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Keime in Salami und Co.

ESBL- Was sind ESBL Keime

Angst vor ESBL in Deutschland: In Wurstwaren, besonders in Salami, Mett und Pute, wurden bei einer Stichproben-Analyse problematische Keime gefunden: Die ESBL-Keime sind resistent gegen Antibiotika.

Was ist ESBL

ESBL steht zunächst als Abkürzung für "extended-spectrum beta-lactamases". ESBL-Keime oder Bakterien erzeugen demnach ein verändertes Enzym der Beta-Laktamase, welches die Wirksamkeit von Antibiotika inaktiviert. ESBL ist folglich kein bestimmter Keim, sondern bezeichnet lediglich die erworbene Eigenschaft eines Keims oder Bakteriums zu dieser Enzymbildung. ESBL-Bakterien, die eben jene Enzyme produzieren, sind daher gegenüber wichtigen Antibiotika resistent.
Basierend auf den Krankenhaus-Infektions-Surveillance-Systemen (KISS) hat sich in Deutschland die Häufigkeit von ESBL-Keimen bei Patienten auf Intensivstationen zwischen 2003 und 2009 annähernd verfünffacht. Möglicher Grund für diese Zunahme: Die zunehmende Verwendung von Antibiotika in der Massentierhaltung, an die sich Keime und Bakterien anpassen.

Infektion mit ESBL

ESBL macht nicht krank, solange nur eine Kolonisation der Darmflora vorliegt. Gefährlich ist es, wenn die ESBL-Keime eine Infektion - auch außerhalb des Darmes - hervorrufen. Neben dem Darm können unter anderem Harnwege, Lunge und Wunden davon betroffen sein. Bakterien, die ESBL bilden können dabei Salmonellen, Escherichia coli, Klebsiellen und andere sein. Eine Behandlung mit Antibiotika kann im Falle einer solchen Infektion folglich wirkungslos bleiben und es müssen andere Behandlungsmethoden gefunden werden.

Übertragung von ESBL

ESBL-bildende Bakterien treten bei Mensch und Tier, in der Umwelt und auch in Lebensmitteln auf. Dabei ist eine Übertragung von Mensch zu Mensch möglich und kommt in jüngerer Vergangenheit insbesondere in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens vor. Auch Kontakt mit infizierten Tieren oder aber der Verzehr mit ESBL kontaminierter Lebensmittel kann zu einer Infektion damit führen.

ESBL in Lebensmitteln

In der nun von den Grünen durchgeführten Studie zu ESBL fielen Salami, Mett und Teewurst mit einer hohen Anzahl an ESBL-Keimen auf. In 16 Prozent der Proben fanden sich die Antibiotika-resistenten Keime, Putenfleisch ist dabei besonders stark belastet. Wer diese Produkte verzehrt, muss damit rechnen, zumindest mit ESBL-bildenden Bakterien belastet zu werden.

ESBL Keime in nicht erhitzten Wurstwaren gefunden

In 10 von 63 getesteten Wurstprodukten wurden die ESBL-Keime nachgewiesen. Besonderes Augenmerk wurde auf Rohwaren wie Salami, Mett und Schinken gelegt. Die Wurstwaren wurden in 13 deutschen Städten in Supermärkten, Discountern und Bäckereien erworben und von einem zertifizierten Labor untersucht.

Grünen-Politikerin Bärbel Höhn warnt unterdessen vor der Problematik der Massentierhaltung: „Dieses System […] produziert resistente Keime gegen Antibiotika, die wir als Menschen über das Wurstbrot zu uns nehmen. Das ist eine tickende Zeitbombe“. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter kritisiert: „Mit den Produktionsmethoden beim Billigfleisch gefährden wir unsere eigene Gesundheit.“

Meldung von Antibiotika-Einsatz in der Tierzucht

Ob die seit 1. April geltenden strengeren Vorgaben für den Antibiotika-Einsatz in der Tierzucht ausreichend sind, um die Entstehung Antibiotika-resistenter Keime zukünftig aufzuhalten, darf in diesem Zusammenhang bezweifelt werden. Demnach müssen Tierhalter alle Antibiotika-Anwendungen bei Schweinen, Hühnern, Puten und Rindern alle sechs Monate beim zuständigen Amt melden. Die Behörden können dabei lediglich Stichproben machen, um möglichen Missbrauch zu entdecken.