Das New Yorker „Eat“ – Schweigen beim Abendessen
…oder eher „Be quiet“? Recht passend zur Jahreszeit führte der Besitzer des Szene-Lokals Nicholas Nauman (28) erst kürzlich eine neue Regel in seinem Restaurant ein: Beim Essen sollen die Gäste fortan doch bitte schweigen. Und das setzt der junge Gastronom auch vehement durch. Wer sich nicht an die Vorgabe hält, wird aufgefordert sein 40 Dollar teures Vier-Gänge-Menü vor dem Restaurant weiter zu essen. Das klingt zunächst danach, als spiele das Restaurant womöglich mit seiner Existenz.Überraschenderweise kommt das neue Konzept bei den New Yorkern aber extrem gut an: Die Buchungen häufen sich und die Idee, das Essen doch mal ganz bewusst wahrzunehmen, erfreut sich größter Beliebtheit. Eine Stadt –NEIN eine Weltmetropole – wie New York, in der das Leben niemals stillhält, soll sich beim Essen nicht mehr mit den unglaublichsten Geschichten austauschen können? Ja! Denn genau das ist so einfach wie genial. Während die Stadt vor außergewöhnlichen und exquisiten Restaurants nur so überschäumt, lernen die New Yorker im „Eat“ ihr Gericht erst richtig kennen.
Das Schweigen dient zur bewussten „Nahrungsaufnahme“. Man genießt die Ruhe und taucht in die Tiefen der kulinarischen Raffinessen. Während man beim Gespräch mit dem Tischnachbarn oft gar nicht bemerkt, welch tolle Aromen sich nach und nach auf der Zunge entfalten, soll beim Schweige-Dinner nicht auf das gehört werden, was der Gegenüber zu sagen hat, sondern vielmehr darauf, was die eigenen Geschmacksknospen zu berichten haben. Außerdem genießt man die herrliche Ruhe im Restaurant und die Gewissheit, sich mal nicht mitteilen zu müssen.
Die unsicht-Bar in Köln – Essen im Dunkeln
Das Restaurant unsicht-Bar, unter der Leitung von Gastronom Boris Swaczyna, ist bereits seit zwölf Jahren sehr erfolgreich mit seinem Konzept. Ganz nach dem Motto „Erbsen auf 12 Uhr“ beschäftigt sich Axel Rudolph, der Kopf dahinter, bereits seit 25 Jahren mit dem Thema „Erleben im Dunkeln“. Das Dinieren in der unsicht-Bar garantiert jedem Gast ein ganz außergewöhnliches Esserlebnis.Bereits das Öffnen der Restaurant-Homepage bereitet auf den Besuch in der Bar vor: Und dann wird es dunkel. Das Sehen gehört zu einem der fünf Sinnesorgane. Schaltet man einen der Sinne aus, reagieren die anderen umso schärfer. Ähnlich wie im New Yorker „Eat“ erlebt der Gast das Essen auf ganz intensive und sehr spezielle Art und Weise. Hinzu kommt, dass man dazu eingeladen wird, die Welt im Dunkeln genauer kennenzulernen. Doch wie kann man überhaupt Essen, wenn man die Hand vor Augen nicht mehr sieht?
Das Team um Boris Swaczyna macht das unter professioneller Anleitung möglich. Felisberto Assuba kennt sich im Service der Bar bestens aus. Er selbst verlor bei einem Unfall den größten Teil seines Sehvermögens. Und das Essen? In der Regel wird vorab nicht verraten, was serviert wird. Für 35 Euro kann man in der unsicht-Bar ein hochwertiges Vier-Gänge-Menü genießen oder vielmehr erraten. Wer dennoch vorab wissen möchte, was auf den Teller kommt, wird darüber natürlich gern informiert. Die Philosophie des Restaurants besagt allerdings: „Je weniger Informationen man hat, desto intensiver und sensibler kann man wahrnehmen.“
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