Tarantel kommt auf die Speisekarte – Interview mit den Guerilla Köchen Guerilla Köche megaherz gmbh

Tarantel kommt auf die Speisekarte – Interview mit den Guerilla Köchen

worlds of food traf einen der Protagonisten, Felix Metzger, und den Regisseur Jonas Gernstl getroffen und ihnen ein paar Fragen zu ihrem Dokumentarfilm Guerilla Köche gestellt.

worlds of food: Wie ist das Projekt „Guerilla Köche“ entstanden?

Felix Metzger: Ursprünglich wollten Max und ich die Reise durch Asien nur für uns dokumentieren, also die Rezepte festhalten. Dann haben wir uns überlegt eine Videokamera mitzunehmen, um das ganze etwas professioneller zu gestalten. Wir wollten sogar extra einen Kamerakurs machen. Da kam Jonas ins Spiel. Er studiert an der Münchner Filmhochschule und wir wollten von ihm wissen, wie eine Kamera funktioniert.

Jonas Gernstl: Max und ich kannten uns schon länger. Er hat mir von seinen Reiseplänen erzählt und ich dachte, dass sich dieser Stoff gut für einen Dokumentarfilm eignen würde. Wir haben dann angefangen nach Leuten zu suchen, die wir für diese Idee begeistern können. Nachdem wir  BR und WDR mit ins Boot geholt hatten, stand fest, dass aus der Reise von Max und Felix ein Kinofilm werden soll.

worlds of food: Stand die Route schon vor dem Beginn der Reise fest?

Felix Metzger: Wir haben uns eine Route überlegt, aber die haben wir  relativ schnell wieder verworfen. Wir wussten in welche Länder wir wollen – die Reihenfolge war dann relativ egal.

worlds of food: Wie laufen die Pläne mit dem eigenen Restaurant?

Felix Metzger:  Wir sind dran. Leider ist es schwieriger als gedacht. Zuerst einmal muss die richtige Location gefunden werden und dann muss ein Restaurant auch finanziert werden. Wir haben uns 2012 selbstständig gemacht und kochen jetzt  für Caterings und Events. Damit wollen wir das Geld für den eigenen Laden verdienen.

worlds of food: Gibt es bestimmte Gerichte, die ihr dann unbedingt servieren wollt?

Felix Metzger: Klar, also Hund und Tarantel müssen unbedingt auf die Speisekarte (lacht). Nein, natürlich nicht! Aber wir haben von unserer Asienreise viele Rezepte und Inspirationen mitgebracht. Die fließen mittlerweile in die Gerichte ein, die wir kochen. Wie sind zwar keine asiatischen Köche,  haben aber unseren Horizont so erweitert, dass wir die asiatische Nummer auf jeden Fall zu unseren europäischen Grundlagen mit hinein nehmen können.

worlds of food: Wie lief es mit der Verständigung?

Felix Metzger: Mit Englisch sind wir ganz gut über die Runden gekommen. In den Hotels haben die Manager teilweise auch deutsch gesprochen. Der Rest ging mit Händen und Füßen. Man kommt schon zurecht, wenn man möchte. Wenn dir jemand was zeigt, dann muss man halt zuschauen und dann versteht man es auch irgendwie.

Jonas Gernstl: Es kommt auch immer darauf an: Es macht einen riesigen Unterschied, ob man jetzt in Japan, Kambodscha, Thailand oder Singapur ist. In Singapur und Hongkong spricht jeder Englisch, aber wenn man in der thailändischen Provinz rausfinden will, wie die Omi ihre Nudelsuppe macht, dann stößt man dann doch an die sprachlichen Grenzen. Das Schöne ist ja, dass Kochen doch irgendwie eine internationale Sprache ist, die jeder versteht. Wir haben gemerkt, dass in der Küche beim Arbeiten das Eis meist sehr schnell gebrochen war.

worlds of food: Und woher kommt euer Motto: „You´re only as good as the last meal you cooked”?

