Interview mit Steffen Henssler - Meerjungfrauen kocht man nicht Sony Music, Spassgesellschaft
Essen und Trinken

Interview mit Steffen Henssler - Meerjungfrauen kocht man nicht

Im Interview mit Steffen Henssler sprechen wir über sein Live-Programm „Meerjungfrauen kocht man nicht!“, welches seit dem 18. Januar auf DVD erhältlich ist, über das Tourleben und – wie sollte es anders sein bei Sushi-Experten Henssler – über Fisch.
worlds of food: Steffen, Du betreibst zwei Restaurants, machst Kochsendungen, bist auf Tour mit deinem Programm, schreibst Kochbücher, trittst in Talkshows auf und hast diverse Werbeauftritte. Eine lange Aufzählung Deiner Tätigkeiten, da ist man geneigt zu fragen: Wann gönnst Du Dir Pausen?
Steffen Henssler: Dadurch, dass mir alles was ich tue Spaß macht, habe ich nicht das Gefühl, eine Pause zu brauchen. Natürlich nehme ich mir aber auch mal eine Auszeit, im Dezember war ich gerade auf dem Kilimandscharo, habe mich da ein wenig sportlich ausgetobt und ich entspanne auch mal im Strandurlaub. Aber das Gefühl, unbedingt raus zu müssen, habe ich eigentlich nicht.

worlds of food: In einem älteren Interview auf einer Karriereseite hast Du Jugendlichen den Tipp gegeben, sich auf eine Sache zu konzentrieren, um voran zu kommen. Das hat sich ja bei Dir selbst ein wenig anders entwickelt….
Steffen Henssler: Das stimmt, aber ich habe ja auch als Koch angefangen, habe viele Jahre nur als Koch gearbeitet. Seit einigen Jahren entwickeln sich neue Dinge. Das ist ganz normal, denke ich. Für den Anfang empfinde ich es aber nach wie vor wichtig, sich auf irgendetwas zu fokussieren. Am besten auf das, worauf man Lust hat. Ich hatte große Lust zu kochen, von daher war das für mich der richtige Weg.

worlds of food: Was ist denn für Dich das Wichtigste beim Kochen?
Steffen Henssler: Das ist eindeutig der Spaß. Der Spaß, als Gastronom mit seinem Team in jeden Abend zu starten. Das ist ein wenig wie bei einer Fußballmannschaft. Der Abend geht los, man kocht mit seiner Mannschaft. Man weiß, man hat ein wichtiges Spiel, der Laden ist voll, man muss zusammenhalten. Dazu sind die Flexibilität und die Kreativität in der Küche wie ein Spielplatz für Erwachsene. Man kann alles ausprobieren und das macht eben einfach Spaß.

worlds of food: Und was ist Dir wichtiger, das Kochen selbst oder das, was du damit erreicht hast und was Du inzwischen machst?
Steffen Henssler: Das ist schwer zu sagen. Natürlich hatte das Kochen früher einen wesentlich höheren Stellenwert in meinem Leben. Jetzt sind – letztlich als Zugewinn durch das Kochen – viele Dinge hinzugekommen, die mir genauso großen Spaß machen. Inzwischen ist das Kochen fast schon eine Art Vehikel, durch das ich vieles ausprobieren kann und viele Leute kennenlerne, die ich sonst nie kennengelernt hätte.

worlds of food: Warum zog es Dich mit einem Soloprogramm nun auch noch auf die Bühne? Für einen Koch ist das nicht alltäglich…
Steffen Henssler: Die Idee kam 2011 auf, nachdem sich meine ZDF-Sendung Topfgeldjäger etabliert hatte. Meine generelle Art zu moderieren, lustig und auch etwas frecher, führte dazu, dass man an mich herangetreten ist und mich gefragt hat, ob ich Lust dazu hätte. Dabei war ich selbst zunächst eher skeptisch. Aber wir haben das getestet und dabei habe ich Blut geleckt und gemerkt: Hey, das macht richtig Laune. Das Programm hat sich dann stetig weiterentwickelt und läuft inzwischen richtig rund, weshalb jetzt auch die DVD erscheint und RTL Teile des Programms ausstrahlen wird. (25.01.2013, 23.00, Anm. d. Red.)

