Das komplette Interview mit Ole Plogstedt
worlds of food: Ole, ein Hamburger in München, was verschlägt dich hierher? Ole Plogstedt: Arbeit, Arbeit, Arbeit. Genauer gesagt mein „Nebenjob“ beim Fernsehen. Wir drehen hier gerade in der Kochschule meines Kochprofi–Kollegen Andi Schweiger eine Spezial-Ausgabe, mehr kann ich noch nicht verraten. Aber ich freue ich, dass es heute nicht so heiß ist. Wir waren gestern noch mit den Broilers (eine Punkband, Anm. d. Red.) in der Zitadelle in Berlin und haben dort unserer Catering-Zelt aufgebaut. Coole Location, aber auch gnadenlos heiß. Da tut die Abkühlung hier ganz gut.worlds of food: Du bist generell viel unterwegs. Zum einen mit deinem Tour-Catering-Unternehmen Rote Gourmet Fraktion (RGF), zum anderen mit den Kochprofis, wahrscheinlich auch mal über die Grenzen Deutschlands hinaus.
Ole Plogstedt: Ja, das kommt durchaus schon vor, zum Beispiel in Österreich. Wir waren auch schon auf Gran Canaria und Ibiza. Aber überwiegend findet das natürlich in Deutschland statt.
worlds of food: Wann trifft man dich denn mal zu Hause in Hamburg an?
Ole Plogstedt: (Schnauft). Ich gehe schon manchmal in mein Restaurant und sage: Ich weiß, ihr kennt mich nicht, aber ich bin euer Chef. Ich bin schon manchmal zu Hause. Aber zu den Reisen kommt ja noch der Rattenschwanz der Büroarbeit, die zu erledigen ist. Das passiert dann manchmal im Zug und das ist schon manchmal recht zapfig, der Stress. Vom Dreh direkt auf Tour und dann direkt wieder zurück zum Dreh – plus die anderen Jobs, die man noch hat. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, mir machen ja beide Jobs totalen Spaß. Das merke ich auch jedes Mal, wenn ich dann wieder auf Tour bin, meine Kollegen sehe und die ganzen Bands treffe. Das ist auch wie nach Hause kommen. Das ist auch bei den Kochprofis so, allerdings sind wir mit der Roten Gourmet Fraktion jetzt schon fast 22 Jahre unterwegs, das ist richtig zusammengewachsen.
worlds of food: Nun wissen unsere Leser, dass du Gastronomen in eurer Sendung gute Tipps geben kannst. Allerdings möchten viele sicher auch noch mehr von dir wissen. Zum Beispiel, warum du Koch geworden bist.
Ole Plogstedt: Das kann ich dir gar nicht so genau sagen, das kam einfach so. Das ist so eine Sache, schließlich werfen wir den Gastronomen, die uns rufen, ganz oft vor, dass sie sich nicht genügend Gedanken über ihr Restaurant machen. Ich hab mir damals aber auch keinen Kopf gemacht, was ich mache. Kochen, das wollte ich eben machen und dann bin ich Koch geworden. Dann hat sich das mit der RGF entwickelt, wir haben die Firma einfach gegründet. Hätte ich gewusst, was da an Arbeit auf mich zukommt, hätte ich das wahrscheinlich gar nicht gemacht. Von daher ist es manchmal auch ganz gut, so etwas nicht zu wissen. Aber ich hatte ja die Ausbildung zum Koch in der Tasche und das hat geholfen. Ich hatte aber sicherlich auch etwas Glück dabei.
worlds of food: Was findet man denn immer in deinem Kühlschrank?
Ole Plogstedt: Ich rege mich ja immer auf, wenn kein kaltes Bier drin ist (lacht). Also das sollte zumindest immer drin sein. Ansonsten findet man immer irgendwelche Gläser die ganz hinten stehen, zum Beispiel mit einer Oliven-Tapenade oder auch Gewürzgurken. Das ist übrigens interessant, Gewürzgurken sind in fast jedem Kühlschrank drin. Bevor ich zu den Kochprofis kam, habe ich ja das Fast Food-Duell gedreht. Durch die Duelle habe ich viele deutsche Kühlschränke kennengelernt – in fast jedem war Sprühsahne drin, aber in wirklich jedem waren Gewürzgurken.
worlds of food: Mit deiner Antwort erübrigt sich eine weitere Frage, nämlich jene, was du lieber trinkst, Bier oder Wein?
