Bei der stürmischen Gärung treffen die Hefepilze auf den Fruchtzucker und spalten ihn in Alkohol und Kohlensäure. Die Kohlensäure macht den gärenden, brodelnden Most spritzig – und explosiv. Innerhalb von Minuten kann in verschlossenen Transportbehältern ein Druck entstehen, der selbst Glasflaschen zum Bersten bringt. Grund dafür, die explosive Mischung nur in nicht fest verschlossenen Flaschen zu verkaufen. Zwei bis drei Tage lässt sich der Federweiße problemlos im Kühlschrank aufheben. Doch besser schmeckt er gleich vor Ort. Beim Winzer. Zum Beispiel in einem der zahlreichen Keller in Rüdesheim am Rhein. Oder in der Rotwein-Gemeinde Assmannshausen, wo Federweißer aus roten Trauben angeboten wird.
Ein wahrer Gesundbrunnen – wenn mit Verstand genossen
Federweißer enthält neben Alkohol vor allem Hefezellen, Weinsäuren, Mineralstoffe und Vitamine aus der B-Gruppe. Ein wahrer Gesundbrunnen! Aber bitte mit Bedacht genießen, denn das Zwischenprodukt von Most und Neuem Wein ist süffig und hat es auf Grund seines Alkoholgehalts von mindestens 5 bis zu 66 Gramm pro Liter in sich.In der Schweiz heißt das bitzelnde Getränk auch „Sauser“, in Österreich trinkt man es als „Sturm“, in der Pfalz ist es der „Neie“, der die Runden fröhlich stimmt. Weitere Namen sind „Suser“, „Risser“, „Rauscher“ oder „Süßkrätzer“ – je nach Stadium der Gärung. Übrigens: Auch Briten und Franzosen kennen den Federweißen. Im Englischen wird er „ferminting must“ genannt, in Frankreich spricht man von „vin bourru“, wenn es um das moussiernde Getränk geht.
Urkunden belegen: Bereits seit der Zeit des Hochmittelalters hatten die Zecher Freude am „Neuen“. Um ihn länger zu erhalten, wurden Feuerkammern gebaut, in die Holzgebinde eingelagert wurden. Das Erhitzen der Federweiße-Fässer tötete die Hefen ab, die Gärung kam nicht in Gang, und so blieb dem neuen Wein die Restsüße erhalten.
Dass man auch mit Federweißer kochen kann, zeigt dieses Gericht, passend zur Jahreszeit: Blutwurstsoufflé mit Schaum von Federweißer