Danke fürs Schlürfen - Ivan Ramen in New York Derk Hoberg
Ramen in New York

Danke fürs Schlürfen - Ivan Ramen in New York

„Ramen sind nichts Elegantes. Sie sind salzig und fettig und haben zu viele Kalorien - aber sie sind verdammt lecker!“, sagt Ivan Orkin in „Chef´s Table“. Die Macher der Netflix-Serie waren von seiner Lebensgeschichte so beeindruckt, dass er der erste New Yorker Koch ist, der in der Serie portraitiert wird. Wir haben Ivan Ramen einen Besuch in der Lower East Side abgestattet.

Bahnbrechender Erfolg in Japan, dem Mutterland des Ramen, zwei Restaurants in New York und nun sogar Protagonist in der Netflix-Serie „Chef´s Table“. Ivan Orkins Vita liest sich wie eine echte Erfolgsgeschichte. Doch lief es nicht immer so für den Sohn eines erfolgreichen Anwalts und einer Künstlerin. Lange wusste er nicht, was er überhaupt mit sich anfangen sollte, galt als das schwarze Schaf der Familie. Der Weg von der Aushilfe in einem japanischen Restaurant und dem Japanisch-Studium am College über den Besuch einer Kochschule bis hin zum Umzug nach Japan und zurück nach New York war steinig. Und mit dem Tod seiner ersten Ehefrau war er auch von einem schweren Schicksalsschlag geprägt. Nachdem er mit der japanischen Kultur und den Ramen-Suppen aber seine Passion gefunden hatte, ging es wieder bergauf. Inzwischen ist Orkin zum zweiten Mal verheiratet, wieder auf der Sonnenseite des Lebens angekommen und wird von Kritikern gar als „Ramen-Gott“ gefeiert.

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Ivan Orkin (©Netflix)

Japanisch, akribisch

Der in Long Island geborene Ivan Orkin selbst sieht sich hingegen einfach nur als Koch, der permanent daran arbeitet, dass seine Gerichte schmecken. Seine Liebe zur Ramen-Suppe und dem intensiven Umami-Geschmack entfaltete sich verständlicherweise während seines Japan-Aufenthalts. Dass aber ausgerechnet er, als US-Amerikaner, dort zu einem der erfolgreichsten Ramen-Köche würde und dort inzwischen sogar Fertiggerichte unter seinem Namen vertrieben werden, hätte er sich wohl selbst nicht träumen lassen. Geschafft hat er das durch die nötige Akribie, die normalerweise nur die Japaner selbst beim Kochen an den Tag legen. Dafür schüttet er kiloweise Zutaten in die riesigen Töpfe seiner Küche, kocht 20 Hühnchen auf einmal zu einer intensiven Brühe und experimentiert ausgiebig mit der richtigen Teigmischung für seine selbstgemachten Nudeln.

Ramen

So braucht man beim Besuch von Ivan Ramen in Manhattans Lower East Side oder seines zweiten Ladens „Ivan Ramen Slurp Shop“ in Hell´s Kitchen auch keine Angst vor dem China-Restaurant-Syndrom zu haben. Künstliches Glutamat wie Hefeextrakt bleibt hier außen vor. Stattdessen wird mit gerösteten Tomaten, Pilzen oder der umamireichen Kombualge gewürzt. Angeboten wird eine kleine aber feine Auswahl an Speisen, überwiegend natürlich Ramen, die man am besten direkt an der Theke zu sich nimmt. Dann nämlich kann man den einen oder anderen neugierigen Blick in die Küche werfen, wo die die portionierten Nudeln in kleinen Sieben im Wasser köcheln. Sind sie fertig, werden sie mit den anderen Zutaten in die gewünschte Brühe gegeben und serviert. Vermischen muss sie der Gast dann selbst.

Besuch beim Ramen-Gott

Eine Anleitung, wie man Ramen richtig isst, oder vielmehr schlürft, gibt es oberhalb der Küchendurchreiche. Ein Comic erklärt die traditionelle und sehr laute Art, wie die Nudeln in Japan geschlürft werden. Da sich in New York nicht jeder daran hält, ging es bei unserem Besuch doch eher nach westlichen Gepflogenheiten und vergleichsweise leise zu. Gut besucht - auch wenn wir problemlos einen Tisch beziehungsweise unseren Platz an der Theke reservieren konnten - und so lecker wie in Japan war es allemal. Das intensive Aroma der Brühe und die frischen Zutaten nach Wahl obendrauf ergeben eine tolle Kombination, die auch sättigungstechnisch ein Weilchen vorhält. Ramen sind eben, wie jede gute hausgemachte Suppe, echtes Soulfood.

durchreiche

Neben den Suppen und den anderen asiatisch angehauchten Gerichten verkauft Orkin hier auch sein handsigniertes Kochbuch und jene "ivanRamen"-Shirts, die auch er selbst immer trägt. Wem es also so gut geschmeckt hat wie uns, der kann sich noch mit einem Andenken versorgen, bevor er wieder nach Hause geht. Oder ins Büro, um womöglich einen Artikel darüber zu schreiben, wie gut Ivans Ramen doch waren.

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