worlds of food: Herr Rauschmann, Sie machen Craft Beer. Was ist das?
Marc Rauschmann: Letztendlich steht Craft Beer für Handwerk. Innovatives Handwerk, das in der Tradition begründet liegt. Wir verknüpfen folglich die Tradition und das heutige Wissen, um neue, charakterstarke Biere zu brauen. Dabei stehen der Brauer, sein Team und ihre Ideen im Mittelpunkt.
worlds of food: Was machen Sie denn anders als herkömmliche Brauereien?
Marc Rauschmann: Von den herkömmlichen Brauereien unterscheidet uns die Vielfalt und die neuen Stile. Dabei behaupten wir gar nicht, dass die Biere, die es in Deutschland gibt, schlecht sind. Im Gegenteil. Allerdings kann man wesentlich mehr machen in Sachen Vielfalt. Alleine wir bei BraufactuM vertreiben 35 verschiedene Sorten Bier. Technisch gesehen, hat dabei jedes Bier seine eigene Geschichte. So wird beim India Pale Ale zum Beispiel kaltgehopft. Das heißt, dabei gibt man einen Teil des Hopfens in den Lagertank hinein. Als wir damit begannen hieß es, dies sei nicht einmal nach dem Reinheitsgebot. Erst seit einem Jahr herrscht Klarheit darüber, dass dieses so genannte Hopfenstopfen nicht dagegen verstößt. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass sich die verschiedenen Hopfensorten, die wir verwenden, voll entfalten können. Normalerweise wird der Hopfen ja mitgekocht, dadurch geht aber der überwiegende Teil seines Aromas verloren. Dazu haben wir eine lückenlose Kühlkette, durch die das Aroma in bester Qualität beim Kunden ankommt.
worlds of food: Wie schwer ist es, an Rohstoffe wie seltene Hopfensorten zu kommen?
Marc Rauschmann: Man muss sich frühzeitig Gedanken machen, was man im nächsten Jahr brauen möchte. Wenn ich also verschiedene Hopfensorten haben möchte, muss ich die ein Jahr vor der Ernte bestellen. Spontan zur Erntezeit kann es schwer werden, an bestimmte Sorten zu kommen.
worlds of food: Craft Beer boomt ganz besonders in den USA. Wie kommt das?
Marc Rauschmann: Das Besondere in den USA ist die Offenheit, mit der man dort an das Brauen herangeht. Zunächst hatten die Einwanderer die Bierstile ihrer Heimat ins Land gebracht. In den letzten 35 Jahren haben sich die Home- und Craftbrewer dann in den klassischen Bierländern Großbritannien, Belgien und natürlich Deutschland umgeschaut. Die Brauer sind für alles offen, probieren die Stile, die sie weltweit finden aus und entwickeln diese dann weiter. Momentan kommt diese Offenheit eben auch nach Deutschland und das ist für uns natürlich enorm spannend.
worlds of food: Macht Craft Beer letztlich Bier auch für Weintrinker interessant?
Marc Rauschmann: Ganz bestimmt. Wir sind inzwischen auf zahlreichen Weinveranstaltungen unterwegs und bekommen viel positive Kritik von den Weintrinkern. Die Art, wie man Craft Beer trinkt, ist dem Weintrinken ja auch recht ähnlich. Aber wir wollen dem Weintrinker auch eine Ergänzung bieten, nicht dem Wein den Rang ablaufen.
worlds of food: Wie viele Brauer Ihrer Art gibt es denn inzwischen in Deutschland?
Marc Rauschmann: Da stellt sich ein wenig die Frage, welche Brauereien man alles dazurechnet. Die Kriterien der USA würden hier nicht greifen, da fast alle deutschen Brauerein dann als Craft Bier Brauerei eingestuft würden. Betrachtet man die Bierstile, so stellt man fest, dass alle deutschen Bierstile auch als Craft Bier Stil vorkommen. Das zeigt wiederum, dass wir in Deutschland eine andere Ausgangssituation haben. In Deutschland haben wir auch eine sehr große Anzahl an Gasthaus-Brauereien. Die haben aber einen anderen Hintergrund als wir Craft Beer Brauer. Nichtsdestotrotz haben sie maßgeblichen Anteil an der deutschen Bierkultur. Allerdings stehen diese bisher meistens nicht so sehr für Innovationen, wie das beim Craft Beer der Fall ist.
Mehr zum Thema Craft Beer erfahren Sie hier: www.braufactum.de
Craft Beer erfreut sich auch in Deutschland immer größerer Beliebtheit. Ursprünglich stammt der Trend aus den USA, wo es zahlreiche Brauereien gibt, die innovative Biersorten in traditioneller Handarbeit herstellen. Dr. Marc Rauschmann, Braumeister von BraufactuM, erklärt, worum es den Craft Beer Brauern geht.