Domingo Schingaro: Unsere Küche ist der Motor des Borgo Egnazia Borgo Egnazia, Nicola Cipriani, Leonardo D`Avanzo, Davide Dutto
Der Koch des italienischen Sterne-Restaurants „Due Camini“ im Interview

Domingo Schingaro: Unsere Küche ist der Motor des Borgo Egnazia

Sechs Restaurants betreut Chefkoch Domingo Schingaro im malerischen Luxus-Resort Borgo Egnazia während der Hauptsaison in Apulien. Unbestrittenes Aushängeschild ist dabei das Gourmet-Restaurant „Due Camini“, das 2018 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Wir haben den Spitzenkoch getroffen und mit ihm über seine regionale und dennoch weltoffene Küche gesprochen.

Domingo Schingaro wurde 1980 in Bari geboren, wo er auch die Ausbildung zum Koch absolvierte. Nach Stationen in London und weiteren Gastspielen in internationalen Restaurants kehrte er in sein Heimatland zurück und erkochte sich 2015 dort seinen ersten Michelin-Stern im heutigen Restaurant „I Due Buoi“ in Alessandria. Seit 2016 ist er nun Executive Chef im 5 Sterne-Hotel Borgo Egnazia, einem Luxus-Resort, das einem alten apulischen Dorf nachempfunden ist und stilvollen Luxus bietet. Unter der Leitung von Andrea Ribaldone koordiniert Schingaro dort das gesamte kulinarische Angebot und führte das Gourmetrestaurant „Due Camini“ 2018 sogar zum Michelin-Stern. Gerade erst wurde seine neue Küche eingeweiht, in der er kreative Speisen auf Basis traditioneller apulischer Gerichte bietet. Dort trafen wir Domingo Schingaro zum Gespräch.

worlds of food: Domingo, Sie haben hier seit neuestem eine topmoderne Küche zur Verfügung, man könnte sagen, dem hohen Standard des gesamten Resorts angepasst. Wie wichtig ist die Küchenausstattung in Ihren Augen für ein Sternerestaurant?

Domingo Schingaro: Ich vergleiche das gerne mit einem Luxuswagen. Das Borgo Egnazia ist für mich wie ein Ferrari, ein echtes Traumauto, das einen kräftigen und sehr guten Motor braucht. Das ist unsere Küche, die genau genommen zwei Funktionen erfüllt. Sie garantiert einerseits, dass wir kulinarisch das hohe Niveau fortwährend halten können. Andererseits fühlen sich meine 80 Mitarbeiter auch sehr wohl hier, finden beste Bedingungen vor. Auch das zahlt wieder auf die Ziele des Resorts ein, unseren Gästen immer nur das Beste zu bieten.

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Domingo Schingaro (©Derk Hoberg)

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Der Blick über einen Teil des 5 Sterne Hotels Borgo Egnazia

worlds of food: Wie sind Sie denn überhaupt zum Kochen gekommen? In Italien vermutet man da direkt einen familiären Hintergrund...


Domingo Schingaro: Die Leidenschaft für die Küche habe ich definitiv von meiner Mutter mit auf den Weg bekommen – so wie das hier in den meisten Familien traditionell von den Vorfahren weitergegeben wird. Die Kochtechniken und mein Wissen über die besten Produkte habe ich aber auf vielen Stationen nach meiner Ausbildung erweitert.

worlds of food: Was mögen Sie persönlich denn am meisten an Ihrer Arbeit als Koch?

Domingo Schingaro: Ich empfinde das Kochen als Möglichkeit, meinem Wesen, meiner Seele Ausdruck zu verleihen. Genau wie Sänger oder Maler es tun. Ich sehe das also durchaus als künstlerischen Beruf. Man kann mit Gerichten oder einem Menü bestimmte Stimmungen wiedergeben, eine Region repräsentieren oder auch Erinnerungen verarbeiten. Diese Erkenntnis hat mich überhaupt erst dazu gebracht, das Kochen vom Hobby zum Beruf zu machen und eine Ausbildung zu beginnen.

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Der Gastraum des "Due Camini"

worlds of food: Ihre Gerichte, zum Beispiel „Zwiebel aus Aquaviva mit Parmesanplätzchen“, präsentieren sich traditionell und dennoch kreativ. Worauf basieren diese Gerichte, was sind die Grundsätze Ihrer Küche?

