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Purine im Fleisch

Schädigt Fleisch die Gelenke?

Fleisch steht schon lange im Verdacht, dass es die Gelenke belastet. Aber muss man wirklich Angst vor Gicht und Rheuma haben, wenn man sich hin und wieder ein Steak genehmigt?

Zu Omas Weisheiten zählt, dass man durch zu viel Fleisch Gicht bekommt. Im Mittelalter zählte Gicht zu den reiche Leute-Krankheiten, da sich nur die Reichen Fleisch leisten konnten. Entsprechend hält sich seit Jahrhunderten der Mythos, dass Fleisch schlecht für die Gelenke ist.

Entzündungen in den Gelenken

Tatsächlich können Fleisch- und vor allem Wurstwaren problematisch werden. Das gilt aber nur, wenn man bereits Probleme mit schmerzenden Gelenken, mit Rheuma und Arthrose hat. Denn Fleisch und Aufschnitt enthalten viel Arachidonsäure. Dies ist eine Fettsäure, die Entzündungen fördern kann. Liegen nun in den Gelenken bereits Entzündungen vor, kann eine vermehrte Aufnahme von Arachidonsäure dieses Prozess beschleunigen und die Schmerzen vergrößern. Vor allem Schweinefleisch gilt als problematisch, da es rund zehnmal mehr Säure enthält als Rindfleisch. Liegt eine entzündliche Gelenkerkrankung vor, sollte man seinen Fleischkonsum einschränken, nur noch einmal pro Woche Fleisch essen und am besten nur hochwertige und nicht verarbeitete Produkte zu sich nehmen.

Problematisch ist hier auch die Herkunft der Fleischwaren. Denn laut Professor Gerhard Jahreis, Professor für Ernährungsphysiologie an der Universität Jena, im Gespräch mit der „Apotheken Umschau“ hat die Ernährung der Tiere einen großen Einfluss auf die Zusammensetzung der Fettsäuren im Fleisch. So haben Tiere, die Gras oder Naturprodukte zu fressen bekommen, eine deutlich günstigere Verteilung der Fettsäuren als Tiere, die in Industriehaltung leben und vermehrt Kraftfutter zu fressen bekommen. Ernähren sich die Tiere natürlich, enthält das Fleisch deutlich weniger Arachidonsäure und dadurch ist die entzündungsfördernde Komponente deutlich geringer, wenn man sein Fleisch beim Jäger oder beim Bauern um die Ecke gekauft hat.

Purine im Fleisch

Ein weiterer Stoff, der sich negativ auf die Gelenke auswirken kann, sind so genannte Purine im Fleisch. Diese werden im Körper zu Harnsäure abgebaut. Bei entsprechend hohem Fleischkonsum und genetischer Veranlagung kann die Harnsäurekonzentration im Blut zunehmen. Dann können sich auch Harnsäurekristalle in den Gelenken ablagern, was zu schmerzhaften Entzündungen führen kann.

Zu sagen, dass alle Fleischliebhaber deswegen erhöhte Harnsäurewerte im Blut haben und sich Kristalle an den Gelenken ablagern, ist aber falsch. Denn es gibt genug Gegenbeispiele von passionierten Fleischessern, die keine Probleme mit den Gelenken haben. Es ist auch laut Prof. Jahreis eine Sache der Veranlagung, ob man nun Probleme bekommt oder nicht.

Ob Fleischessen nun den Gelenken schadet, lässt sich wie so oft nicht eindeutig beantworten. Solange keine Probleme vorliegen und keine entsprechende genetische Veranlagung besteht, gibt es aber keinen Grund, auf Fleisch zu verzichten. Es sei denn, man verzichtet aus anderen Gründen darauf. Zudem kann man natürlich nur empfehlen, hochwertiges Fleisch zu essen und keine Produkte aus Massentierhaltung, die es im Discounter zu Schleuderpreisen gibt.