Die kulinarische Seele baumeln lassen - Holger Stromberg im Interview REWE
Der Koch der Weltmeister

Die kulinarische Seele baumeln lassen - Holger Stromberg im Interview

Holger Stromberg bietet ab Januar Einblick in die „Küche der Weltmeister“. In Kochkursen möchte er Einsteigern und erfahrenen Hobbyköchen zeigen, wie man gesund kocht. Wir haben mit ihm über die Geschmäcker der Nationalspieler, die Kochkurse und deren Inhalte gesprochen.

Sie bieten im kommenden Jahr Kochkurse mit dem Thema „Kochen und essen wie ein Fußball-Weltmeister!“ an. Was waren die wichtigsten Faktoren bei der Zusammenstellung der Gerichte für die Kochkurse?
Die Authentizität, sowie die Umsetzbarkeit für die Teilnehmer. Selbstverständlich aber auch viele andere Faktoren, wie die Beachtung einer ausgewogenen Ernährung, handwerkliches Geschick, die Genialität der Einfachheit und natürlich die Lieblingsessen unserer Nationalspieler.

Welchen Einfluss hatten und haben die Gerichte auf die Leistungsfähigkeit der Spieler und wie können sie die Kochkursteilnehmer positiv beeinflussen?
Meiner Meinung nach ist das Wichtigste bei einer bewussten Ernährung: A: die Qualität der Lebensmittel an sich und B: die richtige Zusammensetzung von Proteinen, Kohlenhydrate und Fett gemessen an dem Bedarf eines Menschen. In den Kochkursen wird auch darauf näher eingegangen und Grundkenntnisse der Ernährung vermittelt. Diese Kombination aus Freude am Kochen bzw. ein selbstständiges zubereiten, Organisation und Qualitätsverständnis können die Teilnehmer nachhaltig nutzen, um Ihre Ernährung zu überdenken und zu verbessern.

Was sollen die Teilnehmer des Kochtrainings mit in ihren Alltag nehmen?
Am besten alles. Wir wollen die Freude am Kochen und am gesunden Essen vermitteln, gespickt mit Informationen aus dem Leistungssport. Die Teilnehmer sollen verstehen, dass auch Ernährung organisiert werden will. Und dass Ernährung ganz grundsätzlich einen großen Anteil zum persönlichen Erfolg und zum Wohlbefinden beiträgt. Und vor allem, dass Kochen und richtig ernähren nicht schwer ist.

Wie beschreiben Sie Ihre Philosophie als Koch der Nationalmannschaft?
Es ist nicht nur meine Philosophie bei der Arbeit mit der Nationalmannschaft, sondern ganz generell liebe ich gutes Essen. Ich bin ein Genussmensch. Ich vermittle den Menschen essentielles Wissen über Ernährung und zeige Ihnen bessere Alternativen auf. Auch Nationalspielern. Aber die brauchen sich am Ende kaum noch Gedanken machen, denn dafür haben sie ja einen Koch, mich ;)

Was wurde konkret am Finaltag gegessen? Also das Weltmeistermenü.
Das klingt vielleicht gar nicht so lecker, aber es war bester Treibstoff. Am Spieltag und vor allem am Finaltag in Rio ist alles auf den Wettkampf abgestimmt. Hier werden keine kulinarischen Ausflüge gemacht. Die gibt es an anderer Stelle.

Wie groß sehen Sie den Anteil der Verpflegung am Erfolg der Nationalmannschaft bzw. eines Sportlers?
Ernährung schießt keine Tore, sorgt allerdings für die physische und psychische Kraft derer, die Tore vermeiden, vorbereiten und schießen. Was wäre eine Pflanze mit Sonnenlicht, Wind und Regen, aber ohne Nährstoffe aus dem Boden?

Stromberg InterviewWelche „Sünden“ sind bei den Spielern beliebt und erlaubt?
Selbstverständlich essen die Spieler auch gern Süßigkeiten. Ich stelle auch Desserts, Kuchen und Süßes bereit. Aber auch hier ist die Qualität der Lebensmittel und deren Zusammensetzung entscheidend.

Gibt es Spieler mit besonderen, vielleicht auch ungewöhnlichen Vorlieben?
Selbstverständlich. Thomas Müller, zum Beispiel, ist mittlerweile ein „Connaisseur“. Er weiß wie Qualität und auch eine richtige Zubereitung schmeckt und mag zum Beispiel Rindersteak mit Gemüse sehr. Aber auch Per Mertesacker hat ein Lieblingsgericht: Tomatensuppe Spezial.

Von welchem Gemüse bzw. welcher Zutat würden Sie sagen, das ist der „Energieschub“ schlechthin?
Das kommt auf die Definition des Energieschubes an! Muskelpower, Hirnleistung oder Stoffwechsel generell? Zu den wichtigsten Zutaten würde ich aber durchaus Brokkoli, Kidneybohnen, Trockenfrüchte, Getreide und das Hühnerei zählen.

Welche Erfahrung am Herd benötigt man, um die Gerichte des Kochkurses nachzubereiten?
Keinerlei Erfahrung, denn wir möchten die Teilnehmer begeistern bzw. ermutigen, das Erlernte auch im Alltag umzusetzen und sie nicht abschrecken.

Bald steht die Weihnachtszeit an und gerade über die Feiertage stehen eher deftige Speisen an. Kommt bei Ihnen auch die typische Gans mit Klößen auf den Tisch?
Rituale soll man leben! Also warum nicht auch den Gänsebraten. Sich ausgewogen zu ernähren, heißt eben heutzutage nicht jeden Tag bzw. eher selten Gänsebraten zu genießen. Und Weihnachten ist eben nicht jeden Tag. An Weihnachten und Silvester gilt, essen, was Freude bereitet. Alle anderen 362 Tage ist genug Zeit, um sich zielgerecht zu ernähren. Bitte die kulinarische Seele baumeln lassen!

Hier lesen Sie unser Interview mit Holger Stromberg zur Fußball-WM in Brasilien