Laut einer Umfrage der Apotheken-Umschau zum Thema „Bio-Produkte“ im Sommer 2010, bevorzugt jeder Dritte der 1.942 Befragen bereits Bio-Lebensmittel, weil er sie für gesünder hält. Bio-Produkte werden schon lange nicht mehr nur im Bio-Laden angeboten. Beinahe jede Supermarktkette hat ihr eigenes Bio-Sortiment. Allein in Deutschland gibt es über 100 verschiedene Bio-Siegel. worlds of food gibt einen Überblick über die wichtigsten Bio-Siegel.
Das deutsche Bio-Siegel
Das staatliche Bio-Siegel gibt es seit 2001. Mit dem Bio-Siegel können Produkte und Lebensmittel gekennzeichnet werden, die nach den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau produziert und kontrolliert wurden. Es wird vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vergeben. 60.603 (Stand: 30.09.2010) Produkte sind inzwischen mit dem Bio-Siegel gekennzeichnet. Das Siegel steht für ökologische Produktion und artgerechte Tierhaltung. Mindestens 95% der Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs müssen aus ökologischem Landbau kommen, damit ein Produkt das Bio-Siegel erhalten kann. Das Bio-Siegel lässt außerdem 47 Zusatzstoffe (z.B. Carageen (langkettige Kohlenhydrate), Pökelsalz) zu.
Verboten sind die Bestrahlung von Lebensmitteln, künstliche Pflanzen- und Düngemittel, die Verwendung von gentechnisch veränderten Organismen, sowie die Fütterung mit Antibiotika und Wachstumshormonen. Die Einhaltung der Vorschriften wird regelmäßig und stichprobenartig von staatlichen Behörden kontrolliert.
Weitere Infos zum Bio-Siegel findest Du unter: www.bio-siegel.de
EU-Bio-Siegel
Seit 01.07.2010 gibt es ein neues, EU-weit gültiges Siegel für verpackte Bio-Produkte, die in der Europäischen Union hergestellt wurden. Ähnlich wie beim deutschen Bio-Siegel, wird auch hier die EU-Öko-Verordnung als Standard angelegt. Die Verordnung besagt laut Internetseite der Europäischen Kommission unter anderem, dass:
– mindestens 95% der Inhaltsstoffe landwirtschaftlicher Herkunft biologisch produziert wurden;
– das Erzeugnis mit den Regeln des offiziellen Kontrollprogramms übereinstimmt;
– das Produkt direkt vom Erzeuger oder Verarbeiter in einer versiegelten Verpackung kommt;
– das Erzeugnis den Namen des Erzeugers, des Verarbeiters oder Großhändlers und den Namen oder den Kontrollcode der Kontrollstelle trägt.
In die EU importierte Produkte können das Siegel tragen, wenn sie die Voraussetzungen erfüllen, müssen es aber nicht.
Regionale und private Bio-Siegel
Wer auf 100% Bio wert legt, der ist mit privaten Sigeln am besten aufgehoben. Verbände wie Demeter, Bioland und Naturland garantieren dafür. Die Kriterien für ein solches Sigel sind noch strenger als bei den staatlichen Siegeln.
Demeter
Demeter ist der älteste Bio-Bauernverband in Deutschland. Seit 1924 gibt es diesen Anbauverband. Der Demeter-Verband operiert international und umfasst rund 3500 Höfe, 1500 davon in Deutschland. Grundlage des Anbaus der Demeter-Landwirte bildet das „biologisch-dynamische Prinzip“, das von Rudolf Steiner entwickelt wurde.
Die Richtlinien der Demeter-Bauern gelten als die strengsten beim Bio-Landbau in Deutschland. Wer seine Produkte mit einem Demeter-Siegel kennzeichnen möchte, muss unter anderem folgende Kriterien erfüllen:
– Verzicht auf synthetischen Dünger
– Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel
– Verzicht auf künstliche Zusatzstoffe in der Weiterverarbeitung der Produkte
– Förderung der Lebensprozesse im Boden und in der Nahrung
– Alles was im Betrieb verwendet wird, muss vom eigenen Hof stammen
– Tiere müssen nicht nur art-, sondern auch wesensgerecht gehalten werden.
Bioland
Bioland ist die Marke des Verbandes für organisch-biologischen Landbau e.V.. Er ist der größte Verband in Deutschland. Ihm gehören etwa 5000 Bio-Landwirte und verarbeitende Betriebe an. Bioland legt den Fokus bei „seinen“ Produkten besonderen Wert auf regionale Herkunft. Bei Bioland-Produkten dürfen keine Pestizide und chemisch-synthetische Dünger eingesetzt werden und auch das Saatgut muss aus ökologischem Anbau stammen. Der regionale Fokus wird vor allem bei der Tierhaltung deutlich. An die Tiere wird Futter vom eigenen Hof verfüttert und zudem darauf geachtet, dass der Transport zum Schlachthof nicht mehr als 200km oder vier Stunden benötigt.
