Meeresgetreide – der neue Meeresreis von Ángel León Aponiente -- Ángel León begutachtet sein Meeresgetreide
Meeresgetreide als neues Superfood?

Meeresgetreide – der neue Meeresreis von Ángel León

Das spanische Drei-Sterne-Restaurant Aponiente und sein Chef Ángel León bilden die Speerspitze, wenn es darum geht, neuartige Zutaten aus dem Meer zu entdecken und zu kultivieren. Mit dem nun erstmalig gelungenen Anbau von Meeresgetreide, einer Art Meeresreis, will León ein neues Kapitel der gesunden und nachhaltigen Ernährung aufschlagen.

„Im Aponiente arbeiten wir seit mehr als einem Jahrzehnt konsequent an der Entdeckung neuer Produkte und der nachhaltigen Nutzung der großen Speisekammer, die das Meer uns bietet. Wir möchten versuchen, neue Lebensmittel in die menschliche Ernährung zu integrieren, die bisher noch unter dem Meeresspiegel verborgen blieben. Unser Traum ist, dass der Ozean Teil der Ernährung aller Menschen sein wird, ohne ihn dabei auszubeuten", sagt Küchenchef Ángel León selbst über seinen Forscherdrang und seine Verbundenheit zum Meer. Die Idee ist, das Beste aus den maritimen Zutaten zu machen, da sie in Leóns Augen eine nachhaltige, innovative Ressource sein können, die nicht nur dem kulinarischen Sektor, sondern auch der Gesellschaft selbst einen positiven Wert verleihen kann. So wie das nun von ihm und seinem Team entdeckte Meeresgetreide.

Zostera Marina – Erforschung des Meeressgetreides

Das Forschungs- und Entwicklungsteam des andalusischen Spitzenrestaurants Aponiente hat nun zusammen mit der Universität von Cádiz und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen erstmals und mehr als drei Jahre lang die Meerespflanze Zostera Marina und deren Samen, das so genannte Meeresgetreide, unter kontrollierten Bedingungen angebaut. Derzeit misst die Anbaufläche rund 3.000 Quadratmeter und befindet sich im Naturpark Baha de Cádiz. „Das Projekt, das weltweit das erste seiner Art ist, könnte die globale Speisekarte verändern und den Anbau von Kulturpflanzen in Gebieten ermöglichen, die nur Zugang zu Salzwasser haben", so Ángel León.

Meeresgetreide

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Ángel León und sein Team bei der Ernte

Zostera Marina ist als eine der vier Arten von marinen Phanerogamen in Europa heimisch und bislang nur wenig erforscht. Wissenschaftler und Biologen sehen diese Pflanzengattung jedoch als überlegen an, da Sie im Meer gedeiht und sich vom Salzwasser selbst ernährt. Darüber hinaus erfüllen sie als „Ökosystem-Architekten" wichtige biologische und ökologische Funktionen, die für ein florierendes Ökosystem in ihrer Umgebung sorgen.

Superfood Meeresgetreide gut für den Klimaschutz?

Im Laufe des Forschungsprozesses hat sich nun gezeigt, dass das Meeresgetreide eine der nachhaltigsten Kulturen auf dem Planeten ist und darüber hinaus weitere Vorteile bietet. Die Untersuchungen ergaben, dass das Korn nicht nur sicher für den menschlichen Verzehr ist, sondern auch einzigartige ernährungsphysiologische Eigenschaften hat, die es zum neuesten Superfood machen könnten. In ärmeren Regionen könnte die Kultivierung von Zostera Marina zudem zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen, da nur wenige technische und finanzielle Ressourcen für den Anbau erforderlich sind. Obendrein sind Küstenfeuchtgebiete und derartige Meereswiesen hocheffiziente Kohlendioxid-Speicher und es wird keinerlei Dünger oder Chemikalien für den Anbau von Meeresgetreide benötigt, was das Getreide auch in Sachen Klimaschutz interessant macht.

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Die Inhaltsstoffe und Nährwerte von Meeresgetreide

Das Forscherteam rund um Ángel León hat zahlreiche vergleichende Analysen und Studien von Meeresgetreide in Bezug auf gewöhnlichen Reis sowie andere Getreidesorten, die auf dem Festland angebaut werden – einschließlich Gerste, Weizen, Hafer und Mais – durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass dieses neue Getreide eine höhere Nährstoffdichte besitzt als die Vergleichssorten. Ernährungsphysiologisch beschreibt León das Meeresgetreide als inhaltlich ähnlich wie gleich mehrere Hülsenfrüchte auf einmal.

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Sein Meeresgetreide enthält demnach eine größere Menge an hochwertigen Proteinen (13%), Kohlenhydrate (82%, davon etwa 50% Stärke) und weniger als 2% Fett (pflanzlich). Es enthält auch die Vitamine A und E, die in keiner anderen Art von Getreide zu finden sind, sowie eine hohe Konzentrationen verschiedener B-Vitamine. Neben essentiellen Fettsäuren, Omega 6 und 9, und Aminosäuren, die nicht in anderen Körnern vorhanden sind, bietet das Meeresgetreide auch erhebliche Mengen an Glukose, so dass es durchaus zu einem Superfood mit außergewöhnlichen Qualitäten für eine gesunde Ernährung werden könnte.

Erst Plankton, jetzt Meeresgetreide, dann der Ozeangarten

Nachdem Ángel León und sein Team bereits die Gewinnung und Nutzung von Plankton im Aponiente haben patentieren lassen, nun also die nächste Entdeckung, die unsere Ernährung in den kommenden Jahren beeinflussen könnte. Hehre Ziele hat León jedenfalls mit seinem Meeresgetreide, möchte er doch auch daran arbeiten, das Projekt so weit voranzutreiben, zukünftig sogar Landpflanzen im Meer anbauen zu können, um so seinen Traum von einem ressourcenschonenden „Ozeangarten" zu verwirklichen.

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Mit dem nährstoffreichen Plankton würzt Ángel León unter anderem ein Risotto
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Wie schmeckt das Meeresgetreide?

Zu guter Letzt darf eine Frage natürlich nicht fehlen: Wie schmeckt das Meeresgetreide eigentlich? Auf kulinarischer Ebene öffnet Meeresgetreide laut León die Tür zu einer neuen Textur: „Dicht und fest. Wie Pasta oder herkömmlichen Reis kann man es al dente zubereiten. Geschmacklich ist es aromatisch, pflanzenbasiert und jodiert. Seine Eigenschaften für den kulinarischen Gebrauch reichen vom Kochen wie ein Reis oder eine Pasta, man kann es aber auch zu Mehl zu verarbeiten, um Brote oder getrocknete Nudeln aus dem Meeresgetreide herzustellen."


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