Felix Metzger: Den Spruch haben wir an der Wand in einem Restaurant in Singapur gelesen. Der Satz stammt vom  englischen Koch Ryan Clift und wir haben ihn uns angeeignet, weil er unserer Meinung nach zutrifft. Diese Küchenphilosophie bezieht sich nicht unbedingt auf das, was man sich zuletzt gekocht hat, sondern vielmehr auf den Service im Restaurant. Man kann den ganzen Abend Gas geben und die Gäste gut bedienen, aber wenn um 22 Uhr noch ein Gast kommt und man serviert ein halbherziges Gericht, weil man eigentlich schon gar keine Lust mehr hat, dann war der Abend eben doch nur so gut, wie das letzte Gericht, das man gekocht hat. Der Ausspruch soll ein Ansporn sein, dass man immer 100 Prozent geben muss.

worlds of food: Gab es einen Punkt, an dem ihr die Reise am liebsten abgebrochen hättet?

Jonas Gernstl: Als wir von Hongkong weitergereist sind, da hatte ich das Gefühl die Beiden haben Heimweh und waren nur zu cool, um es zuzugeben. Aber Felix und Max behaupten noch immer das stimme nicht.

Felix Metzger: Nein, das kann ich so wirklich nicht bestätigen. Es gibt im Film eine Szene, da sprechen wir kurz über Heimweh. Aber ich finde nicht, dass wir Heimweh hatten. Klar gibt es manchmal Situationen, in denen man genervt ist, aber das hat mit Heimweh recht wenig zu tun. Wir waren immer glücklich, hatten immer Spaß und kamen auch gut zurecht. Es war für uns auch eine sehr erfolgreiche Reise mit relativ wenigen Rückschlägen. Weitaus besser, als wir uns das vorgestellt haben.

worlds of food: Von welchem Land wart ihr eher enttäuscht?

Jonas: In Japan kam kurzzeitig mal schlechte Stimmung auf. Wir dachten, dass wir jetzt ins Koch-Eldorado eintauchen, aber dann haben uns alle die Türen vor der Nase zugeschlagen. Die Japaner mögen es nicht, wenn ihnen fremde Leute in die Kochtöpfe schauen und da rumpfuschen. Da sind die Thailänder und Vietnamesen schon offener gewesen.

worlds of food: Haben sich die Asiaten dann umgekehrt auch für die deutsche Küche interessiert?

Felix Metzger: Ja, wir haben in Singapur auch einmal deutsches Essen gekocht – Rinderrouladen. Aber die waren alle ziemlich erschlagen danach, weil sie das schwere Essen nicht gewohnt sind. Die Asiaten ernähren sich ja generell von sehr frischen Zutaten und wenig Kohlehydraten. Die lagen danach alle da und haben geschlafen.

worlds of food: Was war das Schlimmste was ihr gegessen habt?  Guerilla Köche1

Felix Metzger: Spinne und Schlange waren die  ungewöhnlichsten Speisen. Aber das war nicht schlimm zu essen, sondern eher spannend, würde ich sagen. Die Beine der Spinne waren sehr knusprig und der Rest waren halt Innereien.

Jonas Gernstl: Es gab auch einmal Hund mit Gallenflüssigkeit als Soße. Das fand ich unglaublich eklig. Die Jungs mussten es essen – und ich und mein Kameramann waren ja zum Glück nur zum Filmemachen dabei.

worlds of food: Letzte Frage: Würdet ihr es noch einmal machen?

Felix Metzger: Unbedingt. Ich würde vielleicht mal den Kontinent wechseln, Südamerika zum Beispiel. Aber in der Konstellation würde ich es sofort wieder machen. Wir sind absolute Abenteuertypen und fremde Länder zu bereisen macht einfach Spaß.

Jonas Gernstl: Für mich war es eine einzigartige Erfahrung was das Filmemachen angeht. Wie viel man aus einem Film rausholen kann, wenn genügend Leidenschaft dahinter steckt. Wir hatten nur eine kleine Kamera dabei. Aber wenig Ausrüstung und wenig Personal hindern einen nicht daran, gute Filme zu machen.

Hier geht es zur Filmvorstellung: Guerilla Köche

Personen auf dem Titelbild: (v.l.) Kameramann Fabio Stoll, Regisseur Jonas Gernstl, Max Jensen und Felix Metzger