Der Mensch ist in seinen Essgewohnheiten sehr anpassungsfähig
Meist werden der soziodemografische Hintergrund der Probanden und deren weitere Ernährungsgewohnheiten außen vor gelassen. Doch wir ernähren uns ja nicht entweder vegan oder von Fleisch allein. Neben Fleisch und Fisch gibt es noch viele weitere Lebensmittel, die Einfluss auf die Gesundheit haben können.Eine biologische Antwort scheint es auf die Frage auch nicht zu geben: Entwicklungsgeschichtlich ist der Mensch ein Allesfresser, der sich als äußerst anpassungsfähig erwiesen hat. Dominierte in der Steinzeit noch eine fleischreiche Kost, ist unsere Nahrung in den Industrienationen auch stark durch Ackerbau und Milchviehzucht geprägt.
Mit dem neuen Nahrungsangebot änderte der Mensch seine Ernährungsweise und passte sich daran an. Auch heute kann man noch in den verschiedenen Klimazonen unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten erkennen. In den Polarregionen, wo klimabedingt kein Ackerbau möglich ist, dominiert heute noch eine fett-protein-betonte Ernährungsweise, während sich Richtung Äquator ein kohlenhydratreiches, pflanzliches Nahrungsangebot ausbreitet.
Fleischverzicht führt nicht automatisch zu mehr Gesundheit
Während Fleisch in allen Kulturkreisen als wichtige Proteinquelle genutzt wurde, wird tierische Nahrung heute zunehmend als Risikofaktor abgestempelt. Vordergründig wird diese Behauptung auch von vielen Studien gestützt. Auch eine Langzeitstudie des Deutschen Krebsforschungszentrums kommt zu dem Ergebnis, dass Vegetarierinnen ein 30 Prozent niedrigeres Sterberisiko aufweisen als Normalbürgerinnen. Bei vegetarisch lebenden Männern wurde sogar ein um 50 Prozent niedrigeres Sterberisiko beobachtet.Diese Beobachtung gilt allerdings sowohl für Veganer (verzichten auf alle tierischen Produkte) und Ovo-Lakto-Vegetarier (essen auch Milchprodukte und Eier), als auch für weniger konsequente Vegetarier, die eben doch hin und wieder ein Stück Fleisch oder Fisch verzehrten. Als Vergleich wurden die Werte der Durchschnittsbevölkerung herangezogen. Die geringere Sterbequote kann also nicht am bloßen Verzicht auf Fleisch fest gemacht werden.
Glaubenskrieg oder medizinische Tatsache?
Viel entscheidender war die Tatsache, dass „Vegetarier“ insgesamt zu einem gesünderen Lebensstil neigen, d.h. sie essen bewusster, verzichten eher auf einen übermäßigen Alkoholkonsum, sind in der Regel Nichtraucher und bewegen sich mehr als der Durchschnittsbürger. Entscheidend für das Sterberisiko und eine gute Gesundheit ist also ein insgesamt gesunder Lebensstil und nicht der Verzicht auf eine bestimmte Nahrung bzw. der gezielte Konsum eines bestimmten Lebensmittels.Im Gegenteil: Es gibt bis heute keine Studie, die belegt, dass eine ausgewogene Ernährung mit einem moderaten Fleisch-, Geflügel- und Fischkonsum gesundheitsschädlich sind. Zudem sind tierische Produkte wichtige Eiweiß-, Vitamin- (B-Vitamine) und Mineralquellen (Eisen). Lediglich übertreiben sollte man es mit dem Fleischkonsum nicht. Übrigens: Eine Mangelversorgung mit besagten Stoffen muss auch kein Vegetarier fürchten, sofern er diese durch eine gezielte, pflanzliche Ernährung zuführt. Zwar sind bestimmte Minerale, wie Eisen aus pflanzliche Quellen, zunächst schlechter verwertbar, aber durch die Beigabe von Vitamin C lässt sich die Verfügbarkeit deutlich erhöhen.
Fazit: Aus gesundheitlicher Sicht spricht nichts dagegen, sich sowohl vegetarisch als auch ausgewogen mit Fleisch zu ernähren. Mit beiden Ernährungsformen kann man ohne größere Mangelerscheinungen oder Leitungseinbußen leben. Es bleibt also eine Gewissensfrage, ob man grundsätzlich Fleisch ablehnt oder nur solches aus der Massentierhaltung.