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Chinesische Tradition

Die Geburtstagsnudel

Die Geburtstagsnudel: Je länger die Nudel, desto gesegneter die Zukunft. Was es mit dieser chinesischen Tradition auf sich hat, erklären die Inhaber von Hamburgs ältestem China-Restaurant.

Von wegen typisch italienisch: Auch Chinesen lieben Nudeln. Die beliebten Teigwaren gibt es in Asien in vielen Formen und Farben – und das bereits seit mehr als 4.000 Jahren. Aus dieser Zeit stammt auch das älteste überlieferte Nudelrezept. Und da in der fernöstlichen Kultur fast alles einen symbolischen Hintergrund hat, findet sich dieser auch bei der asiatischen Pasta wieder. Besondere Bedeutung hat hierbei die traditionelle Geburtstagsnudel Chang Shou Mian. Sie gilt als Symbol für ein langes Leben, garantiert Glück und Gesundheit. Was sich hinter dem Mythos verbirgt und wie ein chinesischer Geburtstag gefeiert wird, verraten Mary-Ann und Dennis Kwong, die das Dim Sum Haus, Hamburgs ältestes Chinarestaurant, leiten.

Je länger die Nudel, desto gesegneter die Zukunft: Bei wichtigen Anlässen wie Geburtstagen spielt die Nudel eine ganz besondere Rolle. Im Land des Lächelns wird zur Feier des Tages keine herkömmliche Geburtstagstorte gebacken, sondern Pasta gegessen. „Für viele Chinesen zeichnet sich ein gelungenes Fest erst durch die traditionelle Geburtstagnudel Chang Shou Mian aus. Die Besonderheit ist ihre Länge, denn sie steht symbolisch für ein langes, gesundes Leben“, fasst es Mary Ann Kwong zusammen, die gemeinsam mit ihrem Mann Dennis das Dim Sum Haus in Hamburg repräsentiert. „Meist wird die Pasta in einer Suppe serviert. Beim Essen des Gerichts ist dann große Vorsicht geboten: Auf keinen Fall zerteilen, denn das bringt laut Überlieferung großes Unglück.“ Im Reich der Mitte zeichnen sich traditionelle Gerichte nämlich nicht immer durch Reis aus: Nudeln lassen sich viel häufiger in Menüs wiederfinden als angenommen. Besonders die Alltagsküche Nord- und Nordwestchinas lässt das Herz aller Pasta Liebhaber höher schlagen. Während frische, handgemachte Nudeln in Deutschland nur noch in gehobenen Restaurants zu finden sind, werden sie in China in zahllosen, preiswerten, kleinen Restaurants serviert. Oft sind sie gebraten, mit Gemüse und Sojasoße vermengt oder vervollständigen warme Suppen.

Chinesische Geburtstage sind für den Rest der Welt ohnehin ein kleines Mysterium. Das Rätsel fängt bereits bei dem Geburtsdatum an. Hierbei spielt der „richtige“ Kalender eine entscheidende Rolle. Richtet sich das Datum nach dem chinesischen Mondkalender, verschiebt sich der Geburtstag im Vergleich zum westlichen Gregorianischen Kalender jährlich um einige Tage. Aus diesem Grund bekamen vor allem ältere Menschen nachträglich einen Geburtstag im Gregorianischen Kalender zugeteilt. „Bei all dem Durcheinander ist es ganz praktisch, dass eigentlich alle Chinesen an Neujahr automatisch ein Jahr älter werden“, erklärt Dennis Kwong.

Immer ein Jahr voraus: Ein weiterer Unterschied zum Okzident ist, dass chinesische Babys den westlichen Nachkommen um Einiges voraus sind – genau genommen ein ganzes Lebensjahr. Das liegt daran, dass nach chinesischer Tradition das Alter bereits ab dem Zeitpunkt der Empfängnis gezählt wird. Wenn die Kinder auf die Welt kommen, sind sie folglich schon ein Jahr alt.

Wer von da an aber auf jährliche Geburtstagsveranstaltungen hofft, der irrt: Ausgiebige Feiern werden nach herkömmlichem Brauch erst im höheren Alter veranstaltet. Mit 60 ist der erste Lebenszyklus vollendet und es sollten alle wichtigen Lebensaufgaben in Bezug auf Beruf und Familie erfüllt sein. Dieser Erfolg wird meist mit einem großen Fest zelebriert, welches Angehörige und Kinder organisieren. Die Geburtstagsnudel darf als fester Bestandteil der Party natürlich auch hier nicht fehlen und soll für die Zukunft weiteres Glück bringen.