Schlemmen wie Julius Caesar – Das Kochbuch der alten Römer thinkstock.com; Cover: Artemis&Winkler

Schlemmen wie Julius Caesar – Das Kochbuch der alten Römer

Der „Bauch der Welt“, so wurde die Ewige Stadt Rom verächtlich von den übrigen Regionen des Imperiums genannt. Orgien waren keine Seltenheit. Was bei diesen gegessen wurde und wovon sich das einfache Volk ernährt hat, hat Marcus Gavius Apicius in einer Rezeptsammlung festgehalten. Hans-Peter Peschke und Werner Feldmann haben sie für die heutige Küche umgesetzt.

500 Jahre brauchten die Römer nur, um zur alles beherrschenden Weltmacht zu werden. Ausdruck fand dies auch in den üppigen Mahlen. Die normalen Bürger aber durften häufig nicht selbst kochen, da offene Feuerstellen in den Wohnblöcken zu gefährlich waren. Schon damals waren Imbisse am Straßenrand der Anlaufpunkt für hungrige Leute.

Diese Anekdote ist nur ein Teil der ausführlichen Einleitung, die die beiden Autoren für ihr Buch zusammengetragen haben. Ein umfassendes Kapitel führt den kochenden Leser (oder in diesem Moment eher lesenden Koch?) in die Geschichte der römischen Esskultur ein. Der nachfolgende Teil, versehen mit dem Vermerk „Werkstattbericht“, beschreibt, wie Peschke und Feldmann ihre Erfahrungen mit den Rezepten des Apicius aus der Sammlung „De re coquinaria“ gemacht haben, auf welche kulinarischen Besonderheiten sie gestoßen sind und wie sie die Rezepte nach und nach an die heutige Küche angepasst haben. Die Beschreibungen helfen dabei, ein Gefühl für die veröffentlichten Rezepte zu bekommen.

Rezepte mit sinnvollen Abwandlungen

Aufgeteilt ist der umfangreiche Rezeptteil in Kapitel in die verschiedenen Speisearten. Vielen Variationen an Fischgerichten, von Frikadellen bis Calamari sowie die passenden Saucen, folgen auf Vorspeisen wie Suppen, Eier und Schnecken.

Huhn, Ente, Taube und Gans haben ihr eigenes Geflügel-Kapitel bekommen, weitere Fleisch-Rezepte folgen im nächsten Teil. Hier gibt es Vorschläge für Frikassee, Leber, Rouladen oder Schnitzel sowie diverse passende Saucen. Das Wild hat ebenfalls ein eigenes Kapitel bekommen. Bei Wildschwein würde sich Obelix sicherlich riesig freuen, wer aber Hase oder Reh, vor allem mit nahrhaften Saucen, bevorzugt, kommt auch auf seine Kosten.

Gemüse, sowie Salate und andere Beilagen gibt es in vielen Variationen. So existieren beispielsweise allein sieben Rezepte für die Verarbeitung von Zucchini. Viele andere Gemüsegerichte befinden sich ebenfalls in diesem Kapitel, von Kohl über Lauch, bis hin zu Linsen, Bohnen und Erbsen.

Sinnvollerweise bilden die Desserts den Abschluss des Buches. Diese erscheinen auf den ersten Blick sehr exotisch und mit wenig unserer heutigen Küche zu vergleichen. Tatsächlich schreiben die Autoren auch, dass sie mit den Nachspeisen die meisten Probleme hatten. Extreme Süße war offenbar beliebt bei den Römern, zudem für Süßspeisen merkwürdig anmutende Zutaten wie Kümmel.

Wie im „Werkstattbericht“ beschrieben, haben die Autoren durchgängig einige der Zutaten durch heute aktuelle ersetzt. Dies macht durchaus Sinn, sonst wäre man bei der Vorbereitung vermutlich Ewigkeiten in diversen Feinkostgeschäften unterwegs oder würde gar nicht fündig werden und das Kochen schon vor dem Beginn wieder aufgeben.

Fazit

Das „Kochbuch der alten Römer“ ist ein interessantes Werk zur kulinarischen Geschichte Roms. Die Ausführungen zur Esskultur sind spannend, zeigen sie doch, wie anders unsere heutige Küche und unser Geschmack funktioniert. Bei den Rezepten ist sicherlich für jeden Etwas dabei, wenn auch nicht alles den persönlichen Geschmack treffen wird. Innereien und Schnecken sind eben nicht jedermanns Leibgericht. Für Vegetarier ist das Buch jedoch eher nicht geeignet, die Ausführungen zum Thema Fleisch sind doch sehr umfassend.
Alles in allem ist mit dem vorliegenden Buch eine kulinarische Zeitreise ins alte Rom wunderbar möglich.

Infos zum Buch:

Kochbuch der alten Römer
200 Rezepte nach Apicius, für die heutige Küche umgesetzt
Hans-Peter von Peschke, Werner Feldmann
Verlag Artemis & Winkler
288 Seiten
Preis: 16,99 Euro