Gunnar Huhn: Die Antwort auf diese Frage ist leider etwas unromantisch (lächelt verlegen). Ich komme aus den neuen Bundesländern und erlernte zunächst den Beruf des „Kraftwerkers“, der aber kurz nach der Wende wenig zukunftsträchtig erschien. Mein Vater war damals Ingenieur in meinem Lehrbetrieb und legte mir ans Herz, meinen eigenen Weg zu gehen. Mit der Sehnsucht nach Bergen und guten Wintersportmöglichkeiten, bewarb ich mich als Kochlehrling beim „Huaber z’Purkering“ in der Nähe von Trostberg/Oberbayern und bekam sofort diese Lehrstelle. Seitdem bin ich Koch.
2. Ihr größtes Talent ist…
Ohne eingebildet klingen zu wollen - ich strebe Perfektionismus an, was aber auch allzu oft ein Fluch ist, weil mich der eigene Anspruch oft aufreibt.
3. Das größte Privileg ihrer Tätigkeit als Koch?
Da ist zu allererst die Rolle des Gastgebers, der an einem Ort arbeitet, wo andere Urlaub machen. Es ist mir immer eine Freude dazu beizutragen, dass meine Gäste einen seltenen Genuss erleben, einen schönen Abend haben und einen gelungenen Urlaub bei uns am Chiemsee genießen können.
4. Was ist Ihre größte Versuchung?
Die größte Versuchung ist mit Blick auf die schlanke Linie, sich generell zügeln zu müssen (lächelt verschmitzt). Und bei der heutigen qualifizierten Food-Fotografie komme ich bspw. bei Kochbüchern von Daniel Humm oft in die Versuchung, das Rezept sofort nachkochen und genießen zu wollen. Die Bilder sind so gut, so verheißungsvoll… Großartige Arbeit, die da geleistet wird!
5. Was war die bisher schwerste Aufgabe am Herd?
Ich habe nach wie vor täglich Respekt vor der Aufgabe, immer gleichbleibende Qualität zu liefern – egal, welche Anforderungen anstehen, egal, was für einen Tag man hat, egal, wie die Stimmung ist.
6. Welches ist Ihr Lieblingsgericht?
Es sind tatsächlich Spaghetti Carbonara mit dem richtigen Speck, gutem Parmesan und der richtigen Pasta. Dazu ein gutes Glas Weißwein – mehr braucht er nicht, der Huhn (lacht).
7. Welches ist kulinarisch gesehen Ihr Lieblingsland?
Hier möchte ich nicht unterscheiden müssen zwischen mediterraner Küche und klassischer, französischer Cuisine.
Ein Gericht von Gunnar Huhn (©Catalin Cucu)
8. Ihre bisher größte „Kochkatastrophe“?
(Überlegt) Ich erinnere mich an einen verschneiten Abend, zum Ende der Saison, auf der Hospiz Alm in St. Anton. Auf der Karte stand Saibling, 200 Gäste warteten im Gastraum und der Lieferant kam und kam nicht. Stunden vergehen, 12 Köche warten, wir standen tatsächlich in der Einfahrt der Hospiz Alm und haben verzweifelt die Straße entlang geschaut, die Nervositöt und der Stress waren greifbar. Als der Lieferant endlich kam, haben wir in sagenhaftem Teamwork noch alles geschafft. Gott sei Dank, geht zum Ende der Saison alles Hand in Hand.
9. Haben Sie kochende Vorbilder?
Viele, besonders Daniel Humm, New York.
10. Wein oder Bier?
Frei nach Luther „hat alles seine Zeit“. Zum Feierabend genieße ich ein Bier, auf einem Fest oder zu einem Dinner einen guten Wein.
11. Bleibt Ihnen Zeit für Hobbys?
Radfahren ist mein Ausgleich und natürlich mein Familienleben.
12. Sie sind zu Hause und haben Hunger. Was kochen Sie?
(Seine erste Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen, während er herzlich lacht): LSD – lauter schöne Dinge! Tatsächlich koche ich gerne, was der Kühlschrank so hergibt, einige essentielle Zutaten hat man ja immer zu Hause, daraus zaubere ich dann was.
13. Welche Bedeutung messen Sie Sternen und Hauben bei?
Sterne sind und bleiben einer der wichtigsten Maßstäbe für einen ambitionierten Koch.
14. Wie stehen Sie zu Kochsendungen im Fernsehen?
Leider ist das ein Thema, das mehr und mehr inflationiert und deshalb an Qualität verliert. Es gibt aber auch sehr gute und hilfreiche Produktionen, wie bspw. die Serie vom Ikarus im Hangar 7. Wofür ich kein Verständnis habe ist, wenn Menschen, die eigentlich nichts mit dem Kochen zu tun haben, aus PR-Zwecken kochen oder nur, um ihre Karriere am Leben zu erhalten.
15. Regionale oder internationale Küche?
Beides! Die Abwechslung bringt den Spaß und den Anspruch!