Die Kehrseite von Bio thinkstockphotos.de
Alles nur nicht gesund

Die Kehrseite von Bio

Bio Produkte boomen. Immer mehr Menschen möchten sich gesund ernähren und dabei die Umwelt schonen und greifen lieber zu Bio-Produkten. Doch nimmt man die angebliche ökologische Anbauweise einmal genauer unter die Lupe, könnte der Bio-Boom bald wieder vorbei sein.

Wer sich gesund ernähren will, hat es immer schwerer. Gerade Bio-Lebensmittel geraten immer mehr in Verruf. Das ist eigentlich traurig, da Ökobauern eigentlich auf den Einsatz künstlicher Pestizide verzichten müssen und die Produkte daher frei von Giftstoffen sein sollten. Das ist zumindest ein schöner Gedanke. „Bild der Wissenschaft“-Autorin Susanne Donner ist anderer Meinung. Im aktuellen Heft hat sie die Bio-Anbauweise einmal genauer untersucht und erstaunliche, vielleicht auch besorgniserregende Erkenntnisse zu Tage gefördert.

Giftige Bakterien

Es ist eigentlich ein Wunder, dass Bio-Bauern ihre Felder frei von Schädlingen halten können, obwohl sie keine chemischen Mittel einsetzen dürfen. Entsprechend müssen biologische Produkte eingesetzt werden. Dazu zählt auch das Biospritzmittel Bacillus thuringiensis (Bt), das bereits seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingesetzt wird, als man das Wort Bio höchstens vom Biologie-Unterricht kannte. Das Bazillus produziert ein Protein, das im Darm bestimmter Schädlingsraupen giftig wirkt und diese tötet. Was für die Raupen Gift ist, ist aber auch für den Mensch ungesund. Wie Forscher unlängst herausgefunden haben, gibt es Bt-Stämme, die bei manchen Menschen Durchfall verursachen können. Also kann man davon ausgehen, dass nicht alle Bio-Mittel für den Menschen ungefährlich sind.

Giftige Viren

Ein anderes Bio-Mittel sind laut Susanne Donner Granulose-Viren, die Äpfel vor Würmern schützen sollen. Leider werden immer mehr Schädlinge gegen dieses Mittel resistent. Insofern sind die Äpfel oft nicht mehr vor Würmern geschützt. Auch das Biopestizid Pyrethrum, das aus einem Extrakt aus Chrysanthemen gewonnen wird, könnte bald auf der schwarzen Liste stehen. Es wird zwar wie gesagt aus Pflanzen gewonnen, diese wiederum werden aber oft auf großen Plantagen in Kenia, Ruanda, Tansania und Kroatien angepflanzt. Dort wiederum wachsen sie unter Bedingungen, die alles andere als Bio sind. Auf den Plantagen werden chemische Herbizide, Fungizide und Pestizide eingesetzt, die sich dann wiederum in der Pflanze ablagern und auf das Biomittel weitergegeben werden. Ob man Pyrethrum daher wirklich zu den ökologisch unbedenklichen Mitteln zählen kann, darf eher bezweifelt werden.

Gemeine Käfer

Um Pflanzen vor Blattläusen zu schützen, werden oft asiatische Marienkäfer eingesetzt. Jedes dieser Tiere vertilgt am Tag bis zu 270 Blattläuse. Nun gibt es aber wie immer ein Problem, wenn Lebewesen in neuen Ökosystemen angesiedelt werden. Im Überlebenskampf verdrängen die asiatischen Käfer den heimischen Marienkäfer immer mehr. So ist der Blattlaus-Bekämpfer selber zu einem Schädling geworden. Und diesen wieder loszuwerden, wird wohl eine unmögliche Aufgabe. Das haben andere Ökosysteme bereits erfahren müssen, in denen Tierarten ausgewildert wurden.

Dies sind nur drei Beispiele, die zeigen, dass Bio-Produkte im wahrsten Sinne des Wortes mit Vorsicht zu genießen sind. Weitere Beispiele gibt es auch in der Juni-Ausgabe der „Bild der Wissenschaft“.

Hier: Mehr als Bio? Permakultur