Andreu Genestra: Ich liebe meine Heimat und habe dank der gesammelten Erfahrungen heute das Privileg, meine Gäste mit tollen Produkten und Aromen aus Mallorca zu überraschen und ihnen dabei auch die Geschichte Mallorcas näherzubringen. Wir wollen allen zeigen, was unsere Aromen ausmacht, wie toll unsere heimischen Produkte sind und die Gäste damit auf höchstem Level überraschen. Immerhin sind um die 60 Prozent unserer Gäste Touristen – aber auch die Einheimischen freuen sich sehr über unsere moderne Interpretation der mallorquinischen Traditionen. Dafür arbeiten wir eng mit lokalen Produzenten zusammen und haben Kreisläufe und Werte geschaffen, die zudem die Gemeinschaft vor Ort stärken.
Sie betreiben heute insgesamt sieben Restaurants auf Mallorca und Mitte Mai starten Sie in ein weiteres aufregendes Projekt. Dann eröffnet das Lío Mallorca seine Pforten. Erzählen Sie uns davon ein wenig mehr!
Das wird ein ganz besonderer Ort, der in der Bucht von Palma de Mallorca die stilvollsten Partys der Insel bieten wird. Das Lío Mallorca verbindet die Elemente Gourmet-Dinner, Show und die anschließende Party im Lío Club. Alles an einem Ort und auf höchstem Niveau – ein Erlebnis für alle Sinne. Dass das perfekt funktioniert zeigen die Líos, die es bereits auf Ibiza, Mykonos und in London gibt. Es gibt kein vergleichbares, so detailreiches und hochwertiges Konzept bisher.

Was bedeutet Lío übersetzt?
Ein bunter Mix, könnte man sagen. Genau das ist es. Ein bunter Mix ausverschiedenen Elementen, die sich bestmöglich ergänzen. Am Eingang steht direkt das Motto: „Sí a todo! (Anm. d. Red.: Ja zu allem!) Das verdeutlicht direkt, worum es hier geht: Offen sein für alles. Offen für eine stilvolle Party mit jeder Menge Überraschungen und ganz viel Genuss.
Sie waren im Mugaritz und bei Juan Mari Arzak, beides im Baskenland, haben zwei Jahre in Katalonien im legendären El Bulli gekocht, waren bei Robuchon und auch in den USA, Brasilien, Schweden und weiteren Ländern aktiv. Welche war denn die Station, die Sie am meisten beeinflusst hat?
Ja, ich war viel unterwegs und habe in diesen Jahren wichtige Erfahrungen gesammelt. Eine Station dort herauszupicken fällt mir schwer. Ich würde vielmehr sagen, dass mich die traditionelle Küche seit jeher am meisten beeinflusst. Ich denke deshalb, dass mich die letzten zehn Jahre hier zurück auf Mallorca mehr beeinflusst haben, als die 20 Jahre davor. Zum einen habe ich meine Ausbildung mit 16 Jahren ja sehr jung begonnen und andererseits hat sich gerade in den vergangenen Jahren auch so viel getan. Da waren so einschneidende Ereignisse wir die Pandemie, dann kam der Ukraine-Krieg, der weitere Krisen mit sich brachte. Dadurch hat sich auch die allgemeine Wahrnehmung von Luxus sehr verändert. Nach all diesen Erfahrungen geht es heute mehr darum, Zeit für wirklich wichtige Dinge zu haben und um Produkte, in denen leidenschaftliche Arbeit und dadurch auch Qualität steckt. Vermeintlich einfache Produkte genießen dadurch wieder eine höhere Wertschätzung. Dazu gehört zum Beispiel Brot, das wir in meinen Restaurants und dann auch im Lío selbst backen, oder auch Olivenöl, von dem wir das Beste verwenden, das Sie auf Mallorca finden können. Und das gilt für alle Produkte, die wir anbieten – vom Spanferkel bis zum Kaviar und das sowohl in meinen Restaurants als auch im Lío.

