1. Warum sind Sie Koch geworden?
Da hat ein bisschen das Schicksal mitgespielt. Um ehrlich zu sein, konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich Köchin oder Restaurant-Fachfrau werden wollte und habe seinerzeit die Bewerbungsunterlagen an verschiedene renommierte Hotel-Restaurants geschickt und mein Bauchgefühl nach den Vorstellungsgesprächen entscheiden lassen.
2. Die schlimmste Aufgabe in Ihrer Lehrzeit?
Ein Jahr Frühstücksdienst war schon eine harte Nuss - zumal man sich immer alleine durchwurschteln musste - egal ob es 60 oder 120 Gäste waren die mit Eiern, Obst und Co versorgt werden mussten. Und was das allerschlimmste war: der Wecker um 5.00 Uhr. Ich zähle nämlich zu den Nachtschattengewächsen :)
3. Ihr größtes Talent ist…
Gute Frage. Das kann ich mich schwer bewerten... Aber ich glaube, dass ich eine recht gute Menschenkenntnis habe - zumindest habe ich das Gefühl, ein perfekt harmonierendes Küchen Team zusammengebracht zu haben. Das beflügelt, macht Spaß und spornt an!
4. Was ist Ihre größte Versuchung?
Ich könnte soooo viel nennen :) Zum einen kulinarische Ausflüge zu Kollegen - Sven Elverfelds Küche gehört seit Jahren zu meinen Favoriten - zum anderen bodenständige Küche "a la Mama". Ich vermute das sagen fast alle Köche!!!
5. Was war die bisher schwerste Aufgabe am Herd?
Die erste Berlinale bei der wir mitkochen durften- war schon eine große Nummer für unseren kleinen Familien Betrieb - vor allem eine logistische Herausforderung!
6. Welches ist Ihr Lieblingsgericht?
Gnocchi alla piemontese fällt mir als erstes ein... Aber ich könnte noch zig andere nennen...
7. Welches war Ihr bisher ausgefallenstes Gericht?
Da müssten Sie mal unsere Gäste befragen - denen kommt es sicher manchmal spanisch vor, was die Dame sich bei so manchem Gericht gedacht hat ;)
8. Ihre bisher größte „Kochkatastrophe“?
Eine Veranstaltung bei der wir innerhalb von weniger als einer Stunde buchstäblich leer "gefressen" wurden - ich fand das zum einen toll, denn das sprach ja offensichtlich für unsere Gerichte - zum anderen schämte ich mich, weil wir den Gästen sagen mussten, dass es nichts mehr gibt.
9. Haben Sie kochende Vorbilder?
Meine Mutter!
10. Welche historische oder aktuelle Persönlichkeit würden Sie gerne kennenlernen?
Louis de Funes wäre jemand den ich gerne kennengelernt hätte - weil er in dem Film " Brust oder Keule" als Restaurantkritiker eine so wunderbare Parodie auf die Lebensmittelindustrie spielt und die gehobene Gastronomie so herrlich auf die Schippe nimmt - und der Michelin insgeheim bei uns immer Duchemin genannt wird.
11. Wein oder Bier?
Ein Bier in der Küche nachdem wir die tägliche Schlacht geschlagen haben. Einen deutschen Riesling zu vielen anderen Gelegenheiten.
12. Bleibt Ihnen Zeit für Hobbys?
Naja, eher weniger. Täglich kümmere ich mich um meine beiden Papageien - und wenn es die Zeit zulässt, fahren mein Lebensgefährte und ich gerne nach Hamburg, Berlin oder in sonst eine Großstadt, um uns den Wind und das Lebensgefühl einer Großstadt um die Nase wehen zu lassen.
13. Kochen Sie auch in den eigenen vier Wänden?
Eher selten - nur wenn wir privat Gäste haben.
14. Welche Bedeutung messen Sie Sternen bei?
Viele Gäste reisen gezielt nach Sternen und Hauben. Und Auszeichnungen stärken das Selbstbewusstsein und führen neue Gäste zu uns. Manchmal sind harte Kritiken der Tester aber auch unangenehm und man wünschte sich, nicht in dem "Zirkus" mitzuspielen.
15. Wie stehen Sie zu Kochsendungen im Fernsehen?
Ich bräuchte sie nicht. Es sind zu viele mittlerweile.
16. Regionale oder internationale Küche?
"Interregiomediterraneurasisch."
17. Wer war der wichtigste/berühmteste Gast für den Sie gekocht haben?
Die Premieren-Gäste bei der Berlinale.
18. Wer gut essen will, zahlt häufig eine Menge Geld dafür. Aber muss Sterneküche wirklich teuer sein?
Wie sollte eine derart aufwendige Küche sonst funktionieren? Hier wird eine Menge Zeit und Arbeit von fachlich top ausgebildeten Köchinnen und Köchen in ein Menü gesteckt, es werden z.T. kostspielige Produkte gekauft, dem Gast werden viele Annehmlichkeiten vor während und nach einem Menü gereicht - das kann unmöglich zum Superschnäppchenpreis dauerhaft wirtschaftlich funktionieren.
19. Wie stehen Sie zu Fastfood á la Currywurst, Pommes, Döner und Co?
Muss ab und zu mal sein!
Mehr von Iris Bettinger: Tipps für einen perfekten Abend mit Gästen
alle Bilder: S.Pellegrino
- Derk Hoberg
Köche à la Carte – Heute: Iris Bettinger
Lernen Sie mit worlds of food die Spitzenköche kennen. Heute: Iris Bettinger. Die mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Köchin ist Küchenchefin des „Haus Reuter“ im westfälischen Rheda-Wiedenbrück. Bei der Kulinarischen Auslese von S.Pellegrino wurde Bettinger im Februar 2014 zur besten Köchin Deutschlands gekürt.