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Essensbräuche mal anders - Aufputschmittel und Genuss

Äußere Bedingungen, wie das Klima, die Höhe, die Arbeitszeiten und anderes führen schon mal zu besonderen Ernährungs-Sitten, die in Deutschland nicht üblich sind. Diverse Aufputschmittel, teilweise an der Grenze der Legalität, sind dabei, aber auch proteinhaltige Getränke. worlds of food hat sich auf eine Reise rund um den Globus begeben.

Kokakoka thinkstock

Boliviens Präsident Evo Morales kämpft für eine lange Tradition in seinem Land – das Koka-Kauen. Der Kokastrauch wächst in den Anden in Südamerika und gehört bereits seit Jahrtausenden zum täglichen Leben der Bolivianer, Peruaner und Kolumbianer. Die Blätter der Pflanze werden als Medizin sowie für religiöse Zeremonien eingesetzt und von vielen Menschen gekaut. Genau dieses Koka-Kauen ist allerdings laut der UN-Drogenkonvention seit 2001 in Bolivien illegal, da die Regierung 25 Jahre zuvor die Konvention unterzeichnet hatte. Dies hält die Bevölkerung aber nicht von weiterem Konsum ab. Heute behauptet Morales, die Unterzeichnung wäre ein Fehler gewesen, weswegen die bolivianische Verfassung 2009 die Koka-Pflanze gar als nationales Kulturgut anerkannt hat. Dass sich gerade Morales so für die Pflanze einsetzt, ist nicht weiter verwunderlich, war er doch einst der Anführer unter den Kokabauern.

Beliebt ist das Koka vor allem bei Menschen, die harte körperliche Arbeit verrichten oder sich über einen langen Zeitraum wachhalten müssen, da die getrockneten Blätter 0,5 bis 1,3 Prozent Alkaloide enthalten, wovon bis zu drei Viertel aus Kokain bestehen. Auch gegen Höhenkrankheit, Kälte und Hunger wird Koka gern gekaut. Die aufputschende Wirkung vertreibt bei den Konsumenten den Gedanken an Strapazen.

Da zudem Calcium, Vitamine, Proteine und Eisen enthalten sind, werden die Blätter auch als Nahrungsergänzung genutzt. Die Kokablätter sind also gleichzeitig Genussmittel, Nahrungsergänzungsmittel und werden für medizinische und religiöse Mittel verwendet.

Betelnuss

Ähnlich dem Kauen von Koka, haben auch die Asiaten eine Pflanze, die von vielen Menschen gekaut wird: Die Betelnuss der gleichnamigen Betelnusspalme. Auch ihre Blätter enthalten einen kleinen Anteil an Alkaloiden, der mit 0,3 bis 0,6 Prozent aber geringer ist als jener von Koka. Vor allem in Taiwan und Myanmar erfreut sich das Betelnuss-Kauen großer Beliebtheit. LKW- und Busfahrer, Bauarbeiter sowie Marktverkäufer konsumieren die Nuss besonders gern.

betelnuss thinkstock

Als Betelbissen werden kleingehackte unreife Betelnüsse in mit gelöschtem Kalk bestrichene Blätter gerollt und Lakritz, Tabak oder Pfefferminz hinzugegeben. Auf diesen wird dann herumgekaut, wobei der gelöschte Kalk bewirkt, dass das in den Nüssen befindliche Arecolin in Arecaidin und Methanol zersetzt wird. Die Wirkstoffe passieren so rasch die Blut-Hirnschranke und wirken gegen Müdigkeit und Hungergefühl. Allerdings sind die Wirkstoffe extrem zahnschädigend, verursachen schlechten Atem und können Krebs-, vor allem Mundhöhlenkrebs-erregend sein.

Verkauft wird der Betelbissen oder die Betelnuss in Taiwan meist an in kleinen Verkaufsständen an Ausfallstraßen der Städte. Die Verkäuferinnen werden Betelnuss-Mädchen genannt und sind, um vor allem die männliche Kundschaft anzuziehen, sehr offenherzig bekleidet. In Taiwan ist dies eine lange Tradition und wird nicht allzu kritisch gesehen, da die ungelernten, jungen Frauen für eine leichte Arbeit recht gutes Geld verdienen.

Guarana guarana thinkstock

Guarana ist eine Lianenart mit roten Früchten aus dem Amazonas-Gebiet. Diese haben einen hohen Koffeingehalt, der beim Konsum aber erst nach und nach freigesetzt wird. So hält die Wirkung bis zu sechs Stunden an. Von den Indios werden die Samen der Guarana-Pflanze bereits seit Jahrhunderten getrocknet und gemahlen, mit Wasser aufgeschwemmt und dann mit Honig gesüßt getrunken. Das Getränk ist anregend und verdrängt das Hunger- sowie Durstgefühl, was aber auch zur Dehydrierung führen kann.

Guaranaextrakt hat mittlerweile auch in der westlichen Welt Einzug gehalten, da es heute in vielen Erfrischungsgetränken mit aufputschender Wirkung enthalten ist. Auch Schokolade, Kaugummis und einige Tees enthalten einen Anteil an Guarana.

Kardamom

Kardamom kennen die meisten wohl als Gewürz in der Weihnachtbäckerei oder als Bestandteil in Gewürzmischungen. Kardamom stammt aus dem asiatischen Raum, vor allem in Indien, Sri Lanka sowie Guatemala wird das Gewürz angebaut. In der Medizin wird Kardamom aufgrund seiner krampflösenden und verdauungsfördernden Eigenschaften verwendet. Als Aphrodisiakum für Körper und Geist wird es ebenfalls gehandelt. Aufgrund dieser anregenden Wirkung trinken arabische Männer auch häufig starken Kaffee mit gemahlenem Kardamom.

Ein weiterer Pluspunkt ist die neutralisierende Wirkung des Kardamoms auf eine Knoblauchfahne oder andere Mundgerüche. Dafür müssen die Samenkörner gekaut werden, sozusagen als Kaugummi-Ersatz. Das ist vor allem in den Herkunftsländern des Kardamoms, also in Indien, eine weit verbreitete Sitte. Darüber hinaus helfen die ätherischen Öle des Kardamoms auch gegen den Kater nach zu viel Alkoholgenuss.  

Buttertee

Eins vorneweg: Tibetischer Buttertee schmeckt nicht nach Tee sondern eher nach einer dünnen Suppe. Für die Herstellung werden Tee, Salz sowie ein Stück Butter in ein Rohr gegeben, das mit einem Stößel oder Kolben versehen ist. Die heiße Flüssigkeit wird darin so durchgemischt, dass sich die Butter auflöst. Durch die vielen enthaltenen Proteine, ist Buttertee ein guter Energielieferant. Für die Tibeter, die ihn hauptsächlich trinken, ist er aufgrund der klimatischen Bedingungen und der Höhe des Landes notwendig.