Biologischer Landbau – Eine Erfolgsgeschichte istockphoto.com/RichVintage

Biologischer Landbau – Eine Erfolgsgeschichte

Lebensmittelherstellung ohne den Einsatz von Kunstdüngern, modernen Pflanzenschutzmittel und mit Produkten aus artgerechter Tierhaltung – Das ist Bio. Kein Wunder, dass sich Bio-Produkte immer größer werdender Beliebtheit erfreuen. Die Geschichte des biologischen Landbaus reicht dabei bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zurück – Es war der Anfang einer Erfolgsgeschichte.

Die Anfänge des biologischen Landbaus

Der biologische, auch ökologische, Landbau entstand in den 20er und 30er Jahren als Antwort auf Probleme der konventionellen Landwirtschaft wie Bodenmüdigkeit, Saatgutabnahme oder der Zunahme von Pflanzenkrankheiten und Schädlingsbefall. Zum ersten Mal begann daraufhin ein Umdenken in der Landwirtschaft (Lebensreform-Bewegung). Biologische Aspekte der Bodenfruchtbarkeit gewannen an Bedeutung und die Menschen verzichteten fortan auf stickstoffhaltige Mineraldünger und schwermetallhaltige Pestizide, um die Nahrungsmittelqualität zu sichern und gesundheitliche Gefahren zu verringern. Des Weiteren endstanden die ersten Ideen zur artgerechten Tierhaltung.

Das Verantwortungsbewusstsein steigt

Man begann, ganz bewusst Verantwortung für die Natur und die Verbraucher zu übernehmen. Dieses neue Verantwortungsbewusstsein wurde durch wissenschaftliche Forschungsergebnisse erweitert, die den Menschen neue Erkenntnisse vor allem über Bodenfruchtbarkeit und Bodenbewirtschaftung lieferten. Neu entwickelte Bodenbearbeitungsgeräte ermöglichten ab den 80er Jahren dann eine noch schonendere Bearbeitung der Anbauflächen. Als mit der Zeit Massentierhaltung zum Problem wurde, wurden Konzepte zur artgemäßen Tierhaltung entwickelt, die den Bedürfnissen der Tiere wie Nahrungsaufnahme, Ruhe oder Körperpflege gerecht wurden. Mit dem Zusammenschluss von Anbauverbänden zur ArbeitsGemeinschaft ökologischer Landbau (AGÖL), 1988, begann die Etablierung unabhängiger Kontroll- und Zertifikationssysteme und der Aufbau eigener Vermarktungsstrukturen.

Aufschwung des biologischen Landbaus und Bio heute

In den 90er Jahren kam es zu einem regelrechten „Bio-Boom“. Die Nachfrage nach Bio-Produkten stieg rasant an. Naturschutz und Nachhaltigkeit rückten immer mehr in den Vordergrund. Heute unterliegen Bio-Produkte bereits sehr strengen Regelungen. Beispielsweise darf ein Produkt nur mit dem Bio-Siegel ausgezeichnet werden, wenn mindestens 95 Prozent der Inhaltsstoffe aus ökologischer Erzeugung stammen. Außerdem darf ein Produkt höchstens 0,9 Prozent gentechnisch verändertes Material enthalten. Bei tierischen Produkten bedarf es für die Kennzeichnung mit dem Bio-Siegel einer artgerechten Haltung sowie der Ernährung der Tiere mit ökologisch produziertem Futter ohne Zusätze wie beispielsweise Antibiotika. Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 10 Bio-Siegel. Über die wichtigsten gibt es hier einen Überblick.

Produktion im Einklang mit der Natur und artgerechte Tierhaltung

Die Geschichte des biologischen Landbaus liefert eigentlich schon die Erklärung für die Beliebtheit und den Erfolg von Bio-Produkten. So wie sich die Menschen anfangs vor Krankheiten durch Kunstdünger oder Pflanzenschutzmittel fürchteten, so geht es auch heute noch vielen. Die Erzeugung und Produktion von Lebensmitteln in Einklang mit der Natur überzeugen eine breite Masse. Aber nicht nur die Natur, sondern insbesondere auch die artgerechte Tierhaltung ist für viele entscheidend.

Scharfe Kontrollen für Bio-Produkte

Bleibt die Frage, wie die Qualität der Bio-Produkte gewährleistet wird. Generell ist die Kontrolle der ökologischen Lebensmittelwirtschaft in der gesamten EU durch die sogenannte EU-Bio-Verordnung geregelt. Konkret sieht diese Verordnung vor, dass Landwirte oder Unternehmen zunächst eine Erst-Kontrolle durchlaufen müssen, in der überprüft wird, ob die Anforderungen der Bio-Verordnung erfüllt werden. Eine weitere Kontrolle findet mindestens einmal pro Jahr statt. Bei Verstößen gegen die Regelungen wird der Verkauf der Produkte untersagt, die Ware, die sich bereits im Handel befindet, muss zurückgerufen werden. Solche Verstöße werden als Ordnungswidrigkeiten geahndet und bei schweren oder wiederholten Verstößen kann der Verkauf von Bio-Lebensmitteln von Landwirten oder Unternehmen ganz untersagt werden. Bio-Produkte aus Nicht-EU-Staaten werden nach einem gleichwertigen Kontrollsystem überprüft.

Kontinuierliches Bio-Wachstum in Zahlen

Wirft man einen Blick auf die Zahlen des ökologischen Landbaus erkennt man nach wie vor ein Wachstum. Laut dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz stieg die Zahl der bewirtschafteten Flächen 2010 um 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und auch die Anzahl der wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betriebe stieg um 4,3 Prozent gegenüber 2009. Dem BMELV zufolge lag die landwirtschaftliche Nutzfläche bis Ende 2010 bei 990.702 Hektar, die von insgesamt 21.942 Betrieben bewirtschaftet wurden. Und zwar nach den EU-weiten Regelungen des ökologischen Landbaus. Aufgrund der hohen Nachfrage ist auch die Zahl der verarbeitenden Betriebe gestiegen, um 4,5 Prozent.

Der biologische Landbau ist also eine Erfolgsgeschichte, die vermutlich noch lange nicht zu Ende ist.