Domingo Schingaro: Wir sind einerseits verantwortlich, unsere apulischen Traditionen zu erhalten, wollen gleichzeitig aber auch eine moderne und ausgewogene Küche bieten, die uns gesund in die Zukunft bringt und Ressourcen schont. Dafür verwenden wir ausschließlich regionale Produkte aus der unmittelbaren Umgebung hier im Due Camini. Aber auch in den anderen Restaurants hier im Resort haben wir dieses Ziel. Schon im Kinderrestaurant wollen wir den Kleinen zeigen, wie viel Spaß gesunde Küche machen kann, da haben wir durchaus einen Bildungsanspruch. Dieser richtet sich aber auch an die älteren Gäste und letztlich soll unsere Küche das Wohlbefinden aller unserer Besucher steigern. Dafür sind natürlich auch nur die besten Produkte gut genug. Wir kennen daher unsere Lieferanten ganz genau, wissen, woher unser Fleisch stammt, haben eigene Hühner bei einem Züchter und achten immer auf extrem kurze Lieferwege.

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worlds of food: Gibt es dennoch internationale Einflüsse, die Sie in Ihrer Arbeit maßgeblich beeinflussen?

Domingo Schingaro: Grundsätzlich bin ich da sehr offen und probiere gerne Dinge aus. Die Welt bringt viele interessante Kochtechniken hervor, aber es muss auch Sinn machen und die Qualität unserer Küche hier steigern. Nur weil es gerade Mode ist, adaptiere ich keine Technik.

worlds of food: Italien und gerade auch Ihre Region Apulien verfügen über tolle Produkte. Ist es deshalb automatisch auch einfacher, in Italien zu kochen?

Domingo Schingaro: Für einen Italiener sicher (lacht).

worlds of food: Dann fragen wir umgekehrt, Sie waren ja auch international, zum Beispiel in London, tätig: Hat es ein italienischer Koch im Ausland schwerer, weil es womöglich schwieriger ist, an die gewohnten Produkte zu kommen?

Domingo Schingaro: Heutzutage nicht mehr, man bekommt ja an fast jedem Ort der Welt die besten Produkte. Allerdings ist es ja auch entscheidend, wo man etwas genießt. Italienische Tomaten schmecken nun mal in Italien besser als in Deutschland oder England. Einerseits müssen sie für den Export früher geerntet werden, andererseits ist das Feeling hier vor Ort natürlich ein ganz anderes, das sollte man immer bedenken.

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Derk Hoberg traf Domingo Schingaro (re.) in seiner Küche (©Jessica Bachmann)

worlds of food: Wie sieht es mit Ihren Ambitionen aus, weitere Auszeichnungen wie zum Beispiel den zweiten Stern einzuheimsen? Die Voraussetzungen hier in Ihrem "Motor des Borgo Egnazia" scheinen ja durchaus prädestiniert dafür...

Domingo Schingaro: Einen oder mehrere Sterne zu halten, ist für einen Koch wie einen Oscar zu bekommen. Zunächst einmal steht für mich aber im Vordergrund, ein guter Koch zu sein, die Gäste glücklich zu machen. Alles andere passiert, wenn es passieren soll. Ich möchte da nicht zu verbissen sein, sondern Schritt für Schritt gehen und versuchen, meine Arbeit so gut wie möglich zu machen. Sollte der zweite Stern aber eines Tages kommen, werde ich ihn sicher nicht ablehnen (lacht].

Mehr über das Borgo Egnazia

Mitten in der Natur, umgeben von jahrhundertealten Olivenbäumen und dem San Domenico Golfplatz, wo die Hügel des Itria-Tals sanft zum Adriatischen Meer hinabfallen, liegt das Borgo Egnazia in Savelletri di Fasano. Spätestens seit Justin Timberlake hier Jessica Biel heiratete und auch Manuel Neuer hier seine Hochzeit feierte, gehört das Borgo Egnazia zu den exklusivsten Adressen unter den europäischen Ferienresorts.

Gerade hat das Haus für sein Gourmetrestaurant "Due Camini" seinen ersten Michelin-Stern erhalten und auch das Spa ‚Vair‘ hat einiges zu bieten – es wurde nicht von ungefähr von Condé Nast UK im Jahr 2017 als "the most life-changing experience" präsentiert und eröffnet im April 2019, mit einem neuen Konzept und nach Renovierung, neu. Beim Besuch des Borgo Egnazia erleben die Gäste kein Hotel, sondern ein nachgebautes apulisches Dorf – ein eigenes Universum in Miniatur – mit dem Service eines 5-Sterne-Hauses. Die daraus entstehende Authentizität verleiht dem Resort ein frisches und zugleich ursprüngliches Flair, wie es „nirgendwo sonst“ auf der Welt vorzufinden ist.

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