Christina Richon: Meine Großmutter und meine Mutter haben beide als Köchinnen gearbeitet, daher bin ich gewissermaßen in der Küche aufgewachsen. Nachdem ich nun bereits seit über 25 Jahren Naturkosmetika herstelle und mich ergiebig mit Pflanzen und Aromen beschäftigt habe, lag es nah, das auch in meine traditionellen Rezepte einfließen zu lassen. Insbesondere als meine Kinder auf die Welt gekommen sind, hatte ich die Gelegenheit, das immer weiter auszubauen. Ich fand das von Anfang an spannend, weil es meinen Gerichten einen neuen „Aroma-Kick“ gegeben hat. Nach und nach habe ich mich immer mehr auf das Kochen konzentriert und mich schließlich ganz der Küche gewidmet, weil es mich auch zufriedener gemacht hatte, als meine frühere Tätigkeit. Nachdem ich dann in kurzer Folge auch einige Kochwettbewerbe gewonnen habe, schien es die richtige Entscheidung gewesen zu sein.
worlds of food: Man hört immer wieder, dass sich bestimmte Gewürze in ihrer gesundheitlichen Wirkung verstärken, wenn man sie kombiniert. Wie wichtig ist Ihnen der gesundheitliche Aspekt bei Ihren Gerichten?
Christina Richon: Für mich steht bei meinen Gerichten der Genuss im Vordergrund. Ich möchte mit meinen Gerichten nicht therapieren. Mir geht es darum, Hobbyköche zum Experimentieren anzuregen, damit ihre Gerichte spannender werden. Dieses Gefühl entwickelt man mit der Zeit. Das merke ich bei meinen Kochschülern, die vor einigen Jahren bei null in meinen Kursen angefangen haben. Inzwischen sind sie selbst sehr kreativ geworden.
worlds of food: Wie genau verwenden Sie Gewürze denn bei Ihren Rezepten? Und haben Sie Gewürzfavoriten?
Christina Richon: Ich finde die Kombination verschiedener Gewürze spannend. Dabei sollte prinzipiell aber kein Gewürz besonders herauszuschmecken sein. Ich vergleiche das gerne mit einer „Mariage“, von der man auch beim Wein spricht. Dann suche ich mir eine Richtung, in die es gehen soll. So überlege ich mir, ob es orientalisch, mediterran oder aber asiatisch werden soll.
Wenn ich ein Gewürz hervorheben soll, das ich besonders mag, ist es die Tonkabohne. Die Tonkabohne hat eine sehr interessante Note, die ich sehr gerne einsetze.
worlds of food: Wie würden Sie die Tonkabohne geschmacklich beschreiben?
Christina Richon: Die Tonkabohne hat viele Facetten, am ehesten kommen aber Waldmeister, Bittermandel und Vanillenoten heraus.
worlds of food: Wie kann man die Tonkabohne denn gut einsetzen und worauf muss man dabei achten?
Christina Richon: Die Tonkabohne enthält Cumarin, in höheren Dosen ist sie deshalb nicht sonderlich bekömmlich. Deshalb reibt man nur ein wenig davon zum Würzen in das Essen. Nun ist es aber so, dass die Tonkabohne auch ein sehr intensives Aroma hat, weshalb das Gericht auch gar nicht schmecken würde, wenn man zu viel davon verwenden würde. Dazu muss man aber sagen, dass jedes Gewürz toxisch ist, wenn man es überdosiert.
worlds of food: Welche Gerichte würzen Sie denn besonders gerne mit der Tonkabohne?
Christina Richon: So einfach ist das nicht zu sagen, sie passt fast überall dazu. Ich verwende sie gerne in Süßspeisen, aber auch bei Herzhaftem. Die Tonkabohne passt auch gut zu Fisch und Meeresfrüchten. Ein kleiner Tipp: Eine einfache Balsamico-Reduktion zu einem gedämpften Rotbarben-Filet machen. Dafür müssen Sie nur Balsamico-Essig, der nicht einmal teuer sein muss, mit einer in Stücke gebrochenen Tonkabohne reduzieren, alles durch ein Sieb gießen und mit etwas Butter aufschlagen. Noch etwas Pfeffer und Salz dazu und fertig ist die Soße zur Rotbarbe.
worlds of food: Vielen Dank für diesen leckeren Tipp, Frau Richon.
Hier geht es zu Christina Richons Gewürzcocktail, den sie mit der Tonkabohne würzt.