Finalisten des Basque Culinary World Prize bekanntgegeben Basque Culinary Center (BCC)
  • 01. Juli 2019
  • Redaktion
Top Ten

Finalisten des Basque Culinary World Prize bekanntgegeben

Küchenchefs aus zehn verschiedenen Ländern wurden gestern als Top Ten-Finalisten des Basque Culinary World Prize (BCWP) 2019 bekanntgegeben – ein Preis für wegweisende Küchenchefs, deren Tätigkeiten „über die Küche hinaus“ wirken.

In diesem Jahr um drei Monate vorgezogen, nominierten Experten und Institutionen des Gastronomiesektors bekannte und unbekannte Küchenchefs aus aller Welt, die aufgezeigt haben, wie die Gastronomie in Bereichen wie Technologie, Bildung, Umwelt, Gesundheit, Lebensmittelherstellung oder auch für die soziale oder wirtschaftliche Entwicklung zu einer treibenden Kraft werden kann.

Bei dieser vierten Auflage des Preises gingen 230 Nominierungen aus 42 Ländern ein und insgesamt 150 Küchenchefs wurden nominiert - die bislang höchste Beteiligungsquote für diese Auszeichnung, die im Rahmen der umfassenden Strategie Euskadi-Basque Country von der Baskischen Regierung und dem Basque Culinary Center (BCC), der weltweit führenden Institution für gastronomische Forschung und Lehre, veranstaltet und gefördert wird.

Die Top 10 Finalisten sind: Selassie Atadika (Ghana); Mario Castrellón (Panama), Siew-Chinn Chin (Malaysia - USA); Giovanni Cuocci (Italien); Xanty Elías (Spanien); Virgilio Martínez (Peru); Cristina Martínez (Mexiko - USA); Douglas McMaster (Vereinigtes Königreich); Anthony Myint (USA); Lars Williams (USA – Dänemark).

Diese zehn Namen spiegeln eine Bewegung wider, die von inspirierenden und bahnbrechendenled Köchen wie Ferran Adrià, José Andrés, Dan Barber, Massimo Bottura, Claus Mayer, Jamie Oliver und Alice Waters angeführt wird, die seit Jahrzehnten die Verantwortung übernehmen, einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft auszuüben. Diese zehn Küchenchefs, die in die engere Wahl kamen, wurden von einem technischen Komitee ausgewählt, das sich aus führenden akademischen und kulinarischen Experten zusammensetzt, die führende globale Institutionen wie die Harvard University, die Universität Kopenhagen, die Offene Universität Katalonien sowie die Universität des Baskenlandes vertreten.

Der Gewinner wird bei der neunten Jahrestagung des internationalen Rates des Basque Culinary Center in San Francisco von einer internationalen Jury ausgewählt, die sich aus den weltweit renommiertesten Chefkochs und interdisziplinären Experten verschiedener Bereiche der Gastronomie zusammensetzt. Die Verkündung erfolgt am 16. Juli 2019 im Rahmen eines von dem mit drei Michelin-Sternen ausgezeichneten Chefkoch Dominique Crenn veranstalteten Symposiums, das den Titel „Nachhaltiges Denken“ trägt. Schwerpunkt der diesjährigen Thematik ist die Frage, wie es der Gastronomie gelingt, die Nachhaltigkeitsagenda voranzutreiben – ob durch technologische Verbesserungen zur Verringerung der Emissionen oder durch ein verändertes Konsumverhalten.

Den Vorsitz der Jury übernimmt Chefkoch Joan Roca (Spanien). Sie besteht aus renommierten Küchenchefs wie Andoni Luis Aduriz (Baskenland), Eneko Axta (Baskenland), Massimo Bottura (Italien), Manu Buffara (Brasilien), Katina und Kyle Connaughton (USA), Dominique Crenn (USA), Trine Hahnemann (Dänemark), Yoshihiro Narisawa (Japan), Enrique Olvera (Mexiko) sowie Jock Zonfrillo (Australien), amtierender Gewinner des BCWP 2019.

basque culinary wp 2019
Der Gewinner erhält diesen Preis und 100.000 € , um sich für eine Sache einzusetzen, die das Ethos des Preises ausdrückt: die Gesellschaft durch Gastronomie zu verändern

