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Gesund mit Diehm

Ist „Bio“ wirklich gesünder?

Kaum ein Supermarkt, in dem Lebensmittel mit dem „Bio“-Siegel nicht einen festen Bestandteil im Regal haben. Doch ist die „Bio“-Ernährung auch wirklich gesünder? Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Pof. Dr. Curt Diehm.

„Bio“ hat längst den „Öko-Makel“ abgelegt und ist – wie man so schön sagt – in der Mitte der Bevölkerung angekommen. Insgesamt geben die Verbraucher inzwischen europaweit fast 40 Milliarden Euro für ökologische produzierte Lebensmittel aus. Und Deutschland ist der europaweit größte Markt. Kurz gesagt: Wir Deutsche lieben Bio, nicht zuletzt auch, weil wir denken, unserem Körper und unserer Gesundheit damit etwas Gutes zu tun.

Was sagt die Wissenschaft

In diesem Zusammenhang wird gern eine bereits etwas ältere Studie aus Schweden und England zitiert, die nachwies, dass Milch von Biokühen gesünder ist, weil sie mehr Omega-3-Fettsäuren enthält. Als Grund wird das frische Gras und Heu genannt, das Kühen in ökologischer Haltung gefüttert wird.

Bereits 2009 kam jedoch auch eine Metastudie der britischen Food Standards Agency zu dem Ergebnis, dass in Obst und Gemüse aus biologischem Anbau nicht mehr Nährstoffe enthalten sind. Die Metastudie wertete dazu über 150 Untersuchungen aus den letzten 50 Jahren aus.

Eine andere Untersuchung – eine im „British Journal of Nutrition“ veröffentlichte Metastudie, die 350 Untersuchungen auswertete – kam dagegen zu dem Resultat, dass pflanzliche Bioprodukte deutlich mehr sekundäre Pflanzenstoffe enthalten. Das sind Substanzen, die Pflanzen bilden, um sich gegen schädliche Umwelteinflüsse zu schützen, etwa gegen Krankheitserreger oder UV-Licht. Bio-Pflanzen werden nicht durch Pestizide abgeschirmt und bilden darum mehr dieser Stoffe.

Gleichzeitig gelangen durch den ökologischen Anbau mit Verzicht auf Pestizide und Kunstdünger weniger dieser schädlichen Stoffe in die Lebensmittel. Auch bei den Tieren gehen Biobauern andere Wege und behandeln ihr Vieh generell besser.

Darum kann man – und da wird mir sicherlich kaum jemand widersprechen – den Trend zu mehr „Bio“ grundsätzlich als gut befinden. Doch wirkt sich das auch auf unsere Gesundheit aus?

Bio allein ist noch nicht gesund

Dazu gleich noch etwas Grundsätzliches: Allein Bio macht eine Ernährung nicht gesund. Platt formuliert macht Sie ein Kilo Bio-Schokolade aus dem Fair-Trade-Programm Ihres Naturkostladens genauso dick, wie normale Schokolade. Der Schlüssel zu einer gesunden Ernährung liegt vielmehr in ihrer Ausgewogenheit. Essen Sie abwechslungsreich. Dazu zählen Obst und Gemüse genauso wie Getreide, Ballaststoffe, Milchprodukte, Fleisch, Fisch und Eier. Und achten Sie dabei vor allem nicht nur darauf, was Sie essen, sondern auch wieviel davon. Dann schaden ab und zu auch Süßigkeiten oder Chips nicht. Allerdings auch hier in Maßen.

Wenn Sie sich dann auch noch bevorzugt mit saisonalen und regionalen Lebensmitteln ernähren und diese aus bevorzugt – aber bitte nicht zwanghaft – biologischer Produktion stammen, dann haben Sie alles richtig gemacht. Dann ernähren Sie sich auch wirklich gesund.

Über den Autor
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.