Bei Bioland Produkten sind nach eigenen Angaben 22 Zusatzstoffe erlaubt, allerdings keine Konservierungsstoffe (geschwefelter Wein ausgenommen), Geschmacksverstärker und Farbstoffe. Künstliche oder gentechnisch erzeugt Aromen sind ebenfalls tabu.
Die Bioland-Betriebe werden von unabhängigen, staatlichen Kontrolleuren überprüft. Die Kontrollen erfolgen sowohl angekündigt, als auch unangekündigt.
Naturland
Naturland ist die Kurzform des Verbandes für naturgemäßen Landbau e. V. und wurde 1982 ins Leben gerufen. Der Verband zählt weltweit über 55 000 Mitglieder und ist damit einer der größten ökologischen Anbauverbände. Auch seine Richtlinien sind strenger als das staatliche Bio-Siegel und orientieren sich an den Vorgaben von Bioland. Betriebsmittel, beispielsweise Saatgut oder auch Tiere, die zugekauft werden, müssen in der Regel von Naturland oder mit einem gleichwertigen, von Naturland anerkannten Zertifikat ausgezeichnet sein.
Naturland engagiert sich über die Lebensmittelherstellung hinaus. Unter anderem setzt sich der Verband in den Bereichen ökologische Waldnutzung, Textilherstellung und Kosmetik ein. Seit 2005 kümmert sich Naturland zudem um soziale Kriterien und faire Handelspartnerschaften.
Kontrolliert werden die Naturland Betriebe und Produkte von einer unabhängigen und eigenverantwortlichen Kontrollstelle. Meistens wird das Institut für Marktökonomie mit den Kontrollen beauftragt. Das internationale Institut hat seinen Sitz in der Schweiz und weitere Niederlassungen in der Türkei, in Indien und Lateinamerika.
Die Bio-Marken im Supermarkt und Mogelpackungen
Die zahlreichen privaten Bio-Marken im Supermarkt, wie zum Beispiel Bio Wertkost (Edeka), Alnatura (dm), Bio-Smiley (Aldi Süd), Prima Bio (Aldi Nord) oder Bioness (Lidl) basieren in der Regel auf den staatlichen Bio-Siegeln und erfüllen damit die Mindestanforderungen. Generell gilt „Wo Bio drauf steht, ist auch Bio drin“. Bio ist ein geschützter Begriff und darf nicht verwendet werden, wenn die gesetzlichen Richtlinien nicht erfüllt sind. Mogelpackungen sind hingegen Begriffe wie „kontrollierter Anbau“, „kontrollierter Vertragsanbau“, „integrierter Anbau“, „biologische Schädlingsbekämpfung“, „unbehandelt“, „von staatlich anerkannten Bauernhöfen“, „ungespritzt“, „aus alternativer Haltung“ oder „aus umweltschonendem Anbau“. Bei solchen Bezeichnungen handelt es sich keinesfalls um Bio-Produkte.
Bio ist teurer
Die Bio-Produkte sind häufig noch immer teurer als Konkurrenzprodukte ohne Siegel. Ein Grund, warum Bio-Lebensmittel nicht noch häufiger im Einkaufswagen landen. In der eingangs erwähnten Umfrage der Apotheken-Umschau gab ebenfalls ein Drittel der Befragten an, gerne häufiger Bio-Produkte und Lebensmittel guter Qualität kaufen zu wollen, die Preise überstiegen aber ihre finanziellen Möglichkeiten. Und das ist nicht der einzige Kritikpunkt der gegen die Bio-Siegel ins Feld geführt wird. Gerade beim Stichwort „ökologisch“ stößt es Kritikern häufig sauer auf, da der Anbau biologischer Produkte nicht immer mit Schutz natürlicher Ressourcen (z.B. Wasser) vereinbar ist.
Was isst Deutschland?
Auf diese Frage gibt worlds of food die Antworten. In dieser Reihe bieten wir relevante Informationen zu gesundem Essen und Trinken und stellen innovative Ideen aus der kulinarischen Welt vor. Darüber hinaus äußern sich Ernährungswissenschaftler und Starköche zum Thema Ernährung in Deutschland.
Foto: ©Peter von Bechen/pixelio.de





















