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Das Rezept des letzten Abendmahls Inka Meyer/ www.designee.de
Was gab es beim Abendmahl zu essen?

Das Rezept des letzten Abendmahls

Was gab es beim letzten Abendmahl eigentlich zu essen? Unser Kolumnist, der Kabarettist Philipp Weber, ist dieser Frage in seinem neuen Buch „Ragout vom Mammut“ auf den Grund gegangen und hat in alten Schriftrollen sogar das Rezept dazu entdeckt. Es gab wohl Fischtopf Genezareth.

Als intimer Kenner der altsemitischen Küche hat mich die Frage umgetrieben: Wie lautete eigentlich die Menüfolge beim letzten Abendmahl. Es kann ja wohl nicht nur Brot, Wein und etwas aus der Hüfte vom Erlöser gegeben haben? Das ist ein toller Hauptgang, keine Frage, aber was stand als Aperitif, Vorspeise und Dessert auf der Tageskarte?

So bin ich auf die Suche gegangen und wage zu behaupten, auch fündig geworden. Einen großen Teil meiner Recherche widmete ich dem Studium der Qumran-Rollen, da sie zu den wenigen literarischen Zeugnissen dieser Zeit gehören. Ich reiste nach Jordanien und erhielt mit der Erlaubnis meines guten alten Freundes König Abdullah  II. Einblick in diese einzigartigen Werke. Ich bin zugegebenermaßen keine Koryphäe im Altaramäischen, aber sagen wir so: es reicht, um ein Bier zu bestellen. Stunde um Stunde ackerte ich mich durch die staubigen Pergamente, und als ich endlich am dritten Tage auf Rolle 464 bei Meter 3,40 angelangt war, rief ich laut: „Hosianna“. Denn dort stand zu meiner übergroßen Freude „Fischtopf Genezareth“ geschrieben! Und nicht nur das. Die ganz besondere Zubereitungsweise dieses Mahls ließ nur einen einzigen Schluss zu: Hier stand der Heiland selbst am Herd!

Hier nun das Rezept des letzten Abendmahls:

Zutaten: Fischtopf Genezareth (für 12 Personen)

1 Heilbutt
1 Pfund Muscheln
12 Feigen (getrocknet)
1 Bund Mana
1 große Küchenzwiebel
1/2 Gral geweihtes Wasser
etwas Myrrhe.

Für die Marinade:
Knoblauch, Salz, 1/2 Schwamm Essig, mehrere Senfkörner, Hoffnung

Zubereitung des letzten Abendmahls: Fischtopf Genezareth

Amen, ich sage Euch: Selig sind die, die dürsten nach Gottes Wort. Doch auch die, die hungern nach Gottes „Fischtopf Genezareth“ sollen erhört werden.

So nehmt denn eine Handvoll Feigen, heilet sie von ihren Druckstellen und reinigt die Muscheln von Bartfäden, Sand und Lepra. Die Zwiebeln werden gedünstet mit fein gehacktem Mana. Nun nehmt einen halben Gral Wasser, verwandelt es in einen leichten Moselwein und löschet das Ganze damit ab. Rühret sanftmütig die Muscheln unter, gebet die Feigen dazu, würzet alles mit etwas Myrrhe und Senf. Lasset schmoren das Ganze im Ofen bei 180 Grad. Und wenn der Hahn dreimal gekräht hat, ist der Muschelsud vollbracht!

Wendet Euch nun dem Heilbutte zu und erlöset ihn von seinen Gräten. Marinieret ihn mit Essig und Knoblauch. Geizen sollt ihr nicht mit Knoblauch, denn selig sind die, die stinken in meinem Namen. Doch sollt ihr widersagen dem Salze, nie sollst du den Fisch salzen, bevor du ihn brätst. Und tust du es doch, so bist du des Teufels. Brate den Fisch über einem brennenden Dornbusch bei mittlerer Hitze (Stufe 5), und erst dann komme das Salz auf den Fisch herab, damit sich erfülle wie es geschrieben steht: „Denn siehe, er salzte den Fisch erst, nachdem er ihn briet.“

Nun endlich vereine man Fisch und Muschelsoße im Namen des Herrn. Und was der Herr vereint, das soll der Mensch nicht trennen. Man spreche den Segen, breche das Brot, und wer frei ist von Sünde, der werfe den ersten Croûton. Verzehret dies alles sehr heiß und noch vor der neunten Stunde. Der Kostenaufwand für zwölf Gäste liegt bei circa 40 Silberlingen. Suppe nach unserem Herrn. Amen!

RagoutAuszug aus dem Buch «RAGOUT VOM MAMMUT – 12 aberwitzige Kochgeschichten» erzählt von Philipp Weber mit Bildern von Inka Meyer. „Dieses Buch ist ein Lieblingsprojekt von mir geworden, da ich meiner Phantasie keine Zügel anlegen musste und einfach drauflosgeschrieben habe“, sagt Weber selbst über sein neues Werk.

Erschienen im März 2014 im TreTorriVerlag.
Weitere Leseprobe auf:  FUTTERblog.