Einkaufen für die Nationalmannschaft - Holger Stromberg gettyimages.de
Der Koch der Nationalmannschaft

Einkaufen für die Nationalmannschaft - Holger Stromberg

Was isst die Nationalmannschaft während der WM in Brasilien, wie sieht der Speiseplan aus und was kauft DFB-Koch Holger Stromberg selbst dafür ein. Holger Stromberg klärt über das Essen der Nationalmannschaft auf:

„Wir haben einen Leitfaden, eine Gebrauchsanweisung, wie die Nationalmannschaft gerne isst. Also so, wie ich es für richtig halte. Diesen Speiseplan haben wir irgendwann einmal abgestimmt und dieser wird dem jeweiligen Hotel, in dem wir wohnen, dann zugesandt. Grundsätzlich kaufen die Hotels dann auf dieser Grundlage ein. Das Hotel bekommt also eine grobe Liste vorab von mir und wenn das nicht dem normalen Speiseplan des Hotels entspricht, müssen sie das eben zusätzlich besorgen.

Jetzt muss ich die vom Hotel gekauften Lebensmittel natürlich auch hinsichtlich ihrer Qualität prüfen und da gibt es sicherlich Dinge, die man mit bloßem Auge nicht erkennt. Allerdings komme ich als Koch aus der gehobenen Gastronomie, bin in diesem Umfeld groß geworden und habe sogar Hausschlachtungen als Kind miterlebt. Für mich ist es folglich relativ einfach zu erkennen, ob ich ein wertvolles und gutes Produkt in meinen Händen halte oder eben nicht. Dann kann ich entscheiden, ob die jeweilige Zutat auf dem Buffet landet oder nicht.“

Kauft Holger Stromberg selbst ein?

Stromberg Mueller„Bei einem Kurzaufenthalt auf den Faröer Inseln, während eines normalen Länderspiels, haben wir nicht die Möglichkeit, zu überprüfen, woher die Produkte kommen. Ich frage natürlich die Angestellten im Hotel, weil es mich auch persönlich interessiert. Aber selbst einkaufen können wir dort nicht. Und wir fordern auch keine Lebensmittel, die dort schwierig zu beschaffen sind. Im Gegenteil, wir verwenden dann auch sehr gerne regionale Produkte vor Ort – wenn es nicht gerade Walfleisch ist – zum Beispiel Jakobsmuscheln.

Ein gutes Beispiel dafür ist auch unser Aufenthalt in der Ukraine vor einiger Zeit. Wir hatten Tomaten von einem Großmarkt, die nach nichts schmeckten. Aber es war Tomaten-Saison in der Ukraine, da musste es also gute Tomaten geben. Der Koch sagte mir allerdings, er sei seitens der Geschäftsführung des Hotels gebeten worden, Tomaten von einem großen Supermarkt zu besorgen, weil diese auf Reinheit überprüft würden. Auf meine Frage, womit der Bauer, der dem Hotel ansonsten die Tomaten liefere, seine Tomaten dünge, sagte er mir: Mit dem Mist seiner Pferde. Und genau deshalb will ich sie haben sagte ich ihm und er besorgte sie mir. Es ist doch logisch, dass diese besser schmecken und da die Spieler Tomaten lieben, sollen sie gute bekommen.

Da muss eben hin und wieder der gesunde Menschenverstand eingeschaltet werden. Natürlich haben die Hotels die Vorgabe, bei großen Unternehmen einzukaufen, weil diese ja viel zu verlieren haben und deswegen auch streng kontrollieren müssen. Ich finde aber, da kann man im Interesse der Spieler ruhig nachfragen.“

Interview mit Holger Stromberg