Ole Plogstedt: Ich mag Wein total gerne, aber eigentlich bin ich Biertrinker. Klar, ein guter Wein zum Essen, das fetzt. Und ich hab auch immer wieder Berührungspunkte zum Wein, zum Beispiel auf Tour, wenn eine Band gerne bestimmte Weine möchte. Aber auch da überwiegt Bier. In meinem Restaurant haben wir natürlich auch eine gute Weinauswahl, da habe ich mich ein wenig reingefuchst und das macht auch Spaß. Allerdings hat meine Frau da die Oberhand in Sachen Wein.
worlds of food: Was würdet du als dein größtes Talent bezeichnen?
Ole Plogstedt: Dich zulabern (lacht).
worlds of food: Das stimmt, das klappt ja schon ganz gut (beide lachen).
Ole Plogstedt: Nein, gepflegtes Halbwissen. Und dieses so zu verpacken, dass es nicht auffällt, dass es Halbwissen ist. Wenn überhaupt.
worlds of food: Kommt bei dir auch mal Fast Food auf den Tisch?
Ole Plogstedt: Ja klar, ich bin ja ein normaler Typ. In diese großen Ketten, die es inzwischen Flächendeckend gibt, gehe ich aber nur ungern. Höchstens wenn ich Hunger habe und es gibt unterwegs partout nichts anderes. Aber eigentlich kann ich den Mist nicht mehr sehen, da wird mir schlecht von. Da hat sich bei mir eine Widerstandshaltung breitgemacht. Aber zum Beispiel ein Döner, Hammer, superlecker. Wobei ich auch versuche, so wenig Fleisch wie möglich zu essen und wenn, dann nur solches, das aus artgerechter Tierhaltung stammt. Zum Beispiel nehme ich keine Pute, gequälter geht’s ja kaum. Aber was kann man denn heute schon noch mit gutem Gewissen essen?
worlds of food: Deshalb engagierst du dich auch innerhalb einer Oxfam-Kampagne für mehr Nachhaltigkeit und gegen die weltweite Ausbeutung von Kleinbauern. Worum geht es dabei genau?
Ole Plogstedt: Dem Ganzen liegt ein politisches Problem zu Grunde. Und zwar hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zwar immerhin erkannt, dass die Ernährung der Weltbevölkerung etwas mit Agrar-Wirtschaft zu tun hat. So weit, so gut. Jetzt werden allerdings über neue Programme und Kooperationen wie „German Food Partnership“ und die „Neue Allianz für Ernährungssicherung“ zunehmend große Konzerne wie Bayer, BASF und Monsanto unterstützt. Diese genießen dadurch Wettbewerbsvorteile, man öffnet ihnen Tür und Tor, um sich neue Märkte zu erschließen. Sei es für ihre Pestizide oder aber, um mittels Gentechnik veränderte Lebensmittel anzubauen und zu verkaufen. Das nennen die Konzerne dann „Grüne Revolution“ und das regt mich am meisten auf, weil sich das ja irgendwie sogar positiv anhört. Dabei geht es um Genfood. Letzten Endes leiden darunter die Kleinbauern weltweit. Alleine sie hätten die Möglichkeit, die Weltbevölkerung zu ernähren, wenn man die Aufmerksamkeit auf sie richten und sie unterstützen würde. Und das vor allem nachhaltig, ohne Monokulturen, ohne zu viele Pestizide und, und, und. Für mich als Koch ist das natürlich sehr naheliegend, mich damit auseinanderzusetzen. Allerdings geht uns das alle etwas an, und deshalb haben wir auch vor dem Berliner Reichstag ein Video gedreht, das zeigen soll, wie absurd das Ganze ist.
worlds of food: Da kann ja prinzipiell jeder etwas für tun, zum Beispiel beim Einkauf darauf zu achten, was im Einkaufswagen landet. Man kann aber auch die Kampagne bei oxfam.de unterstützen, oder?
Ole Plogstedt: Ja, genau. Petition unterschreiben, das wäre überhaupt der Knaller. Wir haben jetzt schon weit über 31.000 Unterschriften in kurzer Zeit gesammelt. Das ist, glaube ich, die erfolgreichste Oxfam-Kampagne, die es in Deutschland je gab.
worlds of food: Weiterhin viel Erfolg dabei und vielen Dank.