Im Namen der Baskischen Regierung sagt Bittor Oroz, stellvertretender Minister für Landwirtschaft, Fischerei und Lebensmittelpolitik:  "Diese vierte Auflage des Basque Culinary World Prize ist notwendig, um die Werte wie Exzellenz, Engagement, Qualität und Engagement für die Transformation, die mit dem Preis verfolgt wird, zu festigen und weiter zu fördern. Im Rahmen der umfassenden Strategie des Euskadi-Baskenlandes hat der Basque Culinary World Prize dazu beigetragen, dass das Baskenland weiterhin ein internationaler Maßstab für Spitzenleistungen in der Gastronomie ist und sich als Land mit einem vorbildlichen Modell hinsichtlich Lebensqualität und sozialer Zusammenhalt sowie als innovative und wettbewerbsfähige Region präsentiert."
Der Generaldirektor des Basque Culinary Center, Joxe Mari Aizega, meint:

"Fachleute und Institutionen des gastronomischen Sektors aus verschiedenen Teilen der Welt haben teilgenommen und uns geholfen, eine große Vielfalt an inspirierenden Persönlichkeiten zu entdecken, deren Engagement die soziale Wirkung der Gastronomie zeigt, wenn sie Teil einer breiten und vielfältigen Bewegung ist. In seinem vierten Jahr bestätigt der Basque Culinary World Prize seine Bedeutung mit der bisher höchsten Beteiligung, mehr Nominierungen und mehr Reichweite und vor allem mit der Konsolidierung eines Multiplikatoreffekts."

Während der Diskussion über die diesjährigen Kandidaten sagte Pia Sörensen, Leiterin des Wissenschafts- und Gastronomie-Programmes der Harvard University: “Die Liste der Finalisten zeigt die wichtige und innovative Arbeit von Küchenchefs verschiedener Regionen und in einer Reihe von hochaktuellen, mit der Gastronomie verknüpften Bereichen auf – nicht nur als Inspirationsquelle, sondern auch als spürbarer und konkreter Ausdruck dafür, wie dieses Kollektiv handelt.“


Die Top Ten-Finalisten sind:

Selassie Atadika

Mit einem zeitgenössischen und engagierten Diskurs öffnet Selassie Ghana die Türen. Nach ihrer akademischen Ausbildung im Bereich der Internationalen Studien in Kolumbien und ihrer zehnjährigen Tätigkeit bei der UNO schwang sie in der Absicht, Herausforderungen im Lebensmittelbereich zu meistern, auf Gastronomie um. Sie schloss ihr Studium am Culinary Institute of America (CIA) ab. Doch anstatt in den USA zu bleiben, kehrte sie nach Afrika zurück, um in Accra ihr Restaurant Midunu zu eröffnen (2014), mit dem sie sich ihr Konzept einer neuen afrikanischen Küche auf die Fahne geschrieben hat. In Zusammenarbeit mit einem ausschließlich aus Frauen bestehenden Team untersucht und erforscht sie das vielfältige Erbe Afrikas und hofft, gemeinsam dazu beizutragen, dass sich weitere Frauen als Expertinnen der afrikanischen Haute Cuisine einreihen und nicht nur als Frauen gelten, die zu Hause kochen und die Tradition weitergeben.

Virgilio Martinez

Virgilio Martinez verbindet die peruanische Küche mit Erforschung und Innovation. Durch seine Arbeit mit Mater Iniciativa, einem multidisziplinären biologischen und sozialen Forschungszentrum, erweitert Martinez die Grenzen des gesellschaftlichen Verständnisses und der Beziehung zu Umwelt- und Sozialfragen. Die Biodiversität ist ein Schwerpunkt des Zentrums. Durch die Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Gemeinden in abgelegenen Gebieten erkundet sein Team ungenutzte, einheimische Zutaten und die Geschichten dahinter. Ihre Ergebnisse fließen in Martinez' Aushängeschild „Central Restaurante“ (2009) mit Sitz in Lima, Peru, ein, das als eines der besten Restaurants Lateinamerikas gilt. Mit Mil (2018), seinem jüngsten Projekt in Cuzco - auf einer Höhe von 3.500 Metern vor den Inkaruinen von Moray gelegen - definiert er die Art und Weise, wie Köche mit indigenen Gemeinschaften zusammenarbeiten und mit ihnen zusammenarbeiten, neu, indem er nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken, Wissensaustausch und einen multikulturellen Dialog fördert.

