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Warum wir im Winter Deftiges lieben

Unsere Essgewohnheiten passen sich automatisch an die Jahreszeiten an. Je kälter, desto deftiger also? Tatsache ist: Mit dem Rückgang der Temperaturen im Herbst steigt auch tendenziell der Appetit auf kräftigere Speisen. Die Gründe hierfür sind ganz unterschiedlich erklärt Ernährungsexperte Dr. Thomas Ellrott.

Der Frühling lockt mit jungem Gemüse und frischen Kräutern, der Sommer mit knackigen Salaten und viel Obst. Im Herbst freuen wir uns auf heiße Eintöpfe und Suppen, der Winter ist geprägt von üppigen Fleischgerichten.

Wesentliche Einflüsse auf unsere Vorlieben

Bei kalten Temperaturen benötigen wir eine ergänzende Zufuhr an Energie – also Kalorien, um unsere Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Vor allem deftige Speisen zeichnen sich durch einen hohen Kaloriengehalt aus. „Im Laufe der Jahrtausende hat sich im kollektiven Gedächtnis der Kulturen verankert, welche Lebensmittel zu welcher Jahreszeit verfügbar sind. In Kulturkreisen, in denen die Jahreszeiten weniger deutlich zu spüren sind, haben sich diese wechselnden Bedürfnisse kaum ausgeprägt“, erläutert Ernährungsexperte PD Dr. Thomas Ellrott, Leiter des Instituts für Ernährungspsychologie an der Universität Göttingen. Auch religiöse Faktoren haben dazu beigetragen, dass unser Appetit auf deftige, kräftige und salzige Gerichte im Winter am höchsten ist: Traditionell wird an Feiertagen wie zum Beispiel Weihnachten in vielen Haushalten Wert auf besonderes und üppiges Essen gelegt. 

Männer mögen es deftiger

Es liegt in der Natur der Sache, dass Männer mehr Kalorien und auch mehr Nährstoffe als Frauen brauchen – unabhängig von herrschenden Temperaturen. „Gerade der Verzehr von Fleisch spielt für Männer eine besondere Rolle – denn Fleischverzehr gilt unter den Lebensmitteln als besonders männlich und gehört quasi zur Definition der klassischen männlichen Geschlechterrolle. Das hat damit zu tun, dass in der Historie das Erlegen von Tieren eine typischerweise von Männern ausgeübte Tätigkeit war. Zum anderen demonstriert der Kampf mit dem Tier Macht und Stärke“, kommentiert Dr. Ellrott.

Auswirkungen auf die schlanke Linie

In der kalten Jahreszeit neigen wir dazu, uns mit deftigen Gerichten und allerlei Süßem etwas „Gutes“ zu tun – nicht ohne Folgen für die Figur. Selbst Leistungssportler nehmen ein bisschen zu, wenn die Tage kürzer und kälter werden. Die Frage ist, ob unser Körper vielleicht den Winterspeck braucht, um nicht zu frieren? „Früher ja, heute eher nein. Die Biologie gibt uns zumindest im permanenten Überfluss kein Alibi für die zusätzlichen Pfunde: Die geringe körperliche Aktivität heutiger Menschen und der gleichzeitige Verzehr von vielen besonders kaloriendichten Speisen ist für die Gesundheit nicht ohne Risiko“, antwortet Dr. Thomas Ellrott.

Quelle: Bad Reichenhaller