Interview mit Konditoren-Weltmeisterin Andrea Schirmaier-Huber Andrea Schirmaier-Huber

Interview mit Konditoren-Weltmeisterin Andrea Schirmaier-Huber

Andrea Schirmaier-Huber wurde 1999 Konditoren-Weltmeisterin. Damit ist sie die erste Frau, die diesen Titel gewinnen konnte. Wir sprachen mit der Jurorin der neuen Backshow „Das große Backen“ über die WM, Backshows im Fernsehen und über ihre Back-Workshops, für die wir einen Teilnehmerplatz verlosen.

worlds of food: Frau Schirmaier-Huber, was fasziniert Sie so sehr am Backen, um dies so zu perfektionieren und Weltmeisterin zu werden?
Andrea Schirmaier-Huber: Mir wurde das Backen ja schon in die Wiege gelegt, ich stamme aus einer Konditoren-Familie. Die Gene stimmten also. Dazu kommt die Liebe zu den Lebensmitteln und die Abwechslung und die Herausforderungen, die dieser Beruf bietet. So müssen wir uns tagtäglich nach den Wünschen unserer Kunden richten. Büro-Alltag wäre nichts für mich.

worlds of food: Die Konditoren-WM gib es seit über 80 Jahren, aber wie genau wird man eigentlich Weltmeisterin?
Andrea Schirmaier-Huber: Mein Wettkampf fand damals in Kanada statt, das war alleine schon toll, weil ich das Land sehr gerne mag. Aber man hat dort natürlich auch enormen Druck, befindet sich ständig unter Hochspannung, weil auch immer die Prüfer um einen herum sind. Während des Wettbewerbs zählt jede Minute und es darf keine Kleinigkeit schief gehen. Die Zeit fehlt einem ansonsten. Ein französischer Kollege hatte am zweiten Tag ein kleines Missgeschick beim Canache (Pariser Creme, d. Red.). Der hat die Schürze ausgezogen und ist gegangen. Er wusste einfach, dass ihm die Zeit nun nicht mehr reichen würde.

worlds of food: Was muss bei solch einer Weltmeisterschaft im Einzelnen gebacken werden?
Andrea Schirmaier-Huber: Zunächst einmal muss man sich auf die Gegebenheiten vor Ort einstellen. So durften wir nichts nach Kanada einfliegen, mussten uns mit den Produkten vor Ort begnügen. So mussten wir dort zum Beispiel mit Manitoba Mehl arbeiten, einer wesentlich Kleber-reicheren Mehlsorte. Die Produkte, die wir letztlich herstellen mussten, waren eine Drei-Stock-Torte, jeweils eine nationale Spezialität, Petit Four, Eis und Pralinen. Man fängt dann bei null an und hat drei Tage Zeit dafür.

worlds of food: Was ist denn schwieriger für Konditoren, diese feine Handwerkskunst oder die Kreativität, ständig Neues zu erfinden oder Klassiker neu zu interpretieren?
Andrea Schirmaier-Huber: Eindeutig die Kreativität. Ich kann mich nicht auf meinen Lorbeeren ausruhen. Kunden, Auszubildende, eigentlich jeder hat ja hohe Ansprüche, wenn er zu einer Konditoren-Weltmeisterin ins Geschäft kommt. Die Inspiration dafür hole ich mir beim Reisen. So habe ich auch zwei Jahre lang in Hong Kong gelebt und gearbeitet, so dass Asien für mich besonders wichtig ist, auch von den Lebensmitteln her.

worlds of food: Jetzt geben Sie auch Backseminare, eröffneten unlängst eine neue Backakademie in der Nähe von München. Werden Sie dort Ihre geheimsten Tricks verraten?
Andrea Schirmaier-Huber: Unser Stammhaus in München ist zu klein geworden, dort konnten wir aufgrund von Denkmalschutz-Bestimmungen nicht mehr anbauen. Daher haben wir uns weiterentwickelt, dort in Oberpframmen hat jetzt jeder, der an unserem Kursen teilnimmt, genug Platz zum Backen. So können wir hier auch jedem Niveau gerecht werden. Und natürlich verrate ich da auch zahlreiche Back-Tricks, die Teilnahme soll sich doch für jeden lohnen.

worlds of food: Auch das Fernsehen greift das Thema Backen derzeit verstärkt auf, warum wird Backen momentan so populär?
Andrea Schirmaier-Huber: Ich glaube, das liegt daran, dass das Thema Kochen inzwischen so abgedeckt ist. Alle, die Interesse am Kochen haben, sind da vielleicht in gewisser Weise satt. Vor allem die Männer wollen hier glaube ich noch aufholen, sich jetzt verstärkt aufs Dessert konzentrieren. Das merke ich auch an unseren Kandidaten bei „Das große Backen“. Die sagen, dass sie gut kochen können, die Lorbeeren für das Dessert erntet dann aber meist ihre Frau. Auch bei den Backworkshops merkt man das. Vor allem die Männer wollen da auf hohem Niveau dazulernen.