Cristina Martinez

In den USA bringt die Angst vor Abschiebung über eine Million Arbeiter ohne Papiere zum Schweigen. Und doch nutzt die mexikanische Köchin in Philadelphia den Erfolg ihres Restaurants South Philly Barbacoa (laut Bon Appètit eine der besten Restauranteröffnungen 2016), um dem kontroversen Kampf derjenigen, die in den Zeiten von Donald Trump ohne Papiere arbeiten, eine Stimme zu verleihen. Unter der Leitung von Cristina Martinez fördert die Initiative #Right2Work die öffentliche Diskussion über die Bedingungen dieses Kollektivs in der Gastronomiebranche und die Chefköchin schafft Treffpunkte, um Informationen auszutauschen und besonders bedürftige Menschen zu unterstützen. Der Bürgermeister von Philadelphia, Jim Kenney, verlieh ihr wegen ihres Kampfes für die Rechte von Immigranten sowie für ihren Beitrag, die Stadt zu einem gastronomischen Reiseziel zu machen, den Nationalities Service Award. Ihre Tätigkeit hat ihrerseits eine Resolution des Gemeinderates veranlasst, in der die Arbeit unabhängig vom Migrationstatus als Menschenrecht anerkannt wird.

Douglas McMaster

Mit dem Silo, dem ersten Zero Waste-Restaurant des Vereinigten Königreichs, ist Douglas McMaster zum Pionier einer Vision geworden, die gegenwärtig auf internationaler Ebene Verbreitung findet. Dabei werden gegenläufige Methoden und ein kulinarisches „vorindustrielles“ Modell, das junge Köche auf der ganzen Welt inspiriert, zum Standard: Nichts bleibt übrig; alles wird verwertet. Er ersetzt das Recycling- durch das Upcycling-Modell und zeigt zum einen auf, dass Abfälle nur deshalb existieren, weil eine Unkenntnis über ihre Verwertung besteht und zum anderen, dass die Gastronomie dazu beitragen kann, Verbrauchsmuster zugunsten der Nachhaltigkeit zu verändern, die hier nicht als Parole, sondern als Realität verstanden wird.

Giovanni Cuocci

In einem abgelegenen Winkel am Stadtrand von Modena im tiefsten Italien lebt Cuocci die Gastronomie als eine Art, sich um das Gebiet und die Menschen um ihn herum zu kümmern. Er widmet sich einer inspirierenden und innovativen gastronomisch-sozialen Kooperative, wo Lebensmittel weniger zu Rezepten verarbeitet werden, sondern viel mehr auch Chancen für ihre Mitglieder darstellen, nämlich geistig behinderte Menschen, mit denen er das Beste aus den Traditionen der Lebensmittelverarbeitung der Emilia Romagna sät, aufzieht und handwerklich verarbeitet. Im Bauernhof-Restaurant Lanterna di Diogene macht er die Interaktion mit einem der am wenigsten beachteten und vernachlässigten Kollektiven unserer Gesellschaft zu einem Standard, wobei er ihre Fähigkeiten aufwertet.

Mario Castrellón

Auf internationaler Ebene setzt er die Esskultur eines Landes wie Panama ein, die es zu entdecken gilt. Dabei nutzt er seine Führungsrolle als Unternehmer, um Möglichkeiten für die soziale Entwicklung zu schaffen, insbesondere in Kaffeeanbau-Gemeinschaften, in denen sich der Profit trotz der gegenwärtigen Produktion eines der wertvollsten und weltweit begehrtesten Kaffees (Geisha) weder in weniger Armut noch in einer höheren Produktivität niederschlägt. Der Chefkoch des Restaurants Maíto fördert Fair Trade-Mechanismen, Bildungseinrichtungen und Jobchancen für Produzenten und Frauen in gefährdeten Situationen.

