Fachkräftemangel in der Gastronomie Derk Hoberg
Interview mit Ralf Jakumeit

Fachkräftemangel in der Gastronomie

Ralf Jakumeit ist Spitzenkoch und bekannt durch seine TV-Auftritte in der Kocharena bei VOX. Auf der Intergastra, einer der Leitmessen für innovatives Gastro-Business, informierte er Jugendliche über die verschiedenen Berufe in der Gastronomie. worlds of food sprach mit dem „Koch-Rocker“, der ein Event- und Präsentations-Catering betreibt, über den Fachkräftemangel in der Gastronomie.

worlds of food: Ralf, warum engagierst Du Dich hier, um Nachwuchs für den Gastronomiebereich zu gewinnen?
Ralf Jakumeit: Wenn wir es nicht machen, dann haben wir bald überhaupt keinen Nachwuchs mehr. Und ich glaube, dass man die jungen Leute nicht mit zu spießigen Kampagnen abschrecken sollte. Kochen ist Rock´n´Roll. Wenn der Nachwuchs das merkt, kommt er gerne zu uns und zieht den gewählten Beruf dann auch hoffentlich durch.

worlds of food: Wie groß ist der Fachkräftemangel in der Branche?
Ralf Jakumeit: Brutal. Und das hat natürlich auch seine Gründe. Wir arbeiten immer dann, wenn andere frei haben. Erkläre das mal einem jungen Menschen. Die anderen gehen feiern und wir sind am Buckeln. Da braucht man schon gute Argumente, um den Nachwuchs zu begeistern. 

worlds of food: Was muss der Nachwuchs denn mitbringen, um sich in der Gastronomie zu bewähren?
Ralf Jakumeit: Einfach das Feuer und die Leidenschaft zu kochen und Menschen die Wünsche von den Augen abzulesen. Man bereitet anderen Menschen mit diesen Berufen ja auch viel Freude.

worlds of food: Wie wichtig ist das Talent, um beispielsweise Koch zu werden? Kann man das Würzen und Abschmecken komplett erlernen?
Ralf Jakumeit: Ganz talentfrei darf man natürlich nicht sein. Man kann sich vieles aneignen, aber gute Köche bringen schon ein paar Grundvoraussetzungen mit. Zum Beispiel, dass schon bei Ihnen zu Hause gut und frisch gekocht worden ist. Aber das auch nicht zwingend erforderlich, wie folgendes Beispiel schildert: Ich habe bereits einige Lehrlinge ausgebildet, die aus kulinarisch schwierigen Verhältnissen stammen. Da hatte die Mutter keine Lust zu kochen, der Vater war über alle Berge. Da gab es Fertig-Pizza. Deren Grundkenntnisse beschränkten sich darauf, wie man die Folie von der Pizza entfernt. Einer von diesen Lehrlingen hat sich inzwischen einen Michelin-Stern erkocht. Man kann es also auch als Quereinsteiger richtig knallen lassen.

worlds of food: Wo kann man sich denn über die verschiedenen Berufe in der Gastronomie informieren, wo bekommt man einen guten Überblick, welcher Beruf für einen in Frage kommt?
Ralf Jakumeit: Zum Beispiel auf der DEHOGA-Homepage, dem Bundesverband der Branche. Dort gibt es zu den einzelnen Berufen und Sparten viele Infos. Man kann aber auch gerne anrufen und um eine telefonische Beratung bitten. Die helfen gerne weiter. Dort gibt es auch Stellenanzeigen und wenn man sich nicht sicher ist, findet man dort auch Adressen von Betrieben, in denen man ein Schnupperpraktikum machen kann.

worlds of food: Bildest Du momentan auch selbst aus?
Ralf Jakumeit: Nein, momentan nicht. Zurzeit bin ich zu viel unterwegs und bin auch mit der Firma umgezogen. Ich hoffe aber, dass ich 2015 wieder Köche ausbilden kann. Ich habe irrsinnigen Spaß daran, jungen Menschen etwas beizubringen. Für mich ist es ein tolles Gefühl, unterwegs bei unseren Auftritten in ein Restaurant zu gehen, in dem dann ein ehemaliger Lehrling von mir inzwischen Küchenchef ist. Da geht mir schon das Herz auf.

worlds of food: Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg, Ralf.
Ralf Jakumeit: Darf ich noch einen Appell an die jungen Leute da draußen richten?

worlds of food: Gerne!
Ralf Jakumeit: Leute, schaut´s einfach mal vorbei, in einem Betrieb oder bei der DEHOGA, und guckt euch an, wie geil die Berufe in der Gastronomie sind und wie viel Spaß sie machen!

Weitere Informationen zu Ralf Jakumeit gibt es hier: Rocking Chefs
Hier gibt es ein Rezept von Ralf Jakumeit: Die etwas andere Stadionwurst