Sommelier des Jahres – Markus Berlinghof Hotel Louis C. Jacob, Hamburg
Markus Berlinghof im Gespräch

Sommelier des Jahres – Markus Berlinghof

Markus Berlinghof hat einen anspruchsvollen Weg zu seinem Titelgewinn hinter sich. Der Weinkenner aus dem „Hotel Louis C. Jacob“ in Hamburg wurde bei der 15. S.Pellegrino Kulinarischen Auslese als „Sommelier des Jahres“ ausgezeichnet. Wir haben mit ihm über den Weg zu diesem Titel gesprochen und ihm eine Weinempfehlung entlockt.

worlds of food: Herr Berlinghof, wie wird man Sommelier des Jahres?
Markus Berlinghof: Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen vergibt der Gault Millau jährlich eine solche Auszeichnung. In meinem Fall war es ein Wettkampf der von der Sommeliers Union Deutschland und der Hotel- und Restaurantvereinigung Relais & Châteaux ausgetragen wird. Da muss man sich in spezifischen Aufgaben gegen andere Sommeliers durchsetzen.

worlds of food: Wie geht dieser Wettbewerb vonstatten?
Markus Berlinghof: Nach dem Vorausscheid, einem schriftlichen Theorie-Teil mit 60 verschiedenen Fragen zu Themen aus der Weinwelt und der Verkostung eines Weiß- und zweier Rotweine, qualifizieren sich die sechs besten für das Halbfinale, in dem zu einem weiteren theoretischem Block noch eine Verkostung von drei Weinen und fünf Spirituosen hinzukommt. Im Finale der besten drei musste man einen Rotwein zusätzlich verkosten und in einer Fremdsprache präsentieren. Diesen Wein habe ich zwar nicht „genagelt“, wie wir sagen, also nicht ganz genau getroffen, aber der Weg dahin zählt auch eine Menge: Was sehe ich, was schmecke ich in dem Wein. Leicht war es nicht, zumal ich auf der Bühne vor über 100 Leuten etwas aufgeregt war.

worlds of food: Was erwartet Sie jetzt, können Sie sich nun aussuchen, in welchem Restaurant oder Hotel Sie arbeiten möchten?
Markus Berlinghof: Ich bin jetzt erst zwei Jahre in meiner jetzigen Stelle in Hamburg. Ich habe dort einen Grundstein gelegt, für die Dinge, die ich in Sachen Wein in einem Hotel erreichen möchte. Es gibt also noch keinen Grund, weiter zu ziehen, obwohl das mit dieser Auszeichnung jetzt sicher leichter wäre. Ich möchte das, was ich vorhabe, aber ordentlich zu Ende bringen.

worlds of food: Haben Sie einen Weintipp für unsere Leser? Man sagt, Sie persönllich mögen den deutschen Riesling.
Markus Berlinghof: Die Frage ist relativ schwierig. Deutscher Riesling ist wirklich ein gutes Produkt. Da kann man von Süden, also Baden, über die Pfalz, Rheinhessen, Rheingau und Franken bis zur Mosel gehen. Wer beispielsweise einen trockenen Riesling möchte, eine etwas „fettere“ Geschichte, dem empfehle ich den Rheingau oder die Pfalz. Wer lieber einen leichten Riesling trinkt, dem kann man Nahe- oder auch Moselweine empfehlen. Aber sich auf einen festzulegen, das fällt mir bei den starken Rieslingen in Deutschland wirklich schwer.

worlds of food: Welche Rotweine aus Deutschland empfehlen Sie?
Markus Berlinghof: Bei den Pinos sind wir ganz stark. Aber es sind auch andere Rebsorten stark im Kommen, zum Beispiel der Lemberger in Württemberg, dem österreichischen Blaufränkisch – unter diesem Namen ist er wohl bekannter. Aber auch der Cabernet Port und der Merlot haben schon jetzt enormes Potential und werden sich in Deutschland in den kommenden zehn bis 15 Jahren noch  weiterentwickeln. Auch bei diesen Rebsorten wird inzwischen eben mehr auf Qualität anstatt auf Masse gesetzt.