Dazu muss man wissen: Den größten Teil des täglichen Nasses verbrauchen wir heute virtuell. Als „virtuelles Wasser“ wird das Wasser bezeichnet, das zur Herstellung von Konsumgütern benötigt wird. Das meiste Wasser kommt bei uns also nicht aus dem Hahn, sondern aus dem Einkaufwagen:
• 1 Liter brasilianischer Orangensaft = 22 Liter
• 1 Kilo spanische Tomaten = 40 Liter
• 1 Pfund Kaffee = 600 Liter
• 500g-Packung Rinderhack = 7500 Liter

Aber man kann auch alles übertreiben. Ich kenne Menschen, die brauchen beim Spülen weniger Wasser, als sie beim Ausscheiden durch Schwitzen verloren haben. Dabei ist Spülen nicht soooooo schlimm. Es gibt viel schlimmere Verschmutzungen. Auch bei der Seife, würde ich sagen: Gewisse Zugeständnisse an die Zivilisation müssen nun mal gemacht werden. Wenn Ihr Kind also im Angesicht der schäumenden Badewanne sagt: „Ich bin kein Ferkel, ich stinke für die Umwelt!“ Lassen Sie sich von ihrem pädagogisch-hygienischen Auftrag nicht abbringen.
Wer das globale Wasserproblem verstehen will, muss außerdem lernen in Kreisläufen zu denken. Der Gebrauch von Wasser muss nicht zwangsläufig zu einem Verlust an Wasser führen. Doch das Wasser muss ungefähr da der Natur zurückgegeben werden, wo man es entnimmt. Die größten Wasserverluste der Erde entstehen heute, weil der Wasserkreislauf unterbrochen wird. Um mal ein Bild zu wagen: Sie können so viel trinken wie Sie wollen, wenn Sie in den eigenen Garten pinkeln, ist das in Ordnung. Wenn Sie mit voller Blase nach Amerika fliegen ist das eine Sauerei.
Ich gebe zu der Vergleich ist etwas schief. Aber passiert im Grunde genau das bei einer Unmenge von Import-Produkten. Nehmen wir die Baumwolle. Ein Kilo Baumwolle verbraucht zirka 4000 Liter Wasser. Dazu wird in Trockengebieten Wasser aus Tiefbrunnen auf die Baumwollfelder gepumpt. Doch nur ein kleiner Teil des Wassers wird von der Baumwollpflanze aufgenommen, das meiste Wasser verdunstet bei den hohen Temperaturen. Gleichzeitig sinkt der Grundwasserspiegel durch die Pumpbewässerung immer weiter ab bis die Grundwasserreserven völlig aufgebraucht sind und auch die Bevölkerung nicht mehr mit Trinkwasser versorgt werden kann. Und die Wüste wird noch wüster…
Unter wasserpolitischen Gesichtspunkten gilt daher auch bei Klamotten: Weniger ist mehr! Es mag dem katholischen Hausfrauenbund vielleicht nicht schmecken, aber ökologisch betrachtet ist ein Tangastring besser als eine Kittelschürze. Und kaufen Sie in Secondhandläden ein! Anstatt neuer, teurer Funktionswäsche kramen Sie die alte Reichswehrunterhose vom Opa aus dem Schrank. Die hat Stalingrad schon überlebt. Dann kommen Sie damit auch ein Wochenende durch die Alpen. Das mag natürlich für viele Lebenspartner ein erotischer Affront sein, doch wahre Leidenschaft kann auch durch Feinripp-Unterhosen nicht gestoppt werden. Die Umwelt darf nicht unter diffusen, ästhetischen Bedenken leiden. Amen!
Wer sich etwas nüchterner mit dem Thema auseinandersetzten will, geht doch als Einstieg auf: www.virtuelles-wasser.de!
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