Xanty Elías

Der Chefkoch des Acánthum, des einzigen Restaurants in Huelva (Spanien) mit einem Michelin-Stern, widmet sich der Entwicklung seiner Region: Als Präsident der Stiftung Prenauta engagiert er sich für Tourismus, Innovation und Unternehmertum im Hotel- und Gaststättengewerbe. Mit der Idee, die Ernährungspädagogik zu stärken, startete er die Initiative Los Niños se Comen el Futuro (2018). Sie sieht die Einbeziehung eines Lehrfachs für Esskultur an Grundschulen vor. Zwischen den Jahren 2018 und 2019 unterrichtete er im Rahmen seines Pilotprogrammes 2.200 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 6 und 7 Jahren in 50 Schulen Andalusiens.

Anthony Myint

Mit Überzeugung, Beharrlichkeit und Kreativität beabsichtigt er mit der Gastronomie als Ausgangspunkt, einer der wichtigsten Herausforderungen der globalen Gesellschaft die Stirn zu bieten: Dem Klimawandel. In San Francisco entwickelt er Initiativen wie ZeroFoodprint, um die Umweltauswirkungen des Hotel- und Gaststättengewerbes aufzuzeigen sowie Werkzeuge und Lösungen zu bieten, sodass jeder Chefkoch seinen CO2-Fußabdruck standortunabhängig verringern oder eliminieren kann. Mehr als 30 einflussreiche Restaurants rund um den Globus, darunter das Benu oder auch das Noma, nutzen seine Methode, während er mit The Perennial Farming Initiative Modelle einer nachhaltigen Landwirtschaft fördert.

Lars Williams

Der frühere Leiter der Non-Profit-Organisation Nordic Food Lab verkörpert in Kopenhagen eine neue Art, Innovation zu verstehen. Aus der Perspektive eines Chefkochs überträgt er in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Empirical Spirits Konzepte aus der Gastronomie auf Destillate und beabsichtigt, mithilfe von Spitzentechniken im Bereich der Destillation und Fermentation „Geschmäcker aus aller Welt einzukapseln“. Gemeinsam mit der Aktivistin und Pädagogin Chido Govera, der Gründerin von Future of Hope in Simbabwe, startet er die Förderung von gastronomischen Innovationsprogrammen, von denen ausgeschlossene Gemeinschaften profitieren. In diesem Rahmen werden Zutaten mit unerforschtem Potential (von Wildfrüchten bis hin zu Termiten) zu ganz besonderen Produkten verarbeitet, die es ermöglichen, einen ökonomischen und identitätsstiftenden Wert zu schaffen und die Weltmärkte in ihren Bann zu ziehen.

Siew-Chinn Chin

In Verbindung mit dem Kampf für biologische und gesunde Lebensmittel in den USA hat sie sich während ihrer umfassenden Laufbahn in Programmen engagiert, die die Unabhängigkeit vom System der industriellen Nahrungsmittel und des Fast Foods fördern. Zu diesen zählen beispielsweise das The Charlie Cart Project, dem sich die in Malaysia gebürtige Chefköchin in der Absicht angeschlossen hat, eine kulinarische Ausbildung im ganzen Land zu bieten. Dabei nutzt sie eine mit den entsprechenden Utensilien ausgestattete mobile Küche, um mit Dutzenden von Rezepten eine Verbindungen zwischen Kochen, Gesundheit und Umwelt herzustellen. Sie bildete über 500 Pädagogen in ca. 10 Ländern aus, in denen sie schätzungsweise 150.000 Kinder erreicht hat.

In den vergangenen Jahren ging der Preis an:
Jock Zonfrillo (BCWP 2018). Er hat 18 Jahre damit verbracht, die alte Esskultur der Ureinwohner Australiens zu ergründen und zu verteidigen, da sie von der nationalen kulinarischen Identität weitgehend ausgeschlossen,  Leonor Espinosa (BCWP 2017) für ihre Arbeit mit indigenen und afro-kolumbianischen Gemeinschaften, um ihr biologisches, kulturelles und immaterielles Erbe in Werkzeuge für eine sozioökonomische Entwicklung zu verwandeln, sowie an María Fernanda Di Giacobbe (BCWP 2016), die eine ganze Kette aus Bildung, Unternehmertum und wirtschaftlicher Entwicklung rund um den venezolanischen Kakaoanbau aufgebaut hat.
 

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