Schumanns Bargespräche – Reiseführer durch die Barszene Niv Abootalebi (alle Bilder)
Interview mit Regisseurin Marieke Schroeder

Schumanns Bargespräche – Reiseführer durch die Barszene

In SCHUMANNS BARGESPRÄCHE geht Bar-Legende Charles Schumann mit uns auf eine Entdeckungsreise zu den schönsten Bars der Welt u.a. nach New York, Havanna und Tokio. Das Interview mit der Regisseurin und Produzentin Marieke Schroeder.

Charles Schumann ist in Ihrem Film nicht nur „Reiseführer” durch Geschichte und Kultur der internationalen Barszene. Er ist gleichzeitig auch ihr Protagonist. Wie hat sich dieses Filmkonzept entwickelt?

Marieke Schroeder: Ich habe Charles vor vielen Jahren während eines Fluges nach New York zur Recherche für meinen Film Aidas Brüder und Schwestern kennengelernt. Wir haben uns dann oft in New York getroffen. Und egal wo wir hinkamen, Charles wurde von allen immer wieder wie ein guter Bekannter begrüßt. Ich kannte ihn zwar von seiner Schumann’s Bar in München, aber welchen weltweiten Einfluss er auf die Barkultur hatte, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst gewesen. Sein Buch „The American Bar“ ist nicht nur ein Klassiker der Barliteratur, es war auch wirklich stilprägend. Das hat ihn als Protagonisten geradezu prädestiniert. Natürlich auch, dass Charles ein Mensch ist, der seine Ecken und Kanten hat. Ursprünglich wollte ich den Film historischer anlegen. Aber Charles ist niemand, der in der Vergangenheit lebt. Und so findet jeder Film seine Form. Der Film ist geprägt von der Art, wie sich Charles fortbewegt, wie er auf die Menschen zugeht… In gewisser Weise ist SCHUMANNS BARGESPRÄCHE auch eine Verkörperung seiner Person. SCHUMANNS BARGESPRÄCHE ist kein Film über das Trinken, sondern über das Genießen.

Was macht das Besondere an einer Bar für Sie aus?

Hinter einem Barbesuch steckt auch immer eine Haltung. Es geht im Film nicht darum zu zeigen, dass man in einer Bar „abhängen“ kann. Es gibt bestimmte Leute, die zu einer bestimmten Uhrzeit in eine Bar gehen, um zu genießen, um sich treiben zu lassen und Dinge zu erleben, oder eben auch mit sich zu sein. Ich finde, darauf macht der Film Lust. Ich glaube, es gibt viele Leute, die sich nach solch einem Ort sehnen, um dort eine andere Form der Geselligkeit zu finden. Einem Ort, an dem man wieder richtig miteinander spricht, jenseits der sozialen Medien. So eine Sehnsucht spricht vor allem für die kleineren Bars. Sie schaffen den Raum, in dem so etwas möglich ist. Das zeigt sich nicht nur daran, dass es diese Treffpunkte schon seit Jahrhunderten gibt, sondern auch daran, dass heutzutage an allen Ecken neue Bars eröffnet werden.

charles schumann lieblingsbars

Japan würde man hierzulande nicht automatisch mit einer Barkultur verbinden. Inwiefern sind die ausgewählten Bars exemplarisch bzw. mit der Kultur des entsprechenden Landes verbunden?

SCHUMANNS BARGESPRÄCHE erhebt überhaupt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Weder sind es die hippsten oder bekanntesten Bars noch die besten Barkeeper. Diese Bewertung sollte man auch nicht fällen. Es sind zwar ein paar dabei, die wie die New Yorker Bars immer wieder internationale Preise erhalten, aber der Film verfolgt ein ganz anderes Konzept. Hinter den Bars in SCHUMANNS BARGESPRÄCHE stehen Menschen mit ihren Ideen und Konzepten, die den Gästen in ihren Bars eine bestimmte Art des Genießens ermöglichen. Jede dieser Bars bietet über das Trinken hinaus eine bestimmte Stimmung, die Möglichkeit auf ein Gespräch. An diesen Orten werde ich als Gast immer abgeholt. Das ist etwas, was ja auch Charles verkörpert. Viele kommen in seine Bar, weil er da ist – weil er sie „zu sich einlädt“. Wir haben also keine gastronomischen Ketten besucht, sondern uns auf jene Bars konzentriert, die durch ihre Besitzer geprägt sind und sich dadurch im Übrigen auch über die Jahre gehalten haben. Sie zeigen, was eine Bar in den unterschiedlichen Ländern an Stil und Haltung verkörpern kann.

Sie haben sechs Länder bereist. Über welchen Zeitraum haben sich die Dreharbeiten erstreckt?

Insgesamt auf zwei Jahre. Charles hat ja in dieser Zeit fast täglich weiter in seiner Bar gearbeitet. Er ist ein solches Arbeitstier, das hat mich wirklich sehr beeindruckt.

Schumann bar filmGab es etwas, was Ihnen von der Arbeit an diesem Film noch besonders in Erinnerung bleiben wird?

Charles Schumann ist zwar ein extremer Typ, mit dem man gut in den Ring steigen kann, aber er hat auch einen unglaublichen Humor. Die Dreharbeiten waren zum Teil wahnsinnig lustig, und Charles lässt sich auch immer wieder gern auf Sachen ein. Aber wie neugierig und wach er ist, hat mich am meisten beeindruckt. Wenn wir zum Beispiel nach einem langen Flug angekommen sind und ich mich am liebsten erst einmal im Hotel ausgeruht hätte, ist Charles gleich in irgendeinen Hinterhof auf Entdeckungstour gegangen oder hat sich dort mit den Menschen unterhalten. Diese Neugier, die ihn in allem, was er tut, antreibt, hat mir gezeigt, wie wichtig sie eigentlich in unser aller Leben ist.

Hier ein offizieller Trailer zum Film



Zum Film

Schumanns Bargespräche, der Film über einen der berühmtesten Barkeeper der Welt, Charles Schumann, und seine nicht minder legendäre „Schumann’s Bar“ in München feierte auf der diesjährigen Berlinale Weltpremiere und kommt am 12. Oktober 2017 im Verleih von NFP marketing & distribution* in die Kinos.