heißt das konkret in Ihrem Arbeitsalltag?

Da unser Betrieb relativ klein ist, können wir uns intensiv um jedes Detail kümmern – im Weinberg genauso wie im Keller. Wir begleiten jeden Jahrgang sehr eng und können flexibel auf die Bedingungen reagieren. Die begrenzte Menge erlaubt es uns, sehr präzise zu arbeiten und keine Kompromisse bei der Qualität einzugehen.

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Der Stroblhof (©Jakko Kliesch)

Kalkhaltige Böden mit Porphyr-Einflüssen und kühle Fallwinde – können Sie beschreiben, wie sich das im Geschmack Ihrer Weine widerspiegelt?

Unsere Lagen bringen vor allem elegante Weine hervor. Die Kombination aus kalkhaltigen Böden, Porphyr-Anteilen und den kühlen Fallwinden sorgt dafür, dass die Weine nicht durch Fülle, sondern durch Finesse, Struktur und Frische überzeugen. Wir legen Wert darauf, diesen Charakter im Ausbau zu erhalten – klar, präzise und ohne Überlagerung durch Holz.

Ihre Leidenschaft gilt offenbar den Burgundern. Was macht gerade diese Rebsorte für Sie so besonders?

Der Weißburgunder ist die historische Sorte bei uns am Hof – er wurde hier schon seit Generationen angebaut. Der Blauburgunder kam etwas später dazu und ist heute mengenmäßig unsere wichtigste Sorte. Beide Rebsorten passen sehr gut zu unseren Lagen: Sie reagieren sensibel auf Boden und Klima und spiegeln die Typizität unserer kalkhaltigen Böden und das kühle Mikroklima besonders gut wider. Gerade diese Klarheit und Herkunftstreue machen die Arbeit mit den Burgundersorten für mich besonders spannend.

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Der Weinkeller ist beeindruckend – was war die Idee hinter diesem speziellen Ausbau mit Lehmplatten, Kalkputz und Tonboden?

Als mein Vater den Keller geplant und gebaut hat, war es ihm wichtig, möglichst viele natürliche Materialien zu verwenden. Zum einen, weil sie zeitlos sind – der Keller wirkt auch nach über 20 Jahren noch modern –, zum anderen wegen des Raumklimas. Materialien wie Lehm und Kalk regulieren Temperatur und Luftfeuchtigkeit auf natürliche Weise. Vor allem die konstante Feuchtigkeit ist in unseren Kellern ein großer Vorteil und schafft ideale Bedingungen für den Ausbau unserer Weine.

Sie öffnen wöchentlich die Türen zu Ihren Weinbergen – wie wichtig ist Ihnen der direkte Kontakt zu Weinliebhabern?

Der direkte Kontakt zu interessierten Weinliebhabern ist uns sehr wichtig. Wir haben den großen Vorteil, dass sich bei uns am Hof alles an einem Ort befindet – vom Weinberg über den Keller bis zur Flasche. Das ermöglicht es uns, Besucher durch den gesamten Produktionsprozess zu führen und ihnen unsere Arbeit Schritt für Schritt zu zeigen. So bekommen sie ein besseres Verständnis dafür, wie viel Sorgfalt und Handarbeit in jeder Flasche steckt. Für viele entsteht dadurch eine stärkere Verbindung zum Produkt – sie erleben den Wein nicht nur als Genussmittel, sondern auch als Ergebnis eines ganz konkreten Alltags.

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Was möchten Sie, dass Besucher vom Stroblhof mit nach Hause nehmen – außer vielleicht ein paar Flaschen Wein?

Uns ist wichtig, dass die Besucher ein besseres Verständnis für den Weinbau als traditionelles Handwerk mit nach Hause nehmen – ein Handwerk, das tief in unserer Kultur verwurzelt ist. Wir möchten Bewusstsein dafür schaffen, wie viel Arbeit, Wissen und Fingerspitzengefühl hinter jeder Flasche steckt. Wenn jemand den Hof verlässt und den Wein mit anderen Augen sieht, dann haben wir viel erreicht.

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Wie balancieren Sie Tradition und Innovation – vor allem in einem Weingut mit so langer Geschichte?

Für uns ist es wichtig, nicht stehen zu bleiben. Wir hinterfragen laufend unsere Arbeitsweise, probieren neue Dinge aus und suchen nach dem besten Weg – im Weinberg genauso wie im Keller. Gleichzeitig bleiben wir unserem Stil treu. Unsere Weine sollen ihren Charakter bewahren, den sie teilweise über Jahrzehnte entwickelt haben. Es geht also nicht darum, Tradition gegen Innovation auszuspielen, sondern beides in einem sinnvollen Gleichgewicht zu halten.

Alle weiteren Informationen unter: www.stroblhof.com