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Bioprinting - Essen aus dem Drucker getty images

Bioprinting - Essen aus dem Drucker

Essbares Fleisch soll zukünftig mithilfe von 3D-Drucker aus lebenden Zellen erzeugt werden. Das sogenannte Bioprinting-Verfahren könnte somit tierische Produkte ethisch vertretbar und klimafreundlich herstellen.

Wenn es nach der US-amerikanischen Firma Modern Meadow geht, werden Mahlzeiten bald gedruckt statt gekocht. Mit der neu entwickelten Technik des Unternehmens lässt sich mithilfe eines speziellen 3D-Drucks essbares Fleisch herstellen.

„Food Printing“ ist für den Wissenschaftler Kjeld van Bommel die Zukunft. Bis jetzt werden bereits Schokolade, Süßigkeiten und weiche Nahrungsmittel gedruckt. Gerade die weichen und liquiden Eigenschaften der Schokolade sind optimal für den Drucker. In den Niederlanden wurden mittlerweile auch Weingummi und Kekse ausprobiert.

Der 3D-Drucker soll Menschen die Möglichkeit geben Fleisch zu essen, die aus religiösen oder moralischen Gründen normal verzichten müssen. „Wir haben bereits ein gezüchtetes kleines Schweinekotelett hergestellt, gekocht und gegessen”, sagte Modern-Meadow-Chef Andras Forgacs der dpa.

3D-Druck soll Insekten und Algen genießbar machen

An der US-amerikanischen Cornell-Universität forscht man schon längere Zeit auf dem Gebiet. Die Wissenschaftler dort hoffen, dass der 3D-Drucker in absehbarer Zukunft in jedem Haushalt zu finden ist und so beliebt wie der PC wird.

Die Forschung, die sich auf die „Biotechnik“ fokussiert, versucht lebende Zellen zu Fleisch zu verarbeiten. Wie „The Guardian“ berichtet, benötigt die Herstellung von Laborfleisch 96% weniger Treibhausgase, 55 % weniger Energie als die herkömmliche Fleischproduktion. Den Forschern gelang es, 2012 ein erstes kleines Fleischstück zu drucken. Einige Wissenschaftler glauben, dass mit der 3D-Drucktechnik Materialien wie Algen, Gras oder Insekten ebenfalls zu genießbarer Nahrung verarbeitet werden können.

Pizza für Astronauten

„Food Printing“ wird in der Praxis schneller Realität werden als manchem lieb ist. Bereits 2015 sollen Pflegeheime für Senioren und Patienten, die nicht mehr gut kauen oder schlucken können, mit den Lebensmitteldruckern ausgestattet werden. Diese sind schneller als jeder Koch und können pro Minute ein Gericht erstellen. Sogar die Raumfahrtorganisation NASA ist auf dem Zug mit dem Nahrungsdrucker aufgesprungen und will ihn weiterentwickeln. Während Astronauten bisher vakuumverpackte Speise mit heißem Wasser essbar machen müssen, sollen mit dem 3D-Drucker in Zukunft auch Pizzas im All gedruckt werden.

Die Gewebezucht und –produktion ist auch für die medizinische Forschung ein wichtiges Thema. Denn aus menschlichen Zellen lassen sich natürliche Gewebeteile herstellen, die für klinische Zwecke genutzt werden können. Diese Technik könnte der Bioprinting-Firma Organovo zufolge die Medizin revolutionieren.

Funktionsweise eines 3D-Druckers

Voraussetzung für den 3D-Druck ist eine Computersoftware, die das digitale Modell in Schichten zerlegt und Anweisungen an den Drucker schickt. Im Prinzip funktionieren 3D-Drucker wie eine vom Computer gesteuerte Heißklebepistole.

So ist für gewöhnlich ein langer, dünner Kunststoff-Faden auf eine Spule gewickelt. Der Faden wird in eine Heizdüse gezogen, die ihn schmelzen lässt und in 0,25 Millimeter dünnen Schichten übereinander presst. Diese einzelnen Lagen ergeben übereinander gelegt das dreidimensionale Modell am Ende. Wie bei herkömmlichen Druckern entscheidet dabei der Bauraum, wie groß ein Objekt werden kann. Es lassen sich aber nicht nur Objekte aus Kunststoff, sondern auch aus Gips drucken. Bei der Gips-Variante werden Pulverschichten übereinander angeordnet und anschließend mit einem Bindemittel verfestigt.

Bei den Essensdruckern kommt statt gewöhnlicher Formmasse hingegen „Biotinte“ aus den Düsen. Die Zutaten befinden sich in Druckerpartonen und werden je nach Rezept gemischt. Mithilfe des Drucksystems und einer Platte am Boden lassen sich die in die gewünschte Form gebrachten Nahrungsmittel dann erhitzen und kühlen.