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Ernährung

Frutarier - Wenn vegan nicht mehr reicht

In Zeiten, in denen ein Lebensmittelskandal den nächsten jagt und immer mehr schockierende Berichte über den Umgang mit Tieren ans Tageslicht kommen, ist es nachvollziehbar, dass immer mehr Menschen eine vegetarische Lebensweise bevorzugen. Nur auf Fleisch zu verzichten, geht einigen Menschen aber nicht weit genug.

Während ein Vegetarier über einen Fleischesser vielleicht die Nase rümpft, könnte ein Frutarier über einen Veganer dasselbe tun. Frutarier sind sozusagen Super-Veganer, die sich nur von dem ernähren möchten, was der Natur keinen Schaden zufügt. Ein Vegetarier isst kein Fleisch und, wenn er konsequent ist, auch keinen Fisch. Ein Veganer geht einen Schritt weiter und verzichtet komplett auf tierische Produkte. Auch das ist einem Frutarier nicht genug. Denn in seinen Augen darf kein Lebewesen für unsere Ernährung sterben. Daher nimmt er nur pflanzliche Produkte zu sich, bei denen die Mutterpflanze bei der Ernte nicht zerstört wird.

 Es wäre etwas übertrieben zu sagen, dass ein Frutarier nur das isst, was vom Baum fällt. Aber einigen wäre das wohl am liebsten. Dabei essen Frutarier bei ihrer Ernährungsphilosophie noch mehr als nur den ganzen Tag Obst, auch wenn Früchte einen großen Teil der Ernährung ausmachen. Neben Obst essen Frutarier auch Gemüsesorten wie Tomaten, Paprika, Zucchini oder Gurken, da diese ja geerntet werden, ohne dass die Mutterpflanze zerstört wird. Auch Hülsenfrüchte wie Bohnen und Erbsen „dürfen“ von Frutariern gegessen werden. Natürlich gibt es Nüsse und Samen sowie Blüten und Blätter. Dazu essen Frutarier noch Getreide, da die Ähren erst dann geerntet werden, wenn die Halme ausgetrocknet und daher in ihren Augen bereits gestorben sind. Insofern gibt es öfter Nudeln und Brot, sofern es ohne Milch und Eier hergestellt wird.

 Tabu sind dagegen natürlich alle tierischen Produkte. Auch Feldfrüchte, bei denen die Stammpflanze zerstört wird, sind in den Augen eines Frutariers nicht zum Verzehr geeignet. Dazu zählen beispielsweise Kartoffeln, Rüben, Rote Beete oder Zwiebeln.

 Diese Einstellung setzt sich bei vielen auch auf das tägliche Leben fort. Frutarier verzichten häufig auf Möbel aus Holz, Schuhe aus Leder und Kleidung aus Wolle. Schließlich stammen diese Produkte ebenfalls von lebenden Organismen.


Kritik am Frutarismus


In Deutschland leben nach Schätzungen des VEBU (Vegetarierbund Deutschland) rund 800.000 Veganer. Wie viele davon Frutarier sind, ist nicht erfasst. Man kann davon ausgehen, dass es noch recht wenige sind. Aber mit der steigenden Zahl der Vegetarier und Veganer kann man davon ausgehen, dass es auch immer mehr Menschen geben wird, die sich zum Frutarismus bekennen.

Dass man keinen Lebewesen Schaden zufügen möchte, um selber satt zu werden, ist eine gute Einstellung. Dennoch müssen Frutarier vorsichtig sein. Denn viele lebenswichtige Nährstoffe wie beispielsweise das Vitamin B12, die der Organismus benötigt, sind fast ausschließlich in tierischen Produkten vorhanden. Und wenn sie auch noch in pflanzlichen Produkten sind, ist die Menge oft so gering, dass man zu große Mengen davon zu sich nehmen müsste, wenn man den Nährstoff nicht supplementieren möchte. Daher warnen viele Mediziner, Ernährungsexperten sowie der VEBU vor einer frutarischen Ernährung und empfehlen den Frutariern, regelmäßige Untersuchungen, um Mangelerscheinungen frühzeitig erkennen zu können.