Der Körper braucht Fett
Dazu zuerst einmal etwas Grundsätzliches: Fett ist ein wichtiger Bestandteil unserer Ernährung. Wer sich komplett fettfrei ernährt, lebt extrem ungesund, denn der Körper kann wichtige Fettsäuren nicht selbst herstellen. Ohne mit der Nahrung aufgenommenes Fett kann unser Organismus die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K nicht verwerten. Es ist „Treibstoff“ von Gehirn, Herz und Muskeln.Fett ist aber auch ein Geschmacksträger. Vereinfacht gesagt: Mit Fett schmeckt alles gleich viel besser, denn es verstärkt den Geschmack von Zucker, Gewürzen und Aromastoffen.
Darum und weil fetthaltige Speisen besonders kalorienreich sind, haben wir leider viel zu viele Übergewichtige mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Beschwerden des Bewegungsapparats und vielem mehr.
Fett ist nicht gleich Fett
Inzwischen hat sich aber auch herumgesprochen, dass es gesündere und weniger gesunde Fettarten gibt. So werden die bei der Fettverarbeitung entstehenden und in beispielsweise Pommes Frites oder fettem Gebäck und Glasuren enthaltenen Transfette als besonders ungesund klassifiziert.Auch die in Fleisch und Milchprodukten enthaltenen Fette gelten nicht unbedingt als gesund, weil sie den Cholesterinspiegel erhöhen. Hier kommt es jedoch stark auf die Menge an, die jemand zu sich nimmt.
Und schließlich gibt es noch die ungesättigten Fette, wie sie in Pflanzenölen – zum Beispiel Oliven- oder Rapsöl – in Avocados, Nüssen und Seefisch vorkommen. Als typisches Beispiel seien hier die Omega-3-Fettsäuren genannt.
Wie ernähre ich mich richtig
Eine Studie mit dem Titel „Pure“, die in der anerkannten Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde, kam sogar zu ganz erstaunlichen Ergebnissen in Sachen „Fett“. Für die Studie wurden über 135.000 Menschen in 18 Ländern zu ihren Essgewohnheiten befragt. Dabei wurde festgehalten, wie hoch der Fett- und der Kohlenhydratanteil des Gesamtenergieverbrauchs war und wie viele Gemüse und Früchte die Menschen zu sich nahmen. Zudem wurden alle Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall sowie die Todesfälle protokolliert.Das Resultat: Wer 68 Prozent oder mehr seines Gesamtenergiebedarfs durch Kohlenhydrate abdeckt, dessen Sterberisiko erhöht sich um 28 Prozent. Wer hingegen 35 Prozent seines Gesamtenergiebedarfs durch Fett konsumiert, dessen Sterberisiko ist um 23 Prozent tiefer als bei Menschen mit niedrigem Fettkonsum. Und: Dabei spielt die Art des Fettes keine Rolle.
Wie bei allen Ernährungsfragen gilt darum auch in Sachen Fett: Auf die Menge kommt es an. Ganz deutlich gesagt: Von „ab und an mal Pommes“ ist noch niemand gestorben. Und wenn Sie komplett auf tierische Fette verzichten und stattdessen Unmengen an „gesunden“ Nüssen essen, werden sie ebenfalls dick und damit krank.
Über den Autor
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.