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Trennkost nach Hay

Eigentlich hört sich das Prinzip der Trennkost gut an: ein Diät-Konzept, bei dem man nahezu alles essen darf. Weder die Menge, noch die Kalorien werden gezählt. Man sollte aber darauf verzichten, eiweißhaltige und kohlenhydrathaltige Lebensmittel gleichzeitig in einer Mahlzeit zu sich zu nehmen.

Schon 1907 entwickelte der New Yorker Arzt William Howard Hay die Trennkost. Somit handelt es sich dabei um einen echten Oldie, der anscheinend nie aus der Mode kommt. Alle Jahre wieder erscheinen neue Bücher zum Thema und ein neuer Trennkost-Boom wird ausgelöst. Es ist aber keine Diät zum Abnehmen. Vielmehr geht es ganz allgemein um gesunde Ernährung.


Für Hay entstanden verschiedene Krankheiten durch die gemeinsame Aufnahme von Eiweiß und Kohlenhydraten. Beide Nährstoffe seien nicht gleichzeitig zu verdauen, weshalb der Körper übersäuere. Die Folge wären Gärungsprozesse im Dünndarm, der Verdauungsprozess würde dadurch gestört und die Gesundheit damit gefährdet. Um seine Theorie zu stützen, wies Hay auf die Hülsenfrüchte hin, die im Übrigen das einzige Nahrungsmittel sind, das man nach der Lehre des New Yorker Arztes nicht zu sich nehmen darf. Hülsenfrüchte enthalten nämlich sowohl Eiweiß, als auch Kohlenhydrate und sind deshalb besonders schwer verdaulich.


Drei Lebensmittelgruppen unterscheidet die Trennkost


Die Trennkost soll das Verhältnis zwischen Säuren und Basen im Körper regulieren und damit die Gesundheit verbessern. Erklärtes Ziel des Prinzips ist nach Hay die Heilung vieler Krankheiten. In der praktischen Umsetzung empfiehlt er, morgens und abends Kohlenhydrate und mittags Eiweiße zu essen.

Hay unterscheidet drei Gruppen von Nahrungsmitteln. Die neutralen Lebensmittel, hauptsächlich Gemüse und Fette, die Eiweißgruppe, überwiegend Fleisch, Fisch und Milchprodukte mit einem Fettanteil unter 50 Prozent, sowie die Kohlenhydratgruppe. Hierzu gehören alle Arten von Brot und Kuchen, Nudeln, Kartoffeln, Reis und Süßungsmitteln.

Zusammengestellt werden die Mahlzeiten mit Hilfe spezieller Tabellen. Der Anteil basenbildender Lebensmittel (Kohlenhydrate) soll demnach aus 80 Prozent bestehen, der säurebildender (Eiweiße) aus 20 Prozent. Die Nahrungsmittel aus der neutralen Gruppe können mit beiden anderen Gruppen beliebig kombiniert werden. Zudem sollen bei der Trennkost nur natürliche Lebensmittel verwendet werden. Damit die Verdauung optimal funktioniert, empfiehlt Hay langsam zu essen und gründlich zu kauen und zwischen den Mahlzeiten vier Stunden vergehen zu lassen.


Kritik an der Trennkost


Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) steht der Trennkost kritisch gegenüber. Ein grundlegendes Problem: Nicht nur Hülsenfrüchte, viele andere Nahrungsmittel enthalten ebenfalls sowohl Kohlenhydrate als auch Eiweiße. Außerdem sichert die Hay´sche Auswahl an Lebensmitteln nicht die ausreichende Versorgung mit Nährstoffen. Nur 20 Prozent an säurebildenden Nahrungsmitteln sind zu wenig. Die unter diese Gruppe fallenden Getreideprodukte liefern essentielle Stoffe wie B-Vitamine, Folsäure und Magnesium.

Auch Käse, Fleisch und Fisch kommen der DGE bei der Trennkost zu kurz. Dadurch kann es zu weiteren Mangelerscheinungen kommen. Kalzium-Mangel, Eisen-Mangel und zu wenige Omega-3-Fettsäuren sind die Folge.

Was das Thema Säure-Basen-Haushalt angeht, bestehe für den gesunden Menschen keine Gefahr zu übersäuern. Somit bringt eine Ernährung überwiegend aus Kohlenhydraten keinen Vorteil.


Fazit: Trennkost medizinisch widerlegt

Medizinisch sind die Theorien, die der Trennkost zu Grunde liegen mittlerweile widerlegt. Dennoch kann eine modifizierte Trennkost, etwas ausgewogener als zu Hays Zeiten, durchaus Vorteile mit sich bringen. Die Empfehlungen, sich beim Essen Zeit zu lassen, nur natürliche Lebensmittel zu sich zu nehmen und der niedrige Fettanteil der Ernährung, sind heute noch gültig.

Zudem setzt man sich mit dem Thema Ernährung intensiv auseinander und überlegt sich, was man essen will und auch darf. Dadurch wird wesentlich bewusster gegessen – ein Effekt der eigentlich nie schaden kann.