Verwenden Sie denn moderne Techniken wie die Molekular-Küche, die Sie unterwegs erlernt haben, auch bei der Umsetzung Ihrer Gerichte im Lío oder in Ihren Restaurants?
Ja, Techniken wie jene aus der Molekular-Küche bieten uns ja tolle Möglichkeiten. Da wo es sich anbietet, solche Techniken einzusetzen, machen wir das. Dabei geht es mir aber nicht um die Show, die diese Techniken zweifelsohne auch ermöglichen, sondern vielmehr darum, die besten Aromen aus den Produkten herauszuholen und die Gäste damit zu überraschen. Für die Show sind im Lío die hochkarätigen Sängerinnen und Sänger, die atemberaubenden Akrobatinnen und Akrobaten zuständig. Meine Darsteller sind gewissermaßen Produkte und die Aromen machen die Show.
Sie bauen für Ihre Restaurants ja auch eigenes Gemüse an, haben unter anderem dafür auch einen grünen Stern verliehen bekommen. Wie viel kann das abdecken bei sieben Restaurants?
Wir haben einen 30.000 Quadratmeter großen Garten. Das ist groß, versorgt uns aber nur zu 10 Prozent mit dem, was wir in einem Restaurant benötigen. Alleine für Kartoffeln würde ich drei Fußballfelder brauchen, um da komplett autark zu sein. Für mich ist der Gemüsegarten deshalb mehr ein Ort, um meine Köche auszubilden und zu motivieren, immer auf lokale Produkte Wert zu legen und diese mehr zu schätzen. Mit der Arbeit im Garten erfahren sie beispielsweise den wahren Wert eines vermeintlich einfachen Produktes wie einer Zwiebel. Wieviel Arbeit und Zeit darin steckt lernt man schließlich nur, wenn man sich intensiv damit beschäftigt. Auf diese Art entwickelt man doch ein ganz anderes Verhältnis zu den alltäglichen Dingen und das ist mir wichtig.

Wie viel Arbeit und Zeit mussten Sie denn bisher für Ihr Engagement im Lío aufwenden?
Eine Menge, insgesamt waren es drei sehr intensive Monate, in denen wir das Menü entwickelt haben. Das Menü setzt sich ja aus den besten Gerichten eines jeden Lío zusammen – wir präsentieren also neben unseren Gerichten aus Mallorca auch die Signature Dishes aus Ibiza, Mykonos und London und verwenden dafür die besten Produkte, die wir finden können. Deshalb habe ich auch die bereits bestehenden Líos mehrfach besucht. Dazu kommt die Zusammenarbeit mit dem neuen Küchenteam hier auf Mallorca. Alleine hier haben wir 18 Köche, die die Gäste bekochen werden, dazu kommt ein noch größeres Service-Team. All das braucht seine Zeit, aber es hat sich definitiv gelohnt. Nun sind wir soweit, um am 15. Mai auf Mallorca zu starten – wir freuen uns sehr auf die Eröffnung.
Vielen Dank, Andreu, wir wünschen einen gelungenen Start in die erste Saison!
Termine:
Der „Lío Club Mallorca“ geht bereits in seine dritte Saison und öffnet am 17. April 2025
„Lío Cabaret & Restaurant“ startet erstmals mit dem Grand Opening am 15., 16. und 17. Mai mit internationalen DJs an drei spektakulären Nächten und dem neuen Bühnenprogramm ‚Back to the Future‘.
Alle weiteren Informationen unter: www.liogroup.com/mallorca und andreugenestra.com
Zur Person: Andreu Genestra
Andreu Genestra begann seine Karriere in der Küche im Alter von nur 15 Jahren. Zunächst schrubbte er Töpfe und Pfannen in einem Sonnen- und Strandhotel. Seine Kochausbildung begann er ein Jahr später an der Hotel- und Gastronomieschule an der Universität der Balearen. Jahre später war er der jüngste Küchenchef der Balearen, der einen Michelin-Stern erhielt.Genestra hat nach seiner Ausbildung in den Küchen des Mugaritz und des El Bulli von Ferran Adrià gearbeitet, kochte im weiteren Verlauf in London, Stockholm, Brasilien, Moskau, Paris, Miami und in Kuwait für die königliche Familie.
Im April 2011 beschloss er, sein eigenes Restaurant „Andreu Genestra“ in Capdepera zu eröffnen und der Guide Michelin verlieh ihm drei Jahre später seinen ersten Stern. Im Jahr 2020 wurde er mit dem grünen Stern ausgezeichnet, wodurch Genestras Gastronomie in Spanien weiter an Bedeutung gewann. 2022 schließlich folgte der Umzug des Restaurants ins Hotel Zoëtry Mallorca nach Llucmajor, wo er das Gourmet-Restaurant weiterhin erfolgreich betreibt.