worlds of food: Wie entsteht so ein Programm, welche Personengruppen sind daran beteiligt?
Steffen Henssler: Man arbeitet natürlich mit Autoren zusammen. Allerdings habe ich das meiste selbst geschrieben. Die Autoren halfen danach natürlich dabei, das Ganze ein wenig zu strukturieren und in die richtigen Worte zu fassen. Alles was ich da erzähle habe ich aber selbst erlebt, von daher ist das ein sehr persönliches Programm.

worlds of food: Du plauderst im Programm aus dem Nähkästchen, auch Deine TV-Kollegen Lafer, Schuhbeck und Co, bekommen gewissermaßen ihr Fett weg. Steckt in diesem Teil des Programms also auch viel Wahrheit drin?
Steffen Henssler: Absolut. Speziell bei meinen Kollegen von „Lanz kocht“. Das sind natürlich witzige Geschichten, die man so noch nicht kennt.

worlds of food: Jetzt erscheint Dein Programm schon als Live-DVD, die Tour geht aber weiter, oder?
Steffen Henssler: Ja, ab 30. Januar 2013 sind wir an 24 Terminen wieder in ganz Deutschland unterwegs, aber auch in Österreich und der Schweiz treten wir auf. (hier geht es zu den Tourdaten, Anm. d. Red.)

worlds of food: Wie ist denn das Tourleben, wie groß ist der Aufwand?
Steffen Henssler: Der Aufwand ist sehr groß. Wir sind eine aufwendige Produktion und sind unterwegs wie eine Rockband. Wir haben einen Tourbus und einen 40-Tonner für das Küchenequipment. Nach dem Abbau sind wir so gegen halb eins in der Nacht im Bus und ziehen weiter. Morgens geht dann alles wieder von vorne los, in einer anderen Stadt.

worlds of food: Kommen wir zum Abschluss zu einem Thema, das Dir ebenfalls sehr am Herzen liegt: der verantwortungsvolle Umgang mit Produkten aus dem Meer. Unter anderem bist Du „Meeresanwalt“ des WWF, wie kam es dazu?
Steffen Henssler: Das entstand im Zusammenhang mit der Eröffnung meines zweiten Restaurants, dem ONO in Hamburg. Um uns damit ein wenig von unserem ersten Restaurant zu unterscheiden, habe ich mich nach unbekannteren Fischsorten umgesehen und bin dabei auf das MSC-Fischsiegel (das Marine Stewardship Council vom World Wildlife Fund (WWF) ist eine gemeinnützige und unabhängige Organisation, die sich weltweit für verantwortungsvolle und nachhaltige Fischerei einsetzt. Anm. d. Red.) gestoßen. Ich informierte mich, hatte einen Termin beim WWF, wo ich bezüglich der Überfischung aufgeklärt wurde. Seitdem ist das ein großes Thema für mich. Ich richte mich in meinem Restaurant danach und spreche auch Empfehlungen aus, welcher Fisch bedenkenlos gekauft werden kann, wenn ich gefragt werde.

worlds of food: Kann man überhaupt noch bedenkenlos Fisch essen?
Steffen Henssler: Ich finde schon, schließlich ist Deutschland kein Land, in dem – außer Fischstäbchen und Räucherlachs – exzessiv Fisch gegessen wird. Natürlich garantiert kein Siegel der Welt hundertprozentige Sicherheit in dieser Hinsicht, das liegt aber einfach an den finanziellen Interessen, die hinter dem Fischfang stecken. Und wo finanzielle Interessen vorherrschen, bleibt die Moral auf der Strecke. Dennoch bietet das MSC-Siegel einen guten Rahmen und auch wir haben in unserem Restaurant das Angebot an Fischen verändert. So bieten wir im Restaurant zum Beispiel als eine Reaktion darauf keinen Roten Thunfisch mehr an.

worlds of food: Vielen Dank für das Gespräch, Steffen, und weiterhin viel Erfolg!

Hier geht es zu Steffen Hensslers Sushi-Rezept

Weitere Informationen zu Steffen Henssler finden Sie